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Helfende Herberner nach A1-Unfall: „Die kann man doch hier nicht in der Kälte stehen lassen“
Unfall A1
Es war ein schwerer Unfall, der die A1 zwischen Ascheberg und Werne am Montag außer Gefecht setzte. Die Herberner fuhren reihenweise zu den Wartenden und versorgten sie in der Kälte.
Helfen, wenn Hilfe benötigt wird, ganz schnell und unbürokratisch: Dafür sind die Bürger Herberns bekannt. Im Verlauf des Montagvormittags kam es auf der A1 zwischen Ascheberg und Hamm-Bockum/Werne zu einem Verkehrsunfall mit zwei Schwerverletzten.
Beide Fahrbahnen waren betroffen und mussten voll gesperrt werden. Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt harrten Auto- und Lkw-Fahrer stundenlang aus, bevor die Fahrbahnen in den späten Abendstunden wieder freigegeben wurden. Ab 16 Uhr, mehr als 4 Stunden nach dem Unfall, ließ die Polizei die Pkw-Fahrer wenden und leitete diese von der Autobahn. Bis zu diesem Zeitpunkt stand noch nicht fest, wie lange die umfangreichen Aufräumarbeiten andauern würden.
„Das ist doch eine Selbstverständlichkeit, dass man da hilft“
Nachdem der Herberner Andreas Sennekamp gegen Mittag von der Vollsperrung erfahren hatte, rief er seinen Freund Tim Röwekamp an und beide beschlossen, die in der Kälte wartenden Fahrer mit Wasser, heißem Tee und Brötchen zu versorgen. „Das ist doch eine Selbstverständlichkeit, dass man da einfach mal hilft“, so Röwekamp. „Einige Autofahrer wollten allerdings gerne etwas dafür geben. So haben wir rund 50 Euro bekommen, die wir nun dem Hildegardis Kindergarten spenden.“
Auf diese Idee kamen allerdings nicht nur die beiden. Auch Simone Menkhaus fuhr bepackt mit heißem Tee, Keksen und Äpfeln zur Autobahn. „Ich war mittags auf meiner Hunderunde in Westerwinkel. Als ich nach einer Stunde auf dem Rückweg war, standen die immer noch. Da bin ich eben los, hab ein paar Sachen eingekauft und bin wieder zurück.“ Zu den Fahrern, die sie versorgt hat, gehörte auch ihre Tierärztin, die eigentlich nur eben zum Shoppen mit ihrem Ehemann zu Ikea wollte.

Stundenlang staute sich der Verkehr auf der A1 zwischen Ascheberg und Werne. © Hurek
Lkw-Fahrerin Vanessa Middendorf, die mit ihrem Kipplaster für ein Nordkirchener Unternehmen tätig ist, stand direkt an der Autobahnbrücke und freute sich sehr über die spontane Versorgung. „Ich bin seit heute Nacht 2 Uhr unterwegs und stehe jetzt seit ungefähr 11 Uhr hier in der Vollsperrung.“
Der Verkehr verstopfte die Herberner Straßen
Die Verkehrsunfallstatistik des Bundesamtes zählt für 2021 rund 2.245.245 erfasste Unfälle mit 327.550 Verletzten und 2.719 Verkehrstoten. Von diesen erfassten Unfällen ereigneten sich 32.183, an denen Güterfahrzeuge beteiligt waren - wie in diesem Fall. 27,1 Prozent dieser Unfälle passierten auf Autobahnen.
Durch die Vollsperrung bedingt, schlängelten sich Autos und Lkw stundenlang durch Herberns Straßen; nicht nur über die Hauptstraße, die B54, sondern geballt auch über alle Nebenstraßen. Altenhamm, Haselbüschken, Bockumer Straße, Papenbrede, Siegebrede waren scheinbar verlockende Abkürzungen, die sich beim Befahren aufgrund der jeweiligen Geschwindigkeitsbegrenzungen dann allerdings eher als das Gegenteil erwiesen und auch hier für Rückstaus sorgten.
Im Laufe des Montagsnachmittags fanden sich immer wieder Herberner ein, die bepackt mit Getränken, Obst und Süßkram als Nervennahrung die Wartenden auf der A1 versorgt haben. „Die kann man doch hier nicht in der Kälte stehen lassen. Da sind viele Familien die Kinder dabeihaben, da müssen wir noch helfen“, so eine Dame, die nicht genannt werden möchte.
Der Lkw-Fahrer, der den Unfall am Montag verursacht hatte, war aus unklarer Ursache in Richtung Dortmund nach rechts von der Fahrbahn abgekommen. Daraufhin steuerte er nach links in ein dort fahrendes Auto. Das wurde durch die Wucht des Aufpralls in die Mittelschutzplanke aus Beton gedrückt. Die Zugmaschine des Lkw löste sich und schleuderte über die Betonabsperrung in den Gegenverkehr. Der Lkw-Fahrer wurde lebensgefährlich verletzt, der Autofahrer schwer.

Viele Helfer waren am Montag gekommen, um die Wartenden mit Lebensmitteln zu versorgen. © Hurek
Seit fast 30 Jahren ist Herbern nun unser Zuhause und seit gut vier Jahren darf ich über meinen zweiten Herzensort berichten. Ich habe einen großartigen Job als freie Mitarbeiterin, der den eigenen Horizont um ein Vielfaches erweitert.
