
© Bernd Schäfer
Corona-Einkaufshilfe: Ein Service, der plötzlich wieder gefragt ist
Glücksserie
Die Infektionszahlen steigen seit Wochen. Das bedeutet auch in Heek vermehrte Qurantänefälle. Genau deshalb erlebt die Corona-Einkaufshilfe derzeit ein echtes Revival. Und noch mehr.
Seit zwei Jahren ist die Corona-Pandemie nun schon so etwas wie ein Alltagsbegleiter. Wellen kamen und gingen. Einschränkungen ebenso. Aktuell breitet sich die Omikron-Variante rasend schnell aus. Auch deshalb erlebt die Corona-Einkaufshilfe in Heek ein Revival.
Über verschiedene Kanäle bekommen Sarah Vortkamp und Elisabeth Voss, die Gründerinnen der Einkaufshilfe, die Infos zugespielt, wer Bedarf an dem besonderen Service hat.
Wegen der steigenden Infektionszahlen haben die Beiden wieder deutlich mehr zu tun. Und somit natürlich auch die 15 Helfer.
Kosten- und kontaktloses Angebot
198 Personen (Stand 9. Februar) sind derzeit offiziell in der Dinkelgemeinde infiziert. Sie alle sind natürlich in Quarantäne. Wenn sich der Kühlschrank leert und niemand zur Stelle ist, der die notwendigen Besorgungen erledigen kann, ist die die Corona-Einkaufshilfe zur Stelle.
„Es sind die kleinen Gesten, das freundliche Lächeln, die uns antreiben“, erzählt Sarah Vortkamp im Gespräch mit der Redaktion. Denn selbstverständlich ist das Hilfsangebot kostenlos. Ebenso kontaktlos.
Auch wird kein Geld an der Haustür eingesammelt. Die Helfer stellen nur die Einkäufe dort ab.

Die Heeker Einkaufshelfer erledigen die gewünschten Besorgungen und stellen diese kontaktlos vor die Tür der Personen in Quarantäne. An der Tür wird kein (!) Geld eingesammelt (Symbolbild). © picture alliance/dpa
„Der Dank, den uns die Menschen entgegenbringen, ist ein echter Glücksmoment für uns“, sagt Sarah Vortkamp. Als die Einkaufshilfe samt dazugehöriger Facebook-Gruppe vor etwa zwei Jahren ins Leben gerufen wurde, war Sarah Vortkamp noch selbst als Einkaufshelfer auf Tour.
Mittlerweile vermittelt sie zusammen mit Elisabeth Voss die Einkaufhelfer, wenn sich betroffene Heeker gemeldet und ihre Einkaufswünsche übermittelt haben. Vortkamp betreut dabei vorwiegend den digitalen Bereich, während Elisabeth Voss den Telefonpart übernimmt.
Einfach helfen wollen
„Das ergänzt sich sehr gut und so kann man uns auf vielen verschiedenen Wegen erreichen“, sieht Sarah Vortkamp die Aufteilung als sinnig an. Die Idee, diesen Service anzubieten, entstand derweil bereits in der Frühphase der Pandemie.

