Bewegende und schöne Momente gab es 2021 natürlich auch in Herbern. Wir haben einige aus unserem Archiv herausgesucht.

© Montage Sauerland

Die schönsten Geschichten des Jahres in Herbern: Neustart und Ende einer Ära

rnDas Jahr 2021

Rührende Szenen auf der A1, ein besonderer Schulabschluss und Veränderungen in der Gastro-Branche. 2021 hat Herbern durchaus bewegende Geschichten beschert, wie Teil 2 unseres Rückblicks zeigt.

Herbern

, 31.12.2021, 05:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Das Jahr neigt sich dem Ende zu - höchste Zeit also, um auf die Themen zurückzublicken, die die Herberner in ihrem Ort 2021 besonders beschäftigt und für Freude, Ärger und Co. gesorgt haben. Wir haben eine kleine Auswahl zusammengestellt. Teil 2 unseres Jahresrückblicks startet mit einem ganz speziellen Schulabschluss.

Über den freut sich Jessica Munsch im Juli. Die Aschebergerin hat nun endlich ihren Hauptschulabschluss - im zarten Alter von 36 Jahren. Das Besondere daran sind aber nicht ihr Alter und der Einser-Notenschnitt, sondern die Lebensgeschichte der Frau. Die ist zu diesem Zeitpunkt nämlich bereits fünffache Mutter und hat eine bewegende Vergangenheit hinter sich.

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In der neunten Klasse flog Munsch vom Gymnasium, geriet an die „falschen Freunde“, begann mit dem Drogenkonsum und wurde zur Ladendiebin. Auch bei der Wahl des Lebenspartners hatte sie alles andere als ein glückliches Händchen, musste sogar regelrechten Psychoterror erleiden, wie sie gegenüber unserer Redaktion erklärt. Unterhalt zahlen die Väter der Kinder nicht. Munsch ist auf Hilfe vom Amt angewiesen und sieht sich mit Vorwürfen konfrontiert: „Die kriegt die Kinder nur, um vom Kindergeld zu leben“ gehören noch zu den harmlosesten davon.

Dennoch: Im Leben der Fünffach-Mutter gibt es immer wieder auch kleine Hoffnungsschimmer - zum Beispiel den nachgeholten Schulabschluss und die Aussicht auf eine Ausbildung zur Erzieherin. Das würde passen, sagt die 36-Jährige und schmunzelt: „Mit Kindern kann ich ja prima umgehen“.

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Prima umgehen konnten mit ihren Kunden und Gästen auch zwei Akteure aus der Herberner Gastronomie-Szene: das Ehepaar Elisabeth und Hans-Ludger Berger. Die beiden betreiben seit stolzen 20 Jahren das bekannte Landgasthaus Heidekrug. Im Januar verkündet die Chefin dann: „Weihnachten 2020 waren unsere letzten Tage. Seitdem haben wir geschlossen.“ Und das wird für die nächsten Monate auch so bleiben. Denn die Bergers ziehen einen Schlussstrich. Das liegt aber nicht bloß daran, dass der Betrieb - wie andere Restaurants auch - in Pandemiezeiten nicht so gut lief.

Es hat auch mit dem Alter der Inhaber zu tun. Beide sind schon über 70. Immerhin steht mit Andreas Tönning schon ein Nachfolger parat. „Er ist guter Dinge und will auch modernisieren. Wir sind froh, wenn einer mit Interesse weitermacht“, kündigt Berger an.

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Einen Schlussstrich zieht auch Ulla Gesenhoff unter ihre berufliche Vita. 30 Jahre lang hat sie in der Bäckerei Röwekamp (vormals Wellmann) Brötchen verkauft. Nun geht sie in den Ruhestand. Mit Brötchen will sie ab sofort nur noch als Kundin zu tun haben - auch wenn ihr das gar nicht so leicht fällt. „Meine Kollegen und die vielen netten Kundengespräche werden mir schon fehlen“, sagt Gesenhoff bei ihrem Abschied.

Klar ist: Ihre Nachfolgerin tritt in große Fußstapfen. Denn Gesenhoff, so sagt es ihre aktuelle Chefin, war das „Mädchen für alles“ - überall einsetzbar und sofort zur Stelle, wenn es nötig war. Auch, als es vor vielen Jahren darum ging, ob sich der Betrieb einen Computer anschaffen sollte. Das zeigt sich in einer Anekdote, die Gesenhoff bei ihrem Abschied zum Besten gibt: „Ich habe damals einen zweistündigen Crashkurs bekommen und Chef Theo hat mich gefragt: Nehmen wir das jetzt oder nicht?“

Auf vielen Kilometern stauten sich die Autos stundenlang auf der A1 zwischen Ascheberg und Hamm-Bockum/Werne. Das nutzten einige Herberner, um auf ihre Weise zu helfen.

Auf vielen Kilometern stauten sich die Autos stundenlang auf der A1 zwischen Ascheberg und Hamm-Bockum/Werne. Das nutzten einige Herberner, um auf ihre Weise zu helfen. © Claudia Hurek

Nächstenliebe nach Vollsperrung der Autobahn

Wie gut sie mit ihren Mitmenschen umgehen können, stellen auch andere Herberner pünktlich zur Weihnachtszeit unter Beweis. Die Szenen, die sich Ende Dezember nach einem Verkehrsunfall auf der A1 abspielen, haben nämlich durchaus Seltenheitswert. Nachdem sich die Rettungskräfte um zwei Schwerverletzte gekümmert haben, beginnen die Aufräumarbeiten - verbunden mit einer mehrere Stunden dauernden Vollsperrung.

Einige Herberner, die selbst nicht im Stau stehen, aber von der Situation erfahren, machen sich daraufhin auf den Weg zur Autobahn. Aber nicht um zu gaffen, sondern um zu helfen. Sie versorgen die Wartenden mit Getränken, Brötchen, Obst und Keksen. Manch einer geht dazu sogar extra noch einmal einkaufen.

„Die kann man doch hier nicht in der Kälte stehen lassen. Da sind viele Familien die Kinder dabeihaben, da müssen wir doch helfen“, erklärt eine Dame. Bei den Betroffenen kommt das Hilfsangebot natürlich gut an. Sie sind dankbar. Einige spenden deswegen sogar einen kleinen Geldbetrag für den guten Zweck. Ein bisschen Nächstenliebe, die gewiss auch im kommenden Jahr nicht schaden könnte

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