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Castroper Trainer sendet Videobotschaft wegen Ramadan - und fastet auch bis Sonnenuntergang
Fußball
Seit dem 13. April ist die Fastenzeit Ramadan im Jahr 2021. Der Trainer eines Castrop-Rauxeler Fußball-Klubs wünscht auf der Vereins-Facebook-Seite allen Moslems per Video viel Glück. Wie kommt es zu dieser Aktion?
In einer kurzen Video-Sequenz ist auf der Facebook-Seite der SG Castrop im Internet Trainer Tino Westphal zu sehen und zu hören. Er wünscht hier den Moslems der Vereins-Familie viel Glück für den Fastenmonat Ramadan. Er wird auf jeden Fall Gehör gefunden haben. Denn in den Fußball-Teams der SG Castrop spielen mehrere Muslime.
Westphals Gruß ist mehr als eine Geste
Ist dieses Video ausschließlich eine nett gemeinte Geste? Nein, diese Botschaft ist Tino Westphal tatsächlich eine Herzensangelegenheit. Er sagt zudem: „Ich bedaure sogar sehr, dass wir es verpennt haben, allen Christen im Verein auf unserer Facebook-Seite ein frohes Osterfest gewünscht zu haben.“
Was nicht alle wissen: Die Westphals praktizieren den muslimischen Glauben. Papa Tino ist bereits mit 16 Jahren zum Islam konvertiert - Mama Kamilla ist als Palästinenserin von Geburt an Muslima. Die Ramadan-Fastenzeit einen Monat lang einzuhalten, ist deren feste Überzeugung. Eine kleine Mahlzeit kurz vor Sonnen-Aufgang ist allerdings ausdrücklich erlaubt.

Nicht nur als Trainer und Spielertrainer tritt Tino Westphal (l.) von der SG Castrop weltoffen auf. © Hermann Klingsieck
Am vierten Ramadan-Tag durften Tino und Kamilla Westphal erst um 20.37 Uhr beim offiziellen Sonnenuntergang wieder etwas essen und trinken. Das Ramadan-Fasten dient neben der gemeinsamen Zeit mit der Familie, weiter noch dazu, eine persönliche Zwischenbilanz zu ziehen und Antworten auf Fragen wie diese zu finden: Worauf kann auch in Zukunft verzichtet werden? Was kann jeder aus dem Verzicht während des Ramadan-Fests lernen?
Nicht eingebunden ins Ramadan-Fasten sind die drei Westphal-Kinder. „Die Kinder haben sich mit unserer Hilfe für die Fastenzeit einen Kalender gebastelt - der richtig schön geworden ist. Täglich finden sie dort den ganzen Monat lang kleine Geschenk“, so Tino Westphal. Ähnlich wie beim Weihnachtskalender christlicher Kinder mit Türchen öffnen vom 1. bis 24. Dezember.
Wie aber kommt ein deutscher Jugendlicher aus christlicher Familie dazu, zum Islam zu konvertieren? Tino Westphal erzählt: „Ich bin schon als Kind häufig mit türkischen Freunden in die Moschee gegangen und fand es sehr spannend dort.“ Und wie haben die christlichen Eltern reagiert auf den Religions-Wechsel? „Meine Eltern stehen in allen Dingen immer hinter mir - egal was ich auch mache.“
Tinos Vater Eckhard Westphal hat übrigens einst in der Oberliga gespielt bei Eintracht Recklinghausen - damals 3. Liga. Im Gegensatz zu seinem Sohnemann, der für die feine Fußball-Klinge steht, war „Ecki“ als Mittelstürmer vor dem Tor immer dort zu finden, wo es auch mal richtig weh getan hat.
Auf dem in einer Castroper Umkleidekabine aufgenommenen Video sind an der Wand im Hintergrund zwei Trikots zu erkennen. Haben die irgendeinen Bezug zum Fastenmonat Ramdan? „Nein, diese Shirts hängen dort rein zufällig. Ein Trikot ist von der SG Castrop, das andere von der deutschen Nationalmannschaft“, merkt Tino Westphal an zu den Utensilien an der ansonsten weißen Wand.
Über 30 Jahre als Sportredakteur aktiv, bin ich nun im "Unruhestand" seit der Saison 2018/2019 als Freier Mitarbeiter für den Castroper Sport am Ball - eine neue, spannende Erfahrung. Meine journalistischen Fachgebiete sind alle Ballsportarten, die Leichtathletik und Golf. Mit den deutschen Spitzen-Fechtern war ich in den frühen 2000er-Jahren bei Welt- und Europameisterschaften in der "halben Welt" unterwegs.