Tote Seelöwin Holly: Zoo widerspricht der Polizei
Laut Ermittlern kein Fremdverschulden
Überraschende Wende im Fall der toten Seelöwin Holly: Die Polizei hat bei ihren Ermittlungen im Zoo Dortmund keine Hinweise darauf gefunden, dass Holly gewaltsam getötet wurde. Es gebe auch keine Einbruchsspuren am Gehege selbst. Der Zoo glaubt jedoch weiterhin an ein Verbrechen.

Seelöwin Holly (l.) wurde von Unbekannten erschlagen. Die Suche nach den Verantwortlichen gestaltet sich jedoch schwierig. Foto: Roland Weihrauch/Archiv
Erstmeldung 12.29 Uhr: Kein Hinweis auf einen Einbruch
Die Nachricht sorgte Anfang November für Aufsehen: Tierpfleger hatten am Morgen des 5. November Hollys Leiche im Gehege entdeckt. Ihr fehlten drei Zähne, außerdem hatte sie Verletzungen am Schädel. Eine Tierärztin ging nach einer Obduktion von einer Gewalteinwirkung aus. Als dann auch noch 200 Meter weiter ein Loch im Zaun gefunden wurde, schaltete der Zoo die Polizei ein. Die nahm die Ermittlungen wegen Tierquälerei, Sachbeschädigung und Einbruch auf. Schnell lobten mehrