​„Steag ist kein Sanierungsfall mehr“, betont DSW21-Vorstandschef Guntram Pehlke.

„Steag ist kein Sanierungsfall mehr“, betont DSW21-Vorstandschef Guntram Pehlke. © Archiv

Trotz Energiekrise und Millionengewinns: Dortmund will bei Stromversorger aussteigen

rnAbschied von Steag

Energiekrise hin, Gewinn her: Die kommunalen Anteilseigner wollen den Stromversorger Steag 2023 verkaufen – und hoffen, aus ihrer Investition sauber herauszukommen.

Dortmund

, 16.09.2022, 04:05 Uhr / Lesedauer: 2 min

Seit ihrem 1,2 Milliarden Euro schweren Einstieg beim Essener Kohleverstromer Steag in 2011 und 2014 durchleben die sechs kommunalen Anteilseigner eine Berg- und Talfahrt. Allen voran die Dortmunder Stadtwerke (DSW21). Mit einer Beteiligung von 36 Prozent hält Dortmund in Form von DSW21 das größte Stück am Steag-Kuchen.

Mit großen Hoffnungen auf Millionengewinne gestartet, mussten die kommunalen Anteilseigner erleben, wie das Kohlegeschäft im Zuge der Energiewende zum Auslaufmodell wurde – und Steag zunehmend in Nöte geriet.

Mehr als einmal mussten die Anteilseigner, kommunale Versorger aus dem Ruhrgebiet, Millionen Euro nachschießen – während die erhofften Ausschüttungen für ihre Kassen ausblieben.

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Allein DSW21 hat rund 200 Millionen Euro Eigenkapital in den Stromversorger gepumpt. Inzwischen haben sich die Steag-Eigentümer darauf verständigt, das Unternehmen wieder zu verkaufen.

Allein DSW21 rechnet für 2022 mit 353 Millionen Euro

Es könnte der richtige Zeitpunkt sein. Seit dem Anstieg der Energiepreise im Herbst 2021 und erst recht nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine lässt sich mit der Stromproduktion aus Kohle wieder Geld verdienen. Mit einem Gesamtumsatz von fast einer halben Milliarde Euro und einem Ergebnis von 386 Millionen Euro (vor Steuern) im ersten Halbjahr 2022 liegt Steag weit über dem Soll.

Allein bei DSW21 als größtem Eigentümer, so ist in der Politik zu hören, rechnet man am Jahresende mit einem Ertrag von 353 Millionen Euro. Der Schönheitsfehler: Das Geld landet nicht in den Kassen von DSW21, sondern dient zum Abbau der Schulden, in die sich die Steag-Eigentümer für den damaligen Kauf gestürzt hatten.

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Gleichzeitig hält auch das Finanzamt die Hand auf: Für den Ertrag, den DSW21 erzielt, könnten bis zu 56 Millionen Euro Körperschaftssteuer und Soli-Zuschlag fällig werden.

Steag soll für den Verkauf in zwei Bereiche geteilt werden

„Steag ist kein Sanierungsfall mehr“, betont DSW21-Vorstandschef Guntram Pehlke. Mit dem Rückenwind hoher Energiepreise und längerer Kraftwerks-Laufzeiten wird die Braut nun aufgehübscht und an den Markt gebracht. Zuvor allerdings wird Steag in zwei getrennte Bereiche aufgespalten: Auf der einen Seite entsteht ein „schwarzer Bereich“ rund ums Kohlegeschäft, auf der anderen Seite ein „grüner Bereich“ mit dem Wachstumsmarkt Erneuerbare Energien.

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Alle sechs Anteilseigner sind nun gehalten, der Aufspaltung zuzustimmen. Der DSW21-Aufsichtsrat hat bereits genickt. Gleiches soll der Rat der Stadt am Donnerstag (22.9.) tun. Unterdessen wird sowohl bei DSW21 als auch in Dortmunds Politik betont, man wolle Steag als Einheit verkaufen. Dazu haben SPD, CDU und Grüne im Vorfeld der Ratssitzung einen gemeinsamen Antrag eingebracht, nach dem die sechs Steag-Gesellschafter ihre Beschlüsse einvernehmlich treffen sollen.

Eigentümer wollen sauber aus dem Steag-Deal herauskommen

Gleichzeitig aber halten sich die Kommunalen eben doch die Hintertür für einen getrennten Verkauf beider Konzernbereiche offen. Die Lösung soll in Betracht kommen, sofern „für den Verkauf der Steag als Ganzes keine Angebote zu wirtschaftlich und rechtlich akzeptablen Konditionen vorgelegt werden“, wie es im Beschlussvorschlag für die Politik heißt.

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Zu Spekulationen über Erlöse will man sich bei DSW21 nicht äußern. Nach einer Markterkundung durch die Investmentbank Morgan Stanley wächst bei den Eigentümern die Hoffnung auf reges Interesse. Institutionelle Anleger sollen ebenso ihre Finger gehoben haben wie Privatunternehmen, heißt es.

Läuft alles glatt, könnten die Verhandlungen Ende des ersten Quartals 2023 abgeschlossen und der Verkaufsprozess im selben Jahr beendet sein. Die Erwartungen von DSW21 & Co sind klar: Die Eigentümer hoffen, aus ihrem damaligen Investment sauber und ohne Verlust herauszukommen.

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