Pendler haben zurzeit Glück. Sie kommen in der Regel gar nicht erst in die Verlegenheit, Bekanntschaft mit dem schlechtesten Park-and-Ride-Parkplatz in NRW zu machen. Wegen Arbeiten an der Überführung des Bananen-Radwegs ist die Manteuffelstraße als Zufahrt zu dem P+R-Parkplatz zumindest von der Kaiserstraße mit der Stadtbahn-Linie U43 gar nicht zu erreichen - wobei das Hinweisschild dort natürlich trotzdem noch vorhanden ist.
Es ist ein Schotterplatz mit tiefen Schlaglöchern beziehungsweise Pfützen, der als „Hol- und Bringzone“ für Umsteiger auf den öffentlichen Nahverkehr ausgeschildert ist. Man hat den Eindruck, dass der P+R-Parkplatz Von-der-Tann-Straße in der östlichen Innenstadt, der eigentlich an der Manteuffelstraße liegt, den Titel schlechtester P+R-Platz in NRW zurecht bekommen hat.
„Verliehen“ hat ihn der Autoclub Europa (ACE), der bundesweit Parkplätze für Pendler unter die Lupe genommen hat - in Dortmund waren es 19 von 36 P&R-Parkplätzen. Die Parkplätze Hörder Bahnhof, Benninghofer Straße, Mengede I, Barop S und Von-der-Tann-Straße sind dabei durchgefallen.

Beim „Schlusslicht“ Von-der-Tann handele es sich um eine „Altanlage“, die heute so in der Form nicht mehr geplant werden würde, weil der Pkw-Fahrer nicht an der Hauptverkehrsstraße auf Bus oder Bahn umsteigen kann, heißt es in der Reaktion der Stadt auf den Test. Tatsächlich sind es vom Parkplatz knapp 200 Meter bis zur Kaiserstraße mit der Stadtbahn-Station Von-der-Tann-Straße.
Vier Parkplätze mit Schranken
Insgesamt zeigt der Test, dass es aktuell sehr unterschiedliche Standards bei Park-and-Ride-Anlagen in Dortmund gibt. Zur obersten Kategorie gehören die Anlagen am Hauptfriedhof, an Schulte-Rödding, am Westfalenpark und am Hafen. Das Besondere hier: Sie liegen direkt an Stadtbahn-Stationen und sind seit rund einem Jahr mit Schranken versehen. Nur ÖPNV-Nutzer mit Ticket können die Stellplätze kostenlos nutzen. So soll eine Fremdnutzung durch Dauerparker oder Anwohner verhindert werden.

Das Kassen-Schranken-System setze die Fremdnutzung auf annähernd null, bilanzieren die Verkehrsplaner der Stadt. „Somit hat sich die Verfügbarkeit von Parkplätzen für ÖPNV-Nutzende deutlich erhöht.“ Zu den Effekten gehört aber auch, dass viele Stellplätze auf den P+R-Anlagen mit Schranken ungenutzt bleiben. Seit Einführung des Deutschland-Tickets steige aber die Auslastung „zwar langsam aber stetig an“, heißt es dazu von der Stadt.
Zu wenig Planungskapazität
Gibt es denn Bemühungen, auch die älteren Anlagen wie etwa an der Von-der-Tann-Straße aufzurüsten? Das Tiefbauamt sei grundsätzlich bemüht, ältere Park-and-Ride-Anlagen zu optimieren, heißt es auf Anfrage. Das falle aber „aufgrund fehlender planerischer Kapazitäten und auch in der Umsetzung schwer“. Man beschränke sich daher auf die Pflege und Unterhaltung der bestehenden Anlagen und gewährleiste die Verkehrssicherheit.
Aktuell gibt es auch keine Pläne, weitere P+R-Anlagen mit Kassen-Schranken-Systemen auszustatten. „An kleineren Anlagen müssten umfangreiche bauliche Änderungen durchgeführt werden, um klar abgegrenzte Ein- und Ausfahrten zu errichten, Rückstau auf Hauptverkehrsstraßen zu vermeiden und eine technische Infrastruktur zu schaffen“, erklärt die Verwaltung. Das reduziere oft die Zahl der Parkplätze. Außerdem stünden bei kleineren Anlagen die Kosten gegenüber dem Nutzen „in keinem guten Verhältnis“.
Immerhin gibt es aber Überlegungen, zusätzliche P&R Anlagen einzurichten oder bestehende zu erweitern. Dazu gehören nach Angaben der Stadt etwa Parkplätze am Bahnhof Kruckel, Bahnhof Mengede und an der S-Bahn-Station Wickede.
Eine Übersicht mit Infos zum Park-and-Ride-Angebot in Dortmund gibt es unter www.umsteigern.de/so-gehts-p-r-richtig-nutzen.html
Der schlechteste Park-and-Ride-Platz NRWs liegt in Dortmund: Mehrere Parkplätze fallen durch
Problem nach über einem Jahr gelöst: Anwohner froh über Arbeiten auf P&R-Parkplatz
Schranken im Bau: Am P&R-Parkplatz Schulte Rödding wird‘s ernst
Dortmunder P+R-Parkplätze bekommen Schranken - Anwohner fürchten Parkplatz-Not