Niemand war auf diese Corona-Krise vorbereitet, war am Dienstagabend der Tenor der Schulen in der Gemeinde Ascheberg. Diese berichteten im Schulausschuss, wie sie die Pandemie bisher gemeistert haben.

Ascheberg, Herbern

, 11.06.2020, 10:30 Uhr / Lesedauer: 3 min

Als am Dienstagabend die Leitungen der Schulen in der Gemeinde Ascheberg davon berichteten, wie sie die vergangenen drei Monate geschafft haben, war im Saal des Bürgerforums im Ascheberger Rathaus vor allem drei Dinge zu spüren: ein kurzes Aufatmen der Schulleiter, Dankbarkeit der Ausschussmitglieder, aber auch die Ungewissheit, wie es weitergeht.

Die Leiter der Profilschule Ascheberg, der Marienschule in Herbern und auch des Lambertus-Schulverbundes berichteten davon, wie sie die letzten drei Monate seit Ausbruch der Pandemie erlebt haben. Und auch davon, wie Lehrer, Schulpersonal, Eltern und Kinder fast Woche für Woche neue Erlasse umsetzen müssen.

Die Leiterin der Marienschule in Herbern, Sabine Küter, spricht von einer „besonderen Zeit“, als sie und ihr Kollegium ihre Schützlinge ins Home Office schickten. „Die Eltern haben versucht, die Kinder zu Hause zu beschulen. Wir waren bemüht, den Kontakt zu den Eltern zu halten.“ Auch die Notbetreuung sei ein sehr dynamischer Prozess gewesen: „Anfangs gab es nur wenige Anmeldungen. Nach dem Ferien ist das auf drei Gruppen angewachsen“, sagt Küter - von 5 auf 12 Kinder.

Sabine Küter: „Die Kinder waren gut vorbereitet“

Nach den Osterferien hätten nur noch vier Lehrkräfte, die nicht zur Risikogruppe gehörten, zur Verfügung gestanden. Andere seien in die Notbetreuung gewechselt. Gleichzeitig mussten die jeweils halben Klassen, die wieder in die Schule kamen, im Abstand zueinander beschult werden. Das Positive: „Die Kinder waren von den Eltern gut vorbereitet in Sachen Hände waschen und Abstand halten. Das hat die Arbeit in der Schule sehr erleichtert“, sagte Sabine Küter.

Ab Montag kehren alle Schüler in NRW wieder in ihre Schulen zurück. An der Marienschule sollen dann maximal zwei Lehrer die jeweiligen Klassen unterrichten - fächerübergreifend. „So langsam gehen wir da am Limit, was das Umorganisieren angeht“, so Küter.

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Am Lambertusschul-Verbund Ascheberg-Davensberg hatte die Leitung die Eltern gebeten, die Kinder vor der Rückkehr in die Schulen mit Masken auszustatten. In der Schule sei derzeit vor allem „Lüften“ die Devise, sagt Schulleiterin Charlotte Bücker. Auch hier soll ab Montag fächerübergreifend jeweils eine Lehrkraft eine Klasse betreuen. Auf Flur, Toilette und Pausenhof gilt die Mundschutzpflicht. Bei jedem Toilettengang wird aufgeschrieben, wer wann wie lange wohin geht.

Auch für die Lambertusschulen war die Pandemie bisher nicht einfach: „Die Lehrer haben massiv zu Hause gearbeitet und wollten den Kräften in der Notbetreuung den Rücken freihalten“, so Bücker. Um sicherzugehen, dass es den Kindern zu Hause gut geht, hatte die Schulleitung einen Fragebogen an die Familien herausgegeben. Dabei seien einige Probleme zurückgemeldet worden: Einige Kinder hätten sich eingenässt, schlecht geschlafen und machten sich Sorgen darum, ihre Großeltern anzustecken.

Bis zu 23 Mails mit Umsetzungs-Anweisung bis Montag

Jens Dunkel, Schulleiter an der Profilschule, beschrieb die Corona-Situation als ähnlich herausfordernd. Freitags sei oft eine der bisher geschätzt 23 Mails der Landesregierung gekommen, mit der Aufforderung, zum Start der neuen Schulwoche am Montag immer wieder neue Änderungen umzusetzen. Das bestätigte auch Helmut Sunderhaus von der Gemeinde Ascheberg, während er von Hausmeistern berichtete, die Stühle rein und wieder raus aus den Klassenräumen räumten und von Hygieneplänen, die immer wieder überarbeitet werden mussten. „Alles wurde immer wieder angepasst, auch gern sonntagsmorgens beim Frühstück. Das war nicht so gut.“ Auch, wenn man die Aufgabe insgesamt gut gemeistert habe.

Eines der größten Probleme an den Schulen: die digitale Ausstattung. „Die Eltern wollten weniger über neue Medien arbeiten“, so Charlotte Bücker von der Lambertusschule. Vor allem, wenn ältere Geschwisterkinder bereits Geräte im Haushalt nutzten. Dies habe dazu geführt, dass gebündelte Aufgabenblätter an die Kinder ausgegeben wurden, die sie dann in Wäschekörbe an der Schule zur Korrektur wieder abgaben. Probleme habe man versucht, in Videokonferenzen zu lösen. Doch die Infrastruktur habe nicht immer gereicht.

„Wenn jeder ein Tablet gehabt hätte, hätte man das anders lösen können“, so Bücker. An der Profilschule seien Dokumente zwar digital auf einer Plattform bereit gestellt worden. Doch auch dort sei irgendwann die Rückmeldung der Eltern gekommen, dass sie etwa keine Druckerpatronen mehr in den Läden finden, berichtete Schulleiter Jens Dunkel. Und korrigiert werden musste auch dort dann noch händisch. Während selbstständige Schüler die Aufgaben zu Hause teils leicht erledigen konnten, hatten andere Schüler Probleme. Auch deshalb sagte Jens Dunkel: „Die größte Herkulesaufgabe hatten die Eltern.“

Deshalb einigte sich der Schul- und Kulturausschuss am Dienstag in Verbindung mit einem SPD-Antrag darauf, dass die gemachten Erfahrungen nun gebündelt vor der nächsten Haushaltsberatung präsentiert werden und ein Finanzierungsplan zur digitalen Ausstattung der Schulen erstellt wird. 105 Millionen Euro hatte die Landesregierung dafür eigentlich kurzfristig versprochen. Doch ob die eins zu eins an den Schulen in NRW ankommen, ist derzeit laut der Gemeinde noch nicht geklärt. „Wir wissen noch nicht, welchen Antrag wir stellen und welche Eigenmittel wir leisten müssen“, so Sunderhaus. Klar ist aber: „Unser altes Medienkonzept können wir über Bord werfen.“ Ein neues soll es aller Voraussicht nach im Herbst geben.

Weiterer Schulbeschluss

Mehr Stunden für Schulsozialarbeit

  • Der Schul- und Kulturausschuss hat beschlossen, dass für die Schulsozialarbeit an den Schulen in der Gemeinde 26,5 Stunden dauerhaft mehr eingerichtet werden.
  • Außerdem wurde ein Sperrvermerk im Schuletat über 30.000 Euro aufgehoben, die nun für diese Arbeit zur Verfügung gestellt wird.
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