Ein Wolf

In der Haard, in der Nähe der beliebten Waldgaststätte "Mutter Wehner", hat Mario Barz aus Oer-Erkenschwick nach eigenen Angaben einen Wolf (hier ein Archiv-Foto) gesichtet. Experten halten es für nicht ausgeschlossen, dass es in dem beliebten und belebten Ausflugsgebiet Wölfe gibt. © dpa

Wolf im Wandergebiet Haard: Müssen sich Spaziergänger jetzt fürchten?

rnSchnappschuss im Wald

Ein Foto von einem möglichen Wolf in der Nähe der beliebten Waldgaststätte „Mutter Wehner“ am Rand des Waldgebiets Haard in Oer-Erkenschwick sorgt für kontroverse Diskussionen.

Oer-Erkenschwick

, 10.05.2022, 14:05 Uhr / Lesedauer: 2 min

Vergangenen Freitag (6.5.) hatte Mario Barz aus Oer-Erkenschwick am frühen Morgen beim Spaziergang mit seinem Terrier „Nicki“ auf einem Waldweg die plötzliche Begegnung mit einem Vierbeiner. Das war kein Schäferhund, „das war ein Wolf“, ist sich der 55-Jährige sicher. Er zückte bei der unerwarteten Begegnung sofort sein Smartphone und „schoss“ ein Foto von dem Tier. Das Bild liegt mittlerweile auch Niels Ribbrock vor. Er ist beim Landesamt für Natur-, Umwelt- und Verbraucherschutz (LANUV) ausgebildeter Wolfsberater und studierter Landschaftsökologe der Biologischen Station des Kreises Recklinghausen. Ribbrock meint: „Das könnte in der Tat ein Wolf sein.“

Offiziell bestätigt ist die Wolfssichtung in Oer-Erkenschwick noch nicht

Endgültig bestätigt ist die Wolfssichtung aber noch nicht. „Ich werde mich kurzfristig mit dem Fotografen vor Ort in der Nähe der Waldgaststätte „Mutter Wehner“ in Oer-Erkenschwick treffen und mit ihm die näheren Umstände der Begegnung erörtern. Derweil wird das Foto von LANUV-Experten und Spezialisten des sächsischen Lupus-Büros begutachtet. Wahrscheinlich können wir schon zum Ende der Woche sagen, ob es sich bei dem auf dem Foto erkennbaren Tier zweifelsfrei um einen Wolf handelt“, sagt Niels Ribbrock. Und wenn ja, müssen sich dann Spaziergänger in der Haard vor dem Tier fürchten?

Bislang wurde keine Wolfsattacke auf einen Menschen registriert

„Nein“, klärt Niels Ribbrock auf. „Seit rund 20 Jahren leben in Deutschland wieder Wölfe. In dieser Zeit ist nicht ein Fall registriert worden, bei dem ein Wolf einen Menschen attackiert hat.“ Der Wolfsberater der Biostation im Kreis Recklinghausen hält ein Zusammenleben von Menschen und Wölfen grundsätzlich für möglich. Dazu gehöre, dass sich Menschen beim plötzlichen Zusammentreffen mit Wölfen an bestimmte Regeln halten. „Und die Halter von Nutztieren müssen sich daran gewöhnen, dass sie ihr Vieh wieder beschützen müssen“, klärt Ribbrock auf.

Das ist das Foto, das Mario Barz aus Oer-Erkenschwick mit dem Smartphone bei seiner abenteuerlichen Begegnung in der Haard bei "Mutter Wehner" gemacht hat. In der Mitte sieht man einen Vierbeiner, der laut Mario Barz zweifelsfrei ein Wolf gewesen ist. Das Foto wird aktuell von Wolfsexperten in NRW und Sachsen geprüft.

Das ist das Foto, das Mario Barz aus Oer-Erkenschwick mit dem Smartphone bei seiner abenteuerlichen Begegnung in der Haard bei "Mutter Wehner" gemacht hat. In der Mitte sieht man einen Vierbeiner, der laut Mario Barz zweifelsfrei ein Wolf gewesen ist. Das Foto wird aktuell von Wolfsexperten in NRW und Sachsen geprüft. © privat

Biologische Station des Kreises verleiht Herdenschutz-Sets

Denn der Wolf ist ein geschütztes Tier und darf nur in seltenen Ausnahmefällen geschossen werden. „In der Region Schermbeck ist beispielsweise ein ganzes Wolfsrudel beheimatet. Immer wieder mal unternommene Versuche, den Abschuss einzelner Tiere genehmigt zu bekommen, sind vor Gericht stets gescheitert“, erzählt Niels Ribbrock und ergänzt: „Stattdessen bieten wir Landwirten und Nutztierhaltern Aufklärung an, wie sie ihr Vieh schützen können.“

Zu den Schutzmaßnahmen gehören beispielsweise 1,20 Meter hohe Elektrozäune. Für den Neukauf gibt es Fördergelder vom Land NRW. Bei Neusichtungen verleiht die Biostation des Kreises Recklinghausen (Telefon 02369/77505) auch sogenannten Herdenschutz-Sets.

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In Oer-Erkenschwick fotografiertes Tier könnte ein Wanderwolf sein

„Neusichtungen“, damit sind wir wieder in Oer-Erkenschwick. Laut Niels Ribbrock herrscht bei den Wölfen gerade Wanderzeit. „Das heißt, dass Jungtiere von ihren Rudeln in Brandenburg oder Niedersachen auf dem Weg Richtung Westen durchaus in der Haard Station machen können. „Vielleicht war das fotografierte Tier ein solcher Wanderwolf. Der kann heute schon 100 Kilometer weiter gezogen sein. Sollte er hier aber sesshaft werden, dann werden wir ihn häufiger sichten und dann registrieren“, kündigt Ribbrock an.

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Jäger Ludbrock: „Wölfe gehören nicht in die hiesige Kulturlandschaft“

Einen sesshaften Wolf oder gar ein Rudel in der Haard, davon will Georg Ludbrock gar nichts wissen. Der 55-Jährige passionierte Jäger ist Vorsitzender des Hegerings Datteln/Oer-Erkenschwick und hat zu Wölfen eine ganz klare Meinung. „Diese Tiere gehören nicht in unsere Kulturlandschaft, die dafür viel zu dicht besiedelt ist“, sagt Ludbrock. Und dass es jetzt schon Wölfe ist der Haard gibt, davon ist der 55-Jährige überzeugt. Jagdkollegen hätten ihm davon berichtet. Ludbrock: „Ich bin auch für eine Bestandssicherung dieser Tiere in Europa. Aber nicht hier.“

Ortslandwirt Uhlenbrock ist - noch - nicht beunruhigt

Beunruhigt wegen eines Wolfes in der Nachbarschaft ist Ortslandwirt Stefan Uhlenbrock aus Oer-Erkenschwick - noch - nicht: „Ein Tier allein ist nicht schlimm. Aber wenn daraus ein jagendes Rudel wird, dann gibt es Probleme. Dann werden wohl einfache Einzäunungen nicht mehr ausreichen.“