Zoe Reining möchte „Fridays for Future“-Gruppe gründen „Nicht mit so viel Kritik gerechnet“

Zoe Reining möchte „Fridays for Future“-Gruppe in Haltern gründen
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Es scheint, als hätte Zoe Reining ihren Finger in eine offene Wunde gelegt. Denn vor wenigen Wochen hatte die 24-jährige Studentin höflich in der Halterner Facebook-Gruppe nachgefragt, ob es bereits eine „Fridays for Future“-Gruppe in der Stadt gibt. Wenn nicht, wolle sie selbst eine gründen.

Dafür erntete die Halternerin online reichlich Kritik und übergriffige Kommentare. „Ich wusste, dass es Gegenwind geben wird. Das gehört leider immer dazu, wenn man sich für das Klima einsetzt. Jedoch habe ich nicht mit so viel Kritik gerechnet“, so Zoe Reining im Gespräch mit der Redaktion.

Die Kommentare und Beleidigungen seien aufgrund der Unsachlichkeit von dem Moderator der „Haltern am See“-Facebookgruppe gelöscht worden. „Sonst wäre es wahrscheinlich noch weiter gegangen“, berichtet die Halternerin. Einer habe geschrieben, dass sie sich doch am Westuferpark am Bahngleis ankleben solle. Ein weiterer meinte, dass es doch besser wäre, wenn sie sich für Rentnerinnen und Rentner einsetze.

„Ich kann diese abwertende Haltung nicht nachvollziehen. Ich setze mich doch nur für die Umwelt und Tiere ein. Das geht uns alle etwas an“, so die 24-Jährige. Das zeige, dass das Umweltbewusstsein in Haltern noch nicht so ausgeprägt sei wie mancherorts und das sei erschreckend. Umso mehr treibt dieser Status Quo die Halternerin an, weiterzumachen.

Sie habe bereits bei der Schülervertretung des Gymnasiums in Haltern angefragt, aber bis heute keine Reaktion erhalten. „Ich hoffe, dass sich einige finden lassen und wir für Haltern eine Ortsgruppe gründen können“, so Reining. Zusammen für Sichtbarkeit sorgen, sich austauschen, Plakate basteln, Aufräumaktionen starten oder selbst Vorträge gestalten, das stelle sich die Halternerin vor. Aber das Wichtigste sei, dass sich in erster Linie Gleichgesinnte finden lassen.

Politik muss reagieren

„Zwar können wir auf die Missstände aufmerksam machen, aber letztendlich muss die Politik reagieren“, fordert die Halternerin. „Es geht immer mehr und nach diesem Mehr strebe ich.“ Beispielsweise findet sie, dass das 49-Euro-Ticket immer noch zu teuer ist und sich das viele einkommensschwache Haushalte nicht leisten können.

Sie selbst lebe vegan, kaufe Secondhand-Kleidung, benutze nahezu immer die öffentlichen Verkehrsmittel und engagiere sich freiwillig für soziale Zwecke. „Aber was bringt das letztendlich, wenn die großen Player in diesem kapitalistischen System - Zwecks des Profits - nichts ändern?“

Auf den familiären Rückhalt kann die 24-Jährige zählen. „Wenn ich meine Oma besuche, dann bekomme ich mittlerweile ein veganes Essen und das ohne blöde Kommentare.“ Das sei nicht selbstverständlich und schätze sie sehr. Denn im familiären Umkreis habe sie angefangen mit der Bewusstseinsschaffung und werde mit ihrer Meinung ernst genommen. „Natürlich war meine Mutter besorgt, als ich ihr von den Facebook-Kommentaren erzählt habe“, so die Halternerin. Aber ihre Familie vertraue ihr und wisse, was sie da tut.

Klimaaktivistinnen und Klimaaktivisten beschriften gemeinsam auf einem grünen Boden Plakate für einen Protest. Auf einem der Plakate steht: "Climate crisis = Health crisis"
In der „Fridays for Future“-Bewegung sind überwiegend Schülerinnen und Schüler sowie Studierende vertreten, die sich für umfassende, schnelle und effiziente Klimaschutz-Maßnahmen einsetzen. © Jennifer Wachter

„Ich hoffe, dass sich eine Gruppe für Haltern finden lässt, die für die gleichen Ziele kämpft und dieselben Werte vertritt“, sagt Zoe Reining. Sie würde sich sehr darüber freuen, wenn das Gymnasium in Haltern auf ihre Anfrage reagiere. Aus eigener Erfahrung wisse sie, dass der Zusammenhalt in solchen Gruppen Kraft gebe und auch wichtig sei.

Die Kommentare auf Facebook demonstrieren, wie viel junge Klimaaktivistinnen und Klimaaktivisten aushalten müssen. „Deshalb wünsche ich mir wahrscheinlich in erster Linie, dass der Umgang miteinander auch online auf einer respektvollen Ebene basiert“, so die Studentin. Es könne doch nicht sein, dass man auf eine höfliche Frage (persönlich) angegriffen werde.

Wer sich für eine gemeinsame „Fridays for Future“-Gruppe in Haltern interessiert, kann Zoe Reining per Mail kontaktieren (z.reining@web.de). „Ich freue mich auf eure Anfragen und hoffe, dass wir uns gemeinsam für unsere Umwelt einsetzen können.“

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