
© Jens Lukas
Wacker Obercastrop: One-Man-Scouting-Team kündigt Spektakuläres an
Fußball-Westfalenliga
Spielerwechsel gehören zum Geschäft von Fußball-Vereinen. Bei den Profis sind Scouting-Crews im Einsatz, die sich um neues Personal kümmern. Wie macht das der SV Wacker Obercastrop in der Westfalenliga?
In Steffen Golob ist es beim Fußball-Westfalenligisten SV Wacker Obercastrop ein einziger Mann, der zunächst für die ersten Kontakte zu potentiellen Neuzugängen zuständig ist. In einem Gespräch offenbarte der Sportliche Leiter und Co-Trainer jetzt, dass es bei der Spielersuche eine Formel gebe.
Nach Abgang von David Scholka - ebenbürtiger Keeper kommt
Golob erklärt: „Junge Spieler - in etwa bis zum Alter 23 Jahren - bieten sich meist selbst an. Erfahrene Cracks, die auch schon höherklassig gespielt haben, kommen zum Beispiel über Bekannte, Freunde oder auch durch Spiele gegen uns, bei uns ins Visier.“ Das sei durchaus einfacher als im Profi-Geschäft mit einer Scouting-Abteilung.
Bei vier Neuzugängen für die Saison 2022/23 hat das Suchen und Finden bei Wacker Obercastrop schon sehr gut geklappt. Zwei weitere stehen Ende März kurz vor der Unterschrift. Auf der sicheren Seite sind zwei Torhüter: Frederic Westergerling (27 Jahre), der den Mannen aus der Erin-Kampfbahn von den direkten Duellen mit Westfalia Wickede aufgefallen ist. Golob: „In David Scholka verlässt uns im Sommer ein sehr guter Torwart und wir fangen den Weggang mit einem ebenbürtigen Keeper auf.“
Der zweite Torwart, Raciel Peralta Gonzales, kommt aus der jüngeren Generation und ist ein „Selbstanbieter“. Der 18-Jährige kommt von Eintracht Dortmund und habe im Training alle Wackeraner begeistert. Golob erzählte: „Er hat beim Torschuss-Training und anschließendem Spiel keinen Ball reingelassen.“
Der dritte Neuzugang im Bunde, Florian Gerding (TuS Ennepetal), hatte Golob schon lange auf seiner Interessenten-Liste. „Als ich mitbekam, dass ein Wechsel möglich wäre, habe ich ihn angerufen und dann sind wir auch schnell klargekommen.“
Der bislang Vierte im Bunde der neuen Spieler ist der Herner Jermaine Rupieper (aus der U19 des VfB Waltrop). Sein Name in Castrop-Rauxel ist schon durch den Familiennamen in anderen Vereinen bekannt. Hierbei sei tatsächlich über Mund-zu-Mund-Propaganda und durch gute Eindrücke beim Training der Wechsel zustande gekommen.
Denn eine Scouting Abteilung haben die Obercastroper nicht. „Noch nicht“, muss man sagen, denn Golob sagte auch, dass in einiger Zeit zwei bis drei Beobachter auf die Pirsch gehen würden. Was bis jetzt nicht nötig sei, sagte der Wacker-Verantwortliche, der selbst über ein großes Netzwerk verfügt.
Golob erzählte: „Ich schaue immer auf interessante Spieler, die im Umkreis von 50 Kilometer um Obercastrop wohnen. Und: Wo sie spielen und ob sie wechselwillig sind.“ Falls jemand interessant ist, würde er dann ersten telefonischen Kontakt aufnehmen. Auch eine direkte Beobachtung vor Ort ist in Scout-Manier manchmal möglich.
Doch nicht nur fußballerische Klasse ist nötig, um beim SV Wacker Obercastrop anzukommen. So sagte Wackers Sportlicher Leiter: „Wir sind bekannt für unsere familiäre Atmosphäre im Verein. Das müssen neue Spieler wissen und leben.“ Und ob ein neues Gesicht auch zu Wacker passt, das entscheidet sich in persönlichen Gesprächen.
Golob sagte: „Dann sind neben mir, Trainer Aytac Uzunoglu und der Vorsitzende Martin Janicki dabei.“ In den Gesprächen kristallisiert sich heraus, ob die Spieler zur „Wacker-DNA“ (Golob) passen. Wenn es von Klubseite passt, ist es in letzter Instanz der Spieler selbst, der über den Wechsel entscheidet so Golob: „Einige wollen in Ruhe überlegen, manchmal sind nach den Gesprächen auch noch kleine Sachen zu justieren.“
Viel Zeit und Arbeit also für ehrenamtliche Scouts, wobei die Arbeit in Obercastrop quasi erst zur Hälfte beendet ist. Golob sagt, dass bis Mitte April alles in trockenen Tüchern sei. Mit vier weiteren Spielern sind die Gespräche in trauter Runde schon sehr weit.
Obercastrops Fans könnten sich jedenfalls auf weitere spektakuläre Spieler mit höherklassigen Erfahrungen freuen, verspricht „Chef-Scout“ Steffen Golob. Und das alles noch ohne Profi-Scouting-Abteilung.
Geboren und wohnhaft in Castrop-Rauxel, bin ich über den Billardsport (Karambolage) als freier Mitarbeiter in der Castrop-Rauxeler Lokalredaktion angefangen. Da ich neben dem französischen Billard noch Fußball, Handball, Tischtennis und Tennis in Vereinen aktiv ausführte bot es sich förmlich an, darüber ebenfalls zu berichten.