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Steag-Wert massiv abgestürzt: DSW21 verliert 50 Millionen Euro
Energiewende
Drastische Einbußen für DSW21: Die Dortmunder Stadtwerke halten Anteile am Stromerzeuger Steag, doch die verlieren massiv an Wert. Sie müssen deshalb 50 Millionen Euro in den Wind schreiben.
In der Hoffnung auf satte Gewinne aus dem Energiegeschäft hatte sich 2011 und 2014 ein Konsortium aus sieben kommunalen Eigentümern ins Steag-Abenteuer gestürzt und den Stromproduzenten von Evonik übernommen. Kaufpreis: rund 1,2 Milliarden Euro.
Dann kam die Energiewende, und alle Pläne wurden Makulatur. Auch die Dortmunder Stadtwerke (DSW21), mit 36 Prozent größter der inzwischen sechs Steag-Gesellschafter, haben aktuell kein Vergnügen am Essener Stromversorger. Steag ist nicht halb so viel wert wie früher.
Die weiteren Eigentümer, Kommunal-Versorger aus Duisburg, Bochum, Essen, Oberhausen und Dinslaken, haben bereits signalisiert, ihre Anteile wieder verkaufen zu wollen. Sie fürchten, ihr Engagement am kriselnden Steinkohleverstromer könne zu einem Fass ohne Boden werden. An direkte Ausschüttungen an die einzelnen Stadtwerke ist nicht zu denken.
Anfangs standen 135 Millionen Euro in den Büchern
In ihrer Not räumen die Kommunen nun das Feld und reichen das Kommando bei Steag treuhändisch an die RAG-Stiftung weiter. Sie soll das Essener Unternehmen drei Jahre lang sanieren und den Umbau zu Erneuerbaren Energien beschleunigen. Am Ende des Prozesses könnte der Verkauf von Steag stehen.
Den entsprechenden Treuhandvertrag mit der RAG-Stiftung hat der Dortmunder Rat inzwischen durchgewinkt. Doch damit sind längst nicht alle Probleme gelöst. Im Gegenteil: Die 36-prozentigen Steag-Anteile, die in den Büchern von DSW21 stehen, verlieren immer weiter an Wert.
Erst jüngst musste DSW21 eine neuerliche Wertberichtigung von 50 Millionen Euro vornehmen. Damit steht die Steag-Beteiligung aktuell bei 58 Millionen Euro. Anfangs waren es 135 Millionen Euro.
Das heißt: Mehr als die Hälfte des für den Kauf eingesetzten Eigenkapitals ist erstmal verbrannt – wenn auch nur in den Büchern. Die Sanierung durch die RAG-Stiftung, bei der bis zu 1500 Arbeitsplätze abgebaut und Steag-Beteiligungen verkauft werden könnten, soll helfen, den Wert mittelfristig wieder zu steigern.
Müssen die Eigentümer wieder Geld zuschießen?
Doch das ist Zukunftsmusik. Aktuell könnten die Steag-Eigentümer eben doch gezwungen sein, ihr Konto zu bewegen und erneut Geld nachzuschießen, heißt es in Kreisen des Aufsichtsrates.
Grund: Die Steag-Gesellschafter müssen die laufenden Bankkredite bedienen. Die werden bislang über die Ausschüttungen von Steag an die KSGB (Kommunale Beteiligungsgesellschaft) bezahlt, in der die Eigentümer ihre Anteile gebündelt haben.
Nun lautet die bange Frage: Bleibt es dabei? Reichen die Steag-Erträge noch, um zumindest die Bankschulden zu begleichen, wenn schon die einzelnen Stadtwerke kein Geld mehr bekommen?
Ausdrücklich heißt es im Treuhandvertrag: „Um den Schuldendienst für den Konsortialkredit zu bedienen, ist die KSBG auf die Ergebnisabführung der Steag angewiesen.“ Und weiter: „Ohne die geplanten Ergebnisabführungen der Steag verfügt die KSBG nicht über die liquiden Mittel, den Schuldendienst zu leisten.“
Für DSW21 könnte es um bis zu acht Millionen gehen
Das Problem beschäftigt die Eigentümer umso mehr, da Steag zuletzt signalisiert hatte, eher nichts an die KSBG auszuschütten. Die Gesellschafter wollen das so nicht akzeptieren und ringen um Lösungen.
In Aufsichtsratskreisen gilt als nicht ausgeschlossen, dass DSW21 (und die weiteren Eigentümer) für die Rückführung der Kredite 2021 und 2022 zumindest anteilsmäßig eben doch Geld aus der eigenen Schatulle zuschießen müssen.
Für DSW21 gehe es um einen Betrag „zwischen knapp vier und acht Millionen Euro“, heißt es. DSW21 selbst zeigt sich ungewohnt zugeknöpft. „Wir befinden uns in laufenden Gesprächen, die wir nicht kommentieren“, so die Ansage.
Zur Erinnerung: Die Kommunen hatten für den Steag-Kauf insgesamt rund 950 Millionen Euro Bankkredite aufgenommen. Davon ist bislang die Hälfte (rund 470 Millionen Euro) zurückgeführt.
Jahrgang 1961, Dortmunder. Nach dem Jura-Studium an der Bochumer Ruhr-Uni fliegender Wechsel in den Journalismus. Berichtet seit mehr als 20 Jahren über das Geschehen in Dortmunds Politik, Verwaltung und Kommunalwirtschaft.