
© Eva-Maria Spiller
Bürgerbus in Ascheberg kann in wenigen Tagen wieder an den Start gehen
Bürgerbus in Ascheberg
Drei Monate musste der Verein in Ascheberg seinen Bürgerbus ins Depot stellen, während das Land versuchte herauszufinden, wie es mit dem Coronavirus im Alltag umgehen kann. Jetzt kann der Verein wieder fahren.
Seit Mitte März fristet der Bürgerbus sein Dasein im Depot an der Industriestraße in Ascheberg. Zunächst sollte der Busverkehr in der Corona-Krise nur bis Ende April ausgesetzt werden. Dann wurde die Frist bis Pfingsten und schließlich bis Mitte Juni verlängert. Am Dienstag dann die gute Nachricht: Am Montag (15. Juni) ist der Bürgerbus wieder auf den Straßen zwischen Ascheberg, Davensberg und Herbern im Einsatz.
Wochenlang hatte der Verein gewartet und ein Konzept erarbeitet, um Fahrgäste während der Pandemie sicher zu transportieren. Das ist nun wieder möglich. Anstelle von acht Personen können nun zunächst nur noch fünf Einzelpersonen mitfahren. Sechs, wenn es sich bei zwei Fahrgästen um einen Haushalt, beispielsweise ein Ehepaar, handelt. In diesem Fall können die zwei zusammengehörigen Personen auf dem Doppelsitz am Eingang Platz nehmen. Hat ein Paar noch ein Kleinkind dabei, würde das als siebter Fahrgast auf dem Schoß durchgehen. Das ist allerdings das derzeitige Maximum.

Im Bürgerbus trennt nun eine Schutzfolie den Fahrer von den Fahrgästen. Über eine eingenähte Klappe nimmt der Fahrer das Fahrgeld entgegen und gibt die Fahrkarte aus. © Eva-Maria Spiller
Walter Sobbe ist beim Bürgerbus-Verein der Mann fürs Technische. „Ohne den geht es nicht“, sagt Vorsitzender Joseph Streyl. Damit der Bürgerbus wieder einsatzfähig werden konnte, hat Sobbe eine Schutzfolie zwischen Fahrer- und Fahrgastraum angebracht. In dessen Mitte ist eine rote Klappe eingenäht, durch die der Fahrer ein Schäufelchen in die Gästekabine hält. In das sollen die Gäste möglichst das passende Fahrgeld legen - um unnötiges Wechseln und Kontakt zu vermeiden.
Dann gibt der Fahrer durch die Klappe die Fahrkarte an den Fahrgast.
Vor der Folie befindet sich in der Fahrgastkabine ein Desinfektionsspender, an dem sich die Gäste die Hände desinfizieren sollen. Der Fahrer hat in der Fahrerkabine außerdem einen Extra-Desinfektionsspender und Reinigungstücher. Im hinteren Teil des Busses befindet sich eine kleine Waschanlage für den Fahrer. Und: Während der Fahrt besteht Maskenpflicht. Darüber hinaus wird der Bus zwei Mal in der Woche desinfiziert. Abgenommen wurde das neue Sicherheitskonzept von der Dekra.
Hier können sich künftige Fahrer beim Verein melden
- Interessierte erreichen den Vorsitzenden des Bürgerbus-Vereins Joseph Streyl unter Tel. (02389) 7911 oder unter joseph-streyl@t-online.de
- Gegründet wurde der Bürgerbus-Verein im Dezember 2005, seit Anfang 2006 fährt der Bus.
- Den Fahrplan des Bürgerbusses finden Sie hier: bit.ly/3dMveFB
„Wir hoffen, dass sich die Menschen auch weiter vorbildlich verhalten“, sagt der Fachbereichsleiter für Ordnung und Soziales der Gemeinde Ascheberg, Thomas Stohldreier. Wer sich nicht an die Regeln halte, müsse mit Konsequenzen rechnen. Gäste ohne Maske etwa werden nicht transportiert. In Streitfällen unterstützt das Ordnungsamt den Verein bei der Durchsetzung.
Ab Montag fährt der Bürgerbus seine gewohnten Routen, drei Mal vormittags und drei Mal nachmittags. Die morgendliche Extratour Richtung Bahnhof, die als Schienenersatzverkehr eingerichtet wurde, entfällt allerdings bis Ende der Bauarbeiten an der Bahnstrecke. Stattdessen fährt der Bürgerbus ab sofort direkt aus dem Depot Richtung Davensberg. Außerdem wurde die Haltestelle am Edeka Elbers um 50 Meter in die Plettenbergerstraße vorverlegt Richtung „An der Umflut“.
Bürgerbus-Verein ist dringend auf der Suche nach neuen Fahrern
Doch damit die Gäste transportiert werden können, braucht es langfristig mehr Fahrer. Und das stellt den Verein derzeit vor ein Problem: „Wir brauchen auch Bürger am Lenkrad“, sagt Geschäftsführer Jochen Syrig. Vor Corona-Zeiten habe der Verein im Schnitt auf 27 Fahrer zurückgreifen können, jetzt gehe man erstmal mit 15 an den Start. Weil viele der Fahrer altersbedingt zur Risikogruppe gehören, haben sich schon zwei ältere Fahrer gemeldet, die nicht mehr mitarbeiten könnten, so Streyl. Es seien auch Frauen gefragt, die die bisher zwei Fahrerinnen im Team unterstützen könnten, so Syrig. „Sonst müssen wir den Fahrplan kürzen.“
Um Bürgerbus-Fahrer zu werden, müssen Interessierte einen Gesundheitscheck durchlaufen und ein polizeiliches Führungszeugnis vorweisen. Außerdem werden die Punkte in Flensburg abgefragt. Danach weist der Bürgerbus-Verein die künftigen Fahrer in die technischen Details des Busses ein. All das dauerte in der Regel um die vier Wochen.

Im Bürgerbus können während der Corona-Pandemie nur noch 5 Einzelpersonen mitfahren, ist beispielsweise ein Ehepaar mit Kind (ein Haushalt) dabei, kann die Fahrgastzahl auf maximal 7 Leute angehoben werden. © Eva-Maria Spiller
Gebürtige Münsterländerin, seit April 2018 Redakteurin bei den Ruhr Nachrichten, von 2016 bis 2018 Volontärin bei Lensing Media. Studierte Sprachwissenschaften, Politik und Journalistik an der TU Dortmund und Entwicklungspolitik an der Philipps-Universität Marburg. Zuletzt arbeitete sie beim Online-Magazin Digital Development Debates.
