„Die Frauen in Südkorea lieben Marco Reus“
WM-Kader-Präsentation im Fußballmuseum
Großer Rummel am Dienstagvormittag in Dortmund: Bundestrainer Joachim Löw hat im Fußballmuseum den vorläufigen Kader der Fußball-Nationalmannschaft für die WM bekanntgegeben. Mehr als 200 Journalisten, auch aus dem Ausland, waren dabei – und ein paar glückliche Fans.

Das Foto von Marco Reus wird an der Fassade des Fußballmuseums aufgeklebt. © dpa
Einen besseren Ort als das Fußballmuseum in Dortmund, sagt Ingo Bankamp, gibt es nicht, um den deutschen Kader für die Fußball-Weltmeisterschaft zu präsentieren. „Dortmund“, sagt Bankamp, „ist einfach die Fußballstadt.“
Ingo Bankamp, er trägt ein Trikot der Nationalmannschaft, ist kein Journalist, kein Fotograf, kein Medienvertreter. Er darf an diesem Dienstag gemeinsam mit seiner Frau Simone, trotzdem an der Pressekonferenz im Fußballmuseum teilnehmen und als einer der ersten erfahren, wen Joachim Löw mit nach Russland nimmt.
„Ein unbezahlbarer Moment“
Das Ehepaar aus Ense im Sauerland hat den Zutritt zu der für Fans eigentlich nicht zugänglichen Veranstaltung bei einem Gewinnspiel im Radio gewonnen. Simone Bankamp musste dafür erzählen wie sie das WM-Finale 2014 erlebt hat – nämlich mit befreundeten Familien im heimischen Wohnzimmer. Und weil sie das offenbar ziemlich gut erzählt habe, erzählt sie, habe sie dann wenig später den Anruf erhalten, dass sie im Fußballmuseum mit ihrem Mann dabei sein darf.

Simone und Ingo Bankamp sind Fans der Nationalmannschaft. Am Dienstag durften sie bei der Präsentation des WM-Kaders im Fußballmuseum dabei sein. © Jana Klüh
Neben dem Ehepaar Bankamp gibt's noch ein paar andere Gewinner, die in der großen Arena das Fußballmuseums Platz genommen haben und gebannt zum anderen Ende auf die Bühne schauen, wo wenig später Joachim Löw Platz nimmt. Auf einer Leinwand werden Bilder der Spieler eingeblendet, die Löw auserkoren hat. „Das ist wirklich ein unbezahlbarer Moment“, sagt Ingo Bankamp. „Die WM ist einfach das Größte.“
Zwei Reporter aus Südkorea
Etwas weiter vorne haben Myeongsu Lee und Yeongsin Yun auf den Stühlen für die Journalisten Platz genommen. Mehr als 200 Medienvertreter haben sich für diese Präsentation angemeldet, die allermeisten kommen aus Deutschland. Myeongsu Lee und Yeongsin Yun allerdings kommen aus Südkorea. Sie leben zwar beide in Köln, arbeiten aber für südkoreanische Medien. Und da die deutsche Nationalmannschaft in der Vorrunde auf die Südkoreaner trifft, ist auch in der Heimat interessant, was Joachim Löw zu verkünden hat.
Myeongsu Lee arbeitet für das südkoreranische Onlineportal „Inter Football“. Generell sei das Interesse an der Bundesliga und dem gesamten europäischen Fußball in Südkorea wahnsinnig groß, sagt der 25-Jährige. In Dortmund ist er häufig – meistens sieht er hier aber nur den Signal Iduna Park. „Wenn die Koreaner an Dortmund denken, dann denken sie an den BVB“, sagt Lee. „Die Koreaner wissen, dass Dortmund super Fans hat. Für sie ist es eine Kultmannschaft.“ Lee mag das Fußballmuseum. „So etwas gibt es in Korea nicht.“
Ein bisschen verknallt
Für die Zeitung „Sport-Dong-A“ ist Yeongsin Yun im Einsatz. Er kennt sich mittlerweile schon ganz gut aus in Dortmund, sei schon 20-mal im BVB-Stadion gewesen, sagt er. Er weiß, dass es in Dortmund viele Zechen gab und dass damals viele Südkoreaner zum Arbeiten in die Stadt kamen. Vor allem aber, sagt auch Yun, würden die Menschen in seiner Heimat Dortmund mit dem Fußball verbinden. „Dortmund ist sehr bekannt – vor allem bei den Frauen.“ Warum? „Die Frauen lieben Marco Reus.“
Ein bisschen verknallt sind auch An Ngyuen und Duong Ngyuen. Während drinnen Joachim Löw erklärt, warum Mario Götze, WM-Held von 2014, nicht mit nach Russland fährt, haben sich die beiden Freundinnen, wie einige andere Fußballfans, vor dem Fußballmuseum postiert. „Wir lieben die deutsche Mannschaft“, sagen sie, fast gleichzeitig. Die eine, An, findet vor allem Toni Kroos ziemlich toll. Die andere, Duong, hat ein Herz für Manuel Neuer.
Das große Paninialbum an der Museumsfassade
In den Händen halten die beiden Freundinnen, die aus Vietnam kommen und in Dortmund und Bochum studieren, ein Paninialbum. Ihr Blick aber geht immer wieder zur Fassade des Fußballmuseums. Die ist gestaltet wie die Seite aus einem Paninialbum – mit 26 Schattenbildern, die nun nach und nach mit den Köpfen der Spieler überklebt werden, die Joachim Löw drinnen, im Museum, verkündet. Manuel Neuer ist der erste, dessen Bild auf die Fassade geklebt wird. Duong Ngyuen lächelt.

An Nguyen und Duong Nguyen aus Vietnam haben stundenlang vor dem Fußballmuseum gestanden um zuzusehen, wie die Fotos der Nationalspieler auf die Schattenwand geklebt werden. © Jana Klüh
Drinnen klackern weiter die Fotokameras. Jeder Moment soll festgehalten werden. Die Reporter sprechen in die Kameras, schreiben ihre Texte, sie alle wollen schnellstmöglich in der Welt verbreiten, was Joachim Löw gerade in Dortmund, der Stadt des Fußballs, berichtet hat.