Musikalische Reise in die südamerikanische Kolonialzeit

Deutsche Urauffühung von „Carmina Latina“ bei Klangvokal

Im Rahmen des Festivals „Klangvolkal“ fand am in der Maschinenhalle der Zeche Zollern eine deutsche Uraufführung statt. Mit dem Stück „Carmina Latina“ und Dirigent Leonardo García Alarcón ging es nach Lateinamerika zur Zeit, als die Spanier die „Neue Welt“ eroberten.

Dortmund

, 27.05.2018, 15:09 Uhr / Lesedauer: 2 min
Rodrigo Calveyra (l.) blies die Flöte zauberhaft.

Rodrigo Calveyra (l.) blies die Flöte zauberhaft. © Stephan Schütze

Trommelwirbel. Ein mystischer Gesang in der fast vergessenen Sprache der Quechua. Schon der Einzug von Musikern und Sängern katapultiert die Konzertgäste auf Zeche Zollern um Jahrhunderte zurück, ins ferne Lateinamerika.

Der argentinische Dirigent Leonardo García Alarcón hat dem Musikfestival Klangvokal eine deutsche Uraufführung beschert. Mit der von ihm gegründeten Cappella Mediterranea und Sängern des Kammerchors von Namur hat er am Samstagabend auf Zeche Zollern die „Carmina Latina“ gegeben, eine vokalmusikalische Zeitreise ins 16. und 17. Jahrhundert. Dabei eröffnete er eine wahre Schatzkiste mit geistlichen und weltlichen Gesängen, die spanische Komponisten nach ihrer Ankunft in der Neuen Welt geschaffen hatten. Es ist die Aufarbeitung eben solcher Raritäten, die García Alarcón zur Gründung der Cappella Mediterranea inspiriert hat.

Flehentliche Bitte in der Maschinenhalle

Die Maschinenhalle auf Zeche Zollern liefert das kontraststarke Ambiente, 560 Zuhörer sind dabei, das Konzert ist ausverkauft. Nach dem Prozessionsgesang nehmen Musiker und Sänger auf der erhöhten Bühne ihre Plätze ein, eine flehentliche Bitte an die Jungfrau Maria, das „Salve Regina“ von Juan de Araujo, der als Kapellmeister in Bolivien und Peru wirkte, führt die Gäste endgültig in die von den Europäern eroberten Landstriche.

Rodrigo Calveyra bläst die Blockflöte so zauberhaft, dass vor dem geistigen Auge sogleich die höfische Welt der frühen Neuzeit auftaucht. Der Kammerchor bewältigt die teils für sechs, teils für acht Stimmen komponierten Werke innig und präzise, die Kraft der Stimmen verhindert, dass der Gesamteindruck durch die nach oben offene Akustik der alten Industriehalle geschmälert wird.

Intermezzo auf der Trommel

García Alarcón gönnt seinen Akteuren kaum eine Pause, ist ein Lied gesungen, leitet der fabelhafte Quito Gato mit einem kurzen Intermezzo auf der Trommel, auf der Gitarre oder der Theorbe schon zum nächsten Stück über, sodass kaum Gelegenheit besteht, den Künstlern zu applaudieren.

Nach einer Zugabe, bei der Sopranistin Mariana Flores noch einmal richtig glänzen kann, danken die Gäste dafür mit Standing Ovations.

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