Josephine Hubo aus Haltern geht mit ihrem Schäferhund Rocky gerne in der Haard spazieren. Sie hat es nicht weit bis dahin, wohnt ganz in der Nähe. Auf dem Wanderparkplatz an der Ecke Bossendorfer Damm und Auf dem Hassel stellt sie immer ihr Auto ab.
So auch am Montagmittag, den 28. November 2022. Doch an diesem Tag startete der Spaziergang anders als gewöhnlich. Die 22-Jährige ist mit dem Auto auf den Parkplatz gefahren. Vor ihr im Auto saß ein Bekannter. Beide haben plötzlich das Gleiche gesehen: Einen Wolf.
„Ich war erstmal total geschockt“, erinnert sich Josephine Hubo. Der Wolf soll unweit vom Parkplatz gestanden haben. „Als wir mit den Autos hochgefahren sind, ist er links rein in das Gebüsch und dann durch den Wald gerannt. Er war viel zu schnell weg, als dass ich mein Handy herausholen und ein Foto machen konnte.“

Josephine Hubo ist sich sicher: „Das war definitiv kein Hund. Die Gangart war ganz anders.“ Größer als ihr eigener Schäferhund soll das Tier gewesen sein und gräuliches Fell gehabt haben. Es muss sich um einen Wolf gehandelt haben, meint die Halternerin.
Wölfe in der Haard möglich?
Aber wie realistisch ist eine Wolfssichtung in der Haard in Haltern? Eine Ansiedlung eines Wolfes im Bereich der Haard ist aktuell nicht bekannt. Im Frühjahr habe es eine Sichtung gegeben, die allerdings nicht bestätigt werden konnte.
„Das ist bei Sichtungen häufig der Fall, wenn kein Foto oder Video gemacht wurde oder das Bild nicht genug Details hat“, erklärt Wolfsberater Niels Ribbrock von der Biologischen Station im Kreis Recklinghausen.

Im Frühjahr gehen die Wölfe auf Wanderzeit. Dann sind die jungen Wölfe auf der Suche nach neuen Revieren. „Da würde die Frühjahresmeldung in der Haard gut reinpassen“, sagt Niels Ribbrock. Hält sich der Wolf dann länger in dem Gebiet auf, dann werden weitere Sichtungen gemeldet. Das war im Frühjahr nicht der Fall.
Die Herbstmeldung von Josephine Hubo passt da nicht ins Bild. „Trotzdem ist es nicht auszuschließen, dass jetzt ein Wolf auftaucht. Auch wenn die Zeit untypisch ist“, sagt Niels Ribbrock. Je nach Charakter der Wölfe können die Tiere auch jetzt auf Wanderzug gehen. „Ich gehe momentan aber nicht davon aus, dass es ein sesshafter Wolf war.“
Sesshafter Wolf in der Hohen Mark
Dabei gibt es einen Wolfsrüden, der in der Hohen Mark sesshaft geworden ist. Der Wolf trägt die Kennung GW2347m und wurde erstmals im Juni 2021 identifiziert. Der Wolfsrüde hält sich vorwiegend in den Wäldern der Hohen Mark nördlich der Lippe zwischen Reken und Haltern auf.
„Theoretisch könnte der Wolfsrüde Streifzüge bis in die Haard machen“, sagt Niels Ribbrock, „allerdings halte ich das für unwahrscheinlich.“ Der Knackpunkt ist die Lippe. Das Territorium des Wolfes liegt nördlich der Lippe, die Haard liegt südlich davon.
In der Theorie kann der Wolf zwar sowohl schwimmen als auch Brücken überqueren, allerdings: „Natürliche Grenzen wie Flüsse sind häufig auch die Reviergrenzen der Tiere.“
Niels Ribbrock kann also nur spekulieren, ob es sich bei der Sichtung von Josephine Hubo tatsächlich um diesen Wolf gehandelt haben könnte. „Wir wissen zum Streifgebiet des Wolfsrüden relativ wenig, da er sich unauffällig verhält. Es gibt immer wieder Nachweise im Kerngebiet seines Reviers, aber über die Randgebiete wissen wir kaum etwas.“
Mögliche Wolfssichtungen melden
Förster Harald Klingebiel hält einen Wolf in der Haard „grundsätzlich nicht für unrealistisch“, da die heimische Tierart langsam wieder zurückwandert und die Haard grundsätzlich einen geeigneten Lebensraum darstellen würde.
„Ob es nun tatsächlich ein Wolf war, das weiß ich nicht. Ich habe keinen gesehen und auch keine Kotspuren gefunden“, sagt Harald Klingebiel. „Faktisch haben wir also keine Beweise vorliegen.“
Wer meint, einen Wolf gesehen zu haben, solle sich bei einem Wolfsberater oder beim Landesamt melden. „Jeder Hinweis, auch wenn er nicht bestätigt werden kann durch ein Foto oder Video, kann für uns ein Puzzlestück sein“, sagt Niels Ribbrock.
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