Ergebnis aus unserer "Glücksumfrage" zum Thema wie Corona das persönliche Leben der Heeker belastet. Die Umfrageergebnisse sind nicht (!) repräsentativ. © MLZ
Schließlich hat nicht jeder, der in der Dinkelgemeinde in Quarantäne muss, Familie vor Ort, die die Einkäufe erledigen kann. „Da wollten wir einfach ansetzen und helfen. In dieser schwierigen Zeit denen unter die Arme greifen, die sonst nicht wüssten, wie sie es regeln sollen“, so Vortkamp.
Und Elisabeth Voss ergänzt: „Uns ging es darum, dass Betroffene feste Ansprechpartner haben, an die sie sich wenden können.“ Und – auch das sei gesagt – denen man auch vertrauen kann. Erst nach der Kontaktaufnahme wird ein Einkaufshelfer losgeschickt. Einfach so kommt niemand vorbei.
Ausnahme: Wenn sich der Einkaufshelfer und die betreffende Person bereits kennen. „Das sind so Ausnahmefälle. Da läuft die Kontaktaufnahme dann direkt und nicht über uns“, erklärt Sarah Vortkamp. Das sei aber gar kein Problem, immerhin gehe es so noch ein bisschen schneller.
Kein Geldeinsammeln an der Tür
Aber wie funktioniert das mit dem Bezahlen? Immerhin wird an der Tür kein Geld eingesammelt. Der Service ist eben kontaktlos. „Die Helfer reichen den Kassenbon bei Elisabeth Voss ein, sie streckt das Geld vor und holt es sich später wieder“, skizziert Vortkamp den Ablauf.

Ergebnis aus unserer "Glücksumfrage" zum Thema wie die Heeker angesichts der Corona-Lage in ihre Zukunft blicken. Die Umfrageergebnisse sind nicht (!) repräsentativ. © MLZ
Der Helferpool bewegt sich übrigens immer so um die 15 Personen. Mal einer mehr, mal einer weniger. So seien etwa mal junge Helfer zum Studieren weggezogen, dafür hätten dann andere Zeit gehabt, um die entstandene Lücke zu füllen. „Es funktioniert wirklich gut und reibungslos“, so Voss.

Sarah Vortkamp war selbst als Einkaufshelferin im Einsatz. Jetzt vermittelt sie Einkaufshilfen, dabei betreut sie den digitalen Bereich der "Schnittstelle Einkaufshilfe" in Heek. © Privat
Wie vielen Personen genau die Einkaufshilfe in mittlerweile zwei Jahren Pandemie geholfen hat, ist unklar. Einfach, weil das nicht irgendwo protokolliert wird. Und das soll es auch gar nicht, wie Elisabeth Voss deutlich macht.
Klar ist aber, dass die Hilfe phasenweise, gerade zu Zeiten des harten Lockdowns 2020 und jetzt mit der Omikron-Variante echte Nachfrageschwerpunkte hatte und hat. Es ist ein wenig vergleichbar mit den Wellen der Pandemie. Sie kommt und geht.
Aller Anfang war schwer
Dabei darf nicht verschwiegen werden, dass aller Anfang schwer war. Oder anderes gesagt, etwas schleppend anlief. „Die Menschen mussten erst Vertrauen fassen“, blickt Sarah Vortkamp zurück.
Die Scheu fiel, als zur Kontaktaufnahme auch die Festnetznummer von Elisabeth Voss angegeben wurde. „So eine Nummer war für viele offensichtlich vertrauenswürdiger als irgendeine Handynummer.“ Schließlich war allein durch die Vorwahl klar, dass die Hilfe tatsächlich in Heek angesiedelt ist.
Dass das Ganze am Ende zu einer Erfolgsgeschichte wurde, die vielen Menschen in dieser schwierigen Zeit Hoffnung gab und gibt, kommt für Sarah Vortkamp nicht überraschend. „Wir sind eine kleine Gemeinde. Hier greift alles schnell ineinander. Das ist eben etwas anders als in einer Großstadt.“
Und wie geht es weiter? „Die Facebook-Gruppe (Corona-Hilfe in der Gemeinde Heek - d. Red.) und unser Angebot werden bestehen bleiben“, antwortet Vortkamp ohne eine Sekunde zu überlegen.
- Elisabeth Voss unter (02568) 2133 oder (0151) 15290129 melden.
- Oder bei Sarah Vortkamp über die Facebook-Gruppe „Corona-Hilfe in der Gemeinde Heek“.
Liebt als gebürtiger Münsterländer die Menschen und Geschichten vor Ort. Gerne auch mit einem Blick hinter die Kulissen. Arbeitsmotto: Für eine spannende Story ist kein Weg zu weit.
