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Stadtwerke-Töchter liefern auch 2020 Erlöse ab - aber nicht alle
DSW21 weist Verlust aus
Auf seine Unternehmenstöchter kann sich DSW21 verlassen: Gelsenwasser, RWE und Co. haben auch in der Coronakrise brav Millionen von Euro abgeführt. Zwei Töchter bereiten allerdings Sorgen.
Sein erstes Jahr als Finanzvorstand der Dortmunder Stadtwerke (DSW21) habe er sich anders vorgestellt, sagt Jörg Jacoby. Kein Wunder: Die finanziellen Belastungen der Corona-Pandemie gehen auch an DSW21 nicht spurlos vorüber. Insgesamt aber sei DSW21 „robust durch die Krise gekommen“, sagten Jacoby und Vorstandsvorsitzender Guntram Pehlke, als sie das vorläufige Jahresergebnis 2020 vorstellten.
Dabei fährt DSW21 ein Gesamtdefizit von (minus) 18,4 Millionen Euro ein. Im Vorjahr 2019 waren es minus 39,4 Millionen Euro. Das operative Ergebnis vor Steuern und Zinsen betrug 88,6 Millionen Euro (plus) – gegenüber 24,6 Millionen Euro (plus) in 2019.
Das größte Defizit fuhren Busse und Bahnen ein. Dank des ÖPNV-Rettungsschirms sind zwar 20,9 Millionen Euro an DSW21 geflossen. Doch mit einem verbleibenden Minus von 55,5 Millionen Euro erweisen sich Busse und Bahnen weiterhin als klassischer Verlustbringer.
RWE-Aktien gewinnen an Wert
Komplett anders sieht es bei der 50 Prozent-Tochter Gelsenwasser aus: Mit 32,2 Millionen Euro, die Gelsenwasser abgeführt hat, ist und bleibt der Versorger für DSW21 eine sichere Bank. Aufwärts geht es bei den RWE-Aktien. Von früheren Forderungen aus der Politik, DSW21 möge sich von seinem Aktienpaket trennen, ist seit Längerem nichts mehr zu hören.
Der Grund könnte darin liegen, dass sich die Papiere nach zwischenzeitlicher Talfahrt längst erholt haben: Seit Ende 2018 hat sich der Kurs nahezu verdoppelt; von 18,78 Euro auf 34,57 Euro je Aktie.
Mit rund 24,5 Millionen RWE-Aktien ist DSW21 nach wie vor größter kommunaler Anteilseigner am Energieunternehmen – und darf sich über einen Zufluss von insgesamt 12 Millionen Euro freuen.
Die Dividende pro Aktie betrug zuletzt 0,80 Euro. Sie soll weiter steigen: 2020 soll es 0,85 Euro je Aktie geben, und für 2021 werden bereits 0,90 Euro in Aussicht gestellt. Die von DSW21 gehaltenen Aktien haben inzwischen einen Wert von fast 850 Millionen Euro. „Damit haben wir einen stabilen Vermögenswert im Portfolio“, sagt Finanzvorstand Jacoby.
Corona setzt dem Airport zu
Eine weitere wichtige Säule bildet die DSW21-Tochter Dortmunder Energie und Wasser (DEW). Trotz massiver Investitionen in den für jeden Bürger sichtbaren Umbau des Dortmunder Wärmenetzes, liefert DEW 38,5 Millionen Euro ab. Das sind rund 7,6 Millionen Euro mehr als im Nicht-Coronajahr 2019.
Auch die Tochter Dokom, inzwischen größter Betreiber von Rechenzentren im Ruhrgebiet, gehört seit Jahren zu den Gewinnbringern: 4,4 Millionen Euro Gewinn hat Dokom erzielt – ein Plus von rund 700 000 Euro.
Bei der Wohnungstochter Dogewo geht der Daumen ebenfalls nach oben: Das Unternehmen hat sein Ergebnis Jahr für Jahr gesteigert und landet 2020 bei 7,2 Millionen Euro Plus. Davon wandern 2,4 Millionen an DSW21 – die restlichen Millionen bleiben zur Eigenkapitalverstärkung bei Dogewo.
Dagegen hat die Coronakrise den Dortmunder Airport voll erwischt: Nach dem Top-Jahr 2019 mit einem Passagierrekord von 2,7 Millionen ist der Flughafen 2020 bei rund 1,2 Millionen Passagieren gelandet. Insgesamt gab es 48 Prozent weniger Flüge. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich der Gesamtverlust auf minus 21,8 Millionen mehr als verdopplt. (2019: minus 10,4 Millionen.)
DSW21 gleicht Flughafen-Verlust aus
Was den Airport besonders wurmt: 2019 stand der Flughafen kurz vor dem Ziel, ein ausgeglichenes EU-Betriebsergebnis zu erreichen. Das Minus betrag gerade noch 400.000 Euro.
Inzwischen sind es minus 12,1 Millionen Euro im Betriebsergebnis. Aufgefangen werden die Verluste von der Airport-Mutter DSW21, die aber keine Corona-Hilfskredite in Anspruch nehmen will.

Der Dortmunder Flughafen stand kurz vor dem Ziel, die EU-Marke zu erreichen - und sieht sich jetzt um Längen zurückgeworfen. © Archiv
Dafür erneuert DSW21-Chef Pehlke seine Forderungen an den Bund und das Land NRW, auch dem Dortmunder Flughafen die Kosten zu erstatten, die ihm aufgrund der Öffnung im ersten Lockdown im Frühjahr 2020 entstanden sind.
Dabei geht es um rund fünf Millionen Euro. Unter dem Strich, so DSW21-Vorstandschef Pehlke, sei der Dortmund Airport aber noch vergleichsweise gut durch die Krise gekommen. Die Hoffnungen ruhen nun auf dem Sommer und dem Jahr 2022.
Von Steag kommt vorläufig kein Geld
Wohin der Weg mit der 36-Prozent-Beteiligung am Essener Steinkohleversorger Steag führt, bleibt vorläufig offen. Zunächst soll die RAG-Stiftung treuhändisch das Kommando übernehmen und Steag auf stabile Füße stellen.
Im Hintergrund ringen DSW21 und die weiteren beteiligten Kommunal-Versorger mit den Banken um neue Finanzierungsverträge für die Rückzahlung ihrer Kredite.
Inzwischen hat DSW21 in seinen Büchern eine Wertberichtigung vorgenommen. Die Stadtwerke haben ihren Steag-Anteil zunächst um 50 Millionen Euro auf 57 Millionen Euro abgeschrieben und den Betrag durch einen Griff in Rücklagen bilanztechnisch ausgeglichen. Wobei Pehlke allerdings von einem künftig wieder steigenden Wert der Steag-Beteiligung ausgeht.
Drei Jahre will die RAG-Stiftung am Werk sein, bevor die treuhändisch verwalteten Anteile wieder an DSW21 und die weiteren Eigentümer zurückgereicht werden. An eine Gewinnausschüttung an DSW21 ist aktuell aber nicht zu denken.
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Jahrgang 1961, Dortmunder. Nach dem Jura-Studium an der Bochumer Ruhr-Uni fliegender Wechsel in den Journalismus. Berichtet seit mehr als 20 Jahren über das Geschehen in Dortmunds Politik, Verwaltung und Kommunalwirtschaft.