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Kreis-Funktionäre geben klare Antworten darauf, was bei Saison-Annullierung mit Sperren passiert
Fußball
Höchstwahrscheinlich wird die Saison im Castrop-Rauxeler Fußball ohne Wertung bleiben und annulliert werden. Doch was würde dann mit verschiedenen Sperren passieren? Es gibt Unterschiede.
In den meisten Fußball-Ligen mit Castrop-Rauxeler Beteiligung sind erst wenige Spieltage der Saison 2020/21 über die Bühne gegangen. Ende Oktober 2020 legte das Coronavirus den Spielbetrieb lahm. Es scheint wenig realistisch, dass die Saison vor dem 30. Juni wieder aufgenommen wird. Sperren gab es in den wenigen Partien allerdings dennoch. Was passiert mit diesen nach der langen Unterbrechung des Spielbetriebs?
Keine Wochen-Sperre mehr, sondern Spiele
Auch wenn nur von Anfang September bis Ende Oktober Meisterschaftsspiele stattfanden, reichte für einige Akteure die Zeit, um sich Rote Karten für grobe Foulspiele oder Unsportlichkeiten einzuhandeln. Solche Vergehen ziehen meistens eine längere Strafe nach sich.
Seit dem Beginn der aktuell ausgesetzten Saison sitzen die Sünder ihre Strafen nicht mehr nach Wochen, sondern nach Spielen ab. So verhindern Verbände und Kreise, dass Sperren in spielfreien Zeiten wie der Winter- oder Sommerpause ihre Wirkung verlieren.
Andreas Pelzing, der Fußball-Obmann des Fußballkreises Herne/Castrop-Rauxel, und Heinz Rychlik (SV Sodingen), Vorsitzender des Kreissportgerichts, erteilen auf Anfrage all jenen eine Abfuhr, die gehofft hatten, ihre Sperren würde durch die lange und noch immer anhaltende Corona-Pause aufgehoben oder zumindest verkürzt.
Wenn der FLVW die Saison 2020/21 ohne Wertung zu Ende führt und annulliert, würden Sperr-Strafen nach Gelb-Roter und Roter Karte auch in der neuen Spielzeit 2021/22 gelten, so Pelzing und Rychlik. Spieler wie die Bezirksliga-Fußballer Marc Flaczek (FC Castrop-Rauxel/noch 3 Spiele) und Ingmar Holtkamp (SG Castrop/noch 2 Spiele) müssen den Rest ihrer Strafen also mit Beginn der neuen Saison absitzen.

Heinz Rychlik vom SV Sodingen ist der Vorsitzendes Sportgerichts des Fußballkreises Herne/Castrop-Rauxel. © David Hennig/Fußballkreis Herne
Von Eintracht Ickern (Kreisliga A und B) gilt das auch für die Rotsünder Mustafa Ucar (noch 5 Spiele), Mehmet Civ (4 Spiele), Kevin Tann (2 Spiele) sowie Marlon Klawitter (1 Spiel nach Gelb/Roter Karte). Im Fall von Tann wird nach dem feststehenden Vereinswechsel der SC Arminia Ickern darauf achten müssen, ihn nicht direkt einzusetzen.
Im elektronischen Spielbericht ziert den Namen des jeweils gesperrten Akteurs ein rotes Schloss. Somit sollte kein Coach einen Fehler begehen können. Peter Wach (Spvg Schwerin), Staffelleiter der Kreisligen B2 und C2, sagt aber: „Man kann allerdings tatsächlich einen gesperrten Spieler in die Aufstellungen setzen. Wer das tut, ist allerdings selbst Schuld, dass seine Mannschaft das Spiel als verloren gewertet bekommt. Die Schiedsrichter sind nicht angewiesen, darauf zu achten. Wir Staffelleiter schauen immer alle Spielberichte durch und handeln.“
In der Kreisliga B heißt es für Yasin Demircan von den SF Habinghorst/Dingen nach der Roten Karten in der abschließenden Partie vor dem Lockdown (2:2 beim Tabellenzweiten RSV Holthausen): „Vier Spiele aussetzen“. In diesem Duell sah 1:0-Torschütze Kevin Ham zum zweiten Mal in dieser Saison die Gelb/Rote Karte - und muss einmal zuschauen.
In der Kreisliga C werden nach der spielfreien Zeit zunächst Kubilay Corbaci (noch 2 Spiele Sperre), Miralem Sadikovic (1 Spiel nach Gelb/Rot) sowie Keeper Muamer Bukvar (Wacker Obercastrop III/noch 4 von 10 Spielen Sperre) die Zuschauer-Rolle einnehmen.

Andreas Pelzing vom FC Frohlinde ist der Kreis-Fußballobmann für Herne/Castrop-Rauxel. © David Hennig/Fußballkreis Herne
Die Trainer und Vorsitzenden der von Sperren betroffenen Kicker würden gerne argumentieren, dass eine annullierte Saison doch als „nicht gespielt“ anzusehen ist. Und die Partien und Taten dadurch ungeschehen seien. Dem widerspricht Kreisfußball-Obmann Andreas Pelzing: „Wenn es soweit kommt, wird von uns tatsächlich Gespieltes annulliert - auf Null gesetzt.“
Und der Sportgerichtsvorsitzende Heinz Rychlik betont: „Der Verband oder der Kreis haben ja nicht Corona und somit die abgesetzten Spiele verursacht. Es ist ja ebenso der Fall, dass nicht gespielt werden kann, wenn wegen Unbespielbarkeit die Plätze gesperrt werden. Dann liegt es auch nicht an uns, dass die Sperre nicht abläuft.“
Unterdessen lief während des Lockdowns doch eine Sperre an und wurde ein Stück abgebaut. Nämlich jene gegen den Torhüter von Zonguldakspor Bickern (Kreisliga A). Dieser hatte vom Sportgericht unter dem Vorsitz von Rychlik eine Sperre auf Zeit - nämlich 3 Jahre - auferlegt bekommen. Der Keeper hatte in der Partie beim VfB Habinghorst dem am Boden liegenden Thomas Bragin gegen den Kopf getreten.
Eine Ausnahme vom Überführen von Sperren in die neue Spielzeit gibt es letztlich doch. Der Fußball- und Leichtathletik Verband Westfalen (FLVW) nennt diese. Akteure, die es geschafft haben, sich in den wenigen Saisonspielen bereits fünf gelbe Karten einzuhandeln, gehen unbeschadet in die kommende Saison. Solche Sperren würden „mit Ende der Spielzeit 2020/21 erlöschen“, heißt es vom FLVW.
Davon profitiert Ilker Bahcecioglu, der Spielertrainer der SF Habinghorst/Dingen. Denn dieser hatte sich in den sieben Begegnungen seines Teams tatsächlich ein Quintett an Karten eingehandelt.

Laut dem Fußballkreis Herne/Castrop-Rauxel hat sich Ilker Bahcecioglu, Spielertrainer der SF Habinghorst/Dingen, bei seinen sieben Saisoneinsätzen in Summe fünf Gelbe Karten eingehandelt. Das bedeutet im Normallfall: ein Spiel Sperre. © Volker Engel
Ein Journalist macht sich aus Prinzip keine Sache zu eigen, nicht einmal eine gute (dieses Prinzip ist auch das Motto des Hanns-Joachim-Friedrichs-Preises).
