Dortmunder P+R-Parkplätze bekommen Schranken - Anwohner fürchten Parkplatz-Not

© Oliver Volmerich

Dortmunder P+R-Parkplätze bekommen Schranken - Anwohner fürchten Parkplatz-Not

rnNeue Parkregelung

An vier großen Park-and-Ride-Parkplätzen in Dortmund können bald nur noch Nutzer von Bus und Bahn kostenlos parken. Anwohner am P+R-Parkplatz am Hafen sehen das mit Skepsis und Sorge.

Dortmund

, 21.02.2022, 04:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Wenn Ulrich Grottke in seiner Wohnung an der Speestraße aus dem Fenster schaut, blickt er auf den großen Park-and-Ride-Parkplatz nahe der Stadtbahnstation Hafen. Der ist in der Regel gut gefüllt, aber nicht überfüllt.

„Er wird auch viel von Beschäftigten der Betriebe hier genutzt“, berichtet der Anwohner. Und die P+R-Anlage dient offenbar auch als Mitfahrer-Parkplatz. „Da treffen sich oft Fahrer, die mit verschiedenen Autos kommen, um dann gemeinsam weiterzufahren.“

Für die Stadt ist das eine Zweckentfremdung des P+R-Angebots. Deshalb dürfte es auf dem Parkplatz bald leerer werden. Denn er bekommt eine Schrankenanlage. Kostenlos nutzen können ihn dann nur noch Autofahrer, die von hier aus auf Bus oder Bahn umsteigen. Alle anderen müssen Parkgebühren bezahlen.

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Umgesetzt wird die Veränderung mit der Neuinstallation des Parkleitsystems für die Innenstadt. Künftig sollen auf Hinweistafeln an den Straßen nicht nur die freien Parkplätze in öffentlichen Parkhäusern und Tiefgaragen angezeigt werden, sondern auch auf den P+R-Plätzen am Hafen, am Westfalenpark, am Hauptfriedhof und an Schulte-Rödding.

Kostenlos Parken mit VRR-Ticket

„Durch die Errichtung von intelligenten Kassen-Schranken-Systemen auf den P+R-Anlagen soll eine kostenlose Verfügbarkeit durch ÖPNV-Nutzer anhand einer Ticketerkennung ermöglicht werden“, erläutert die Stadt. „Alle mit einem gültigen Fahrausweis können somit ihre Fahrzeuge für die Dauer von 24 Stunden kostenfrei abstellen.“

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Wie das funktionieren soll? Bei der Einfahrt zieht man ein Parkticket und die Schranke öffnet sich. Das Ticket ist dann am Kassenautomaten zu bezahlen - mit einem gültigen VRR-Fahrschein, der am Automaten gescannt wird, werden die Parkgebühren dann aber auf 0 rabattiert.

Allerdings: Das System funktioniert nur mit Dauer-Tickets - vom Firmen-Ticket bis Bären-Ticket oder Online-Tickets. Ob das auch für BVB-Dauerkarten gilt, mit denen man an Spieltagen Bus und Bahn nutzen kann, ist noch unklar.

„Einzel- und Mehrfahrtentickets in Papierform können aufgrund technischer Abhängigkeiten zu dem Entwertungssystem nicht verwendet werden“, erklärt Stadtsprecher Christian Schön. „Dauer- und Kurzparker ohne ÖPNV-Ticket müssen für das Abstellen ihres KFZ den jeweiligen Preis am Kassenautomat entrichten.“ Nach aktuellem Stand würden dann 50 Cent pro Stunde fällig.

Die Verkabelung für die geplante Schrankenanlage am Park-and-Ride-Parkplatz ist schon vorhanden.

Die Verkabelung für die geplante Schrankenanlage am Park-and-Ride-Parkplatz ist schon vorhanden. © Oliver Volmerich

Die Vorarbeiten für das neue Parkleitsystem haben an der Speestraße im Dezember 2021 begonnen. Inzwischen ragen an der Zufahrt Kabel aus dem Boden, an der Stelle, an der bald die Schranken installiert werden.

Für Ulrich Grottke sind das keine guten Aussichten. „Viele werden ihre Autos dann den Wohnstraßen abstellen, wo die Parkplätze jetzt schon knapp sind. Dann finden wir als Anwohner gar keinen Parkplatz mehr“, befürchtet er.

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Einbezogen in die Entscheidung wurden die Anwohner im Vorfeld nicht. „Es wird ja kein öffentlicher Stellplatz zu einer P+R Anlage umgewandelt. Durch die Maßnahme wird der eigentliche Nutzen von P+R Anlagen dauerhaft gewährleistet“, argumentiert Stadtsprecher Christian Schön.

Mehr Platz für ÖPNV-Nutzer

Man gehe eher von einer Verlagerung aus: Heute blockierten zahlreiche Fremdnutzer die P+R Anlagen und die eigentlichen ÖPNV-Nutzer seien gezwungen, in den umliegenden Seitenstraßen zu parken. „Wenn zukünftig eine Fremdnutzung unterbunden wird, so sind die ÖPNV-Nutzenden auch nicht mehr gezwungen, in den Wohngebieten zu parken“, erklärt Schön.

Wie es in der Realität aussehen wird, wird sich bald zeigen. Voraussichtlich Ende Mai soll das neue System „scharf geschaltet“ und das Schrankensystem in Betrieb genommen werden, kündigt Christian Schön an. Wie sich die Situation dann entwickele und ob weiterführende Maßnahmen notwendig seien, könne man noch nicht prognostizieren.

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