Drei Meinungen, wie mit der aktuellen Saison umgegangen werden sollte

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Drei Meinungen, wie mit der aktuellen Saison umgegangen werden sollte

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Am Donnerstag spricht der Fußball- und Leichtathletk-Verband eine Empfehlung für die aktuelle Saison aus. Wir haben uns schon vorher mit den Optionen auseinandergesetzt.

Dortmund

, 30.04.2020, 08:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Am Donnerstag wird das Präsidium des Fußball- und Leichtathletik-Verbandes Westfalen eine Empfehlung aussprechen, wie die Saison von der Kreisliga D bis zur Oberliga beendet werden könnte. Weil das Rechtsgutachten noch aussteht, kann sich die Empfehlung des Verbandes aber noch ändern.

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Drei Redakteure unser Redaktion haben sich Gedanken gemacht und aufgeschrieben, wie sie es machen würden. Oder was sie für am fairsten halten:

Thomas Schulzke (Fortsetzung der Saison ab 1. September oder später)

Mein erster Impuls vor drei Wochen lautete: Brecht die Saison ab. Aus gesundheitlichen und gesellschaftlichen Gesichtspunkten sehe ich das auch heute noch so. Betrachte ich aber nur das Sportliche, gibt es für mich nur eine faire Lösung. Und zwar die, die Saison zu Ende zu spielen. Auch wenn das organisatorisch wahrscheinlich unmöglich ist und völlig ungewiss ist, wann überhaupt wieder die Mannschaften auf dem Platz stehen dürfen.

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Ein Blick auf die Tabellen verrät ziemlich schnell, warum die Fortsetzung so gerecht ist. Gucken wir in die Landesliga 3. Der TuS Bövinghausen hatte zuletzt neun Spiele in Serie gewonnen und den Rückstand auf Tabellenführer Wacker Obercastrop schmelzen lassen. Es wäre realistisch, dass der TuS Bövinghausen bei einer Fortsetzung den Konkurrenten noch abfangen würde.

Bei einem Abbruch hätte der TuS Bövinghausen nicht mehr die Chance auf den Westfalenliga-Aufstieg, weil der Verband sich festgelegt hat, dass es keinen vermehrten Aufstieg gegeben wird. Anders als im Basketball oder Handball werden im Fußball keine Wildcards verteilt.

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Und jetzt gucken wir mal in die Oberliga Westfalen. Hier rangiert die Hammer Spielvereinigung auf dem letzten Tabellenrang, hat noch nicht einmal gewonnen, fünfmal remis gespielt und 15-mal verloren. Diese Mannschaft spielt eine desaströse Runde und hat mit den gezeigten Leistungen eigentlich nichts in der Liga zu suchen.

Und jetzt kommt die Diskrepanz. Der TuS Bövinghausen spielt eine starke Saison, hätte bei einem Abbruch aber die Chance genommen bekommen, sich noch dafür zu belohnen. Die Hammer Spielvereinigung würde trotz der schwachen Leistungen quasi belohnt und auch in der kommenden Spielzeit weiter Oberligist sein, weil das Abbruchsszenario keine Absteiger vorsieht. Deshalb wäre die Fortsetzung nur aus sportlichen Gründen die fairste Lösung.

Patrick Schröer (Abbruch und Wertung der Hinrundentabelle)

Eine vollumfänglich faire Lösung zur Beendigung der Saison gibt es nicht. Das Coronavirus wirkt sich mit aller Gewalt auf Politik und Gesellschaft aus. Die Pandemie fordert - teilweise überfordert - Regierung und Fußballverbände. Auch den Amateurfußball hat die Krise völlig durcheinander gewirbelt. Die lange Wartezeit auf eine Entscheidung seitens des FLVW verwundert daher nicht.

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Eine Entscheidung muss allerdings her - auch wenn sie schwer fällt. Klar ist für mich: Der Verband darf die aktuelle Spielzeit nicht fortsetzen. Zum jetzigen Zeitpunkt ist noch völlig unklar, wie sich die Pandemie weiterentwickelt. Entscheidet sich der Verband für eine Fortsetzung, gibt er ein falsches Signal. Die Vereine hätten weiterhin keine Planungssicherheit, denn momentan ist noch unsicher, ob im September überhaupt wieder Fußball gespielt werden darf. Solange es keinen Impfstoff gibt, hat die Krise den Staat im Griff und nicht andersherum.

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Bleibt also nur ein Abbruch. Da liefert der Verband zwei Möglichkeiten, die allerdings auch nicht optimal sind. Aus beiden Übeln ist die Wertung der Hinrundentabelle aber das kleinere. In den allermeisten Fällen haben die Ligen die Hinrunde nämlich beendet. Jede Mannschaft hat einmal gegen jeden Ligakonkurrenten gespielt, sodass sich ein abgeschlossenes Bild einer Tabelle ergibt. Entscheidet sich der Verband für die aktuelle Tabelle - selbst mithilfe der Quotientenregelung - ergibt sich dagegen ein vollkommen verzerrtes Bild. Bei vielen noch offenen Partien in der Rückrunde hätte sich die Tabellenlage noch gehörig verändern können.

Maximilian Konrad (Abbruch und Wertung der aktuellen Tabelle)

„Grundsätzlich denke ich, dass jede Option - egal wie sie aussieht - Verlierer haben wird. Aber: Meiner Meinung nach ist ein Abbruch der Spielzeit und die Wertung der aktuellen Tabelle noch die fairste Möglichkeit. In den meisten Ligen hatten die Teams 20 oder mehr Spiele Zeit, ihr Können und ihre Qualitäten zu zeigen. Daher finde ich die Wertung des momentan Tabellenstandes auch besser als den der Hinrunde, weil dabei weniger Spiele absolviert wurden.

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Wenn Mannschaften nun eine unterschiedliche Anzahl an Partien bestritten haben, sollte man die Quotientenregel anwenden, um hiermit einen Ausgleich zu schaffen. Sicher werden gerade die Teams des TuS Bövinghausen (Landesliga 3) und von Westfalia Huckarde oder dem ASC Dortmund II (Kreisliga A1) meckern: Schließlich hatten sie noch realistische Chancen, den Spitzenplatz in ihrer Liga zu erreichen.

Aber: Andererseits hatten sie auch 20 Spiele Zeit, auf die Sonnenseite der Tabelle zu gelangen. Und diese Chance haben sie nicht genutzt - warum auch immer, die Gründe dafür sind vermutlich vielfältig. Mit Wertung der aktuellen Lage würden auch die Teams belohnt werden, die oben stehen. Die, die einfach im bisherigen Saisonverlauf am besten waren.“

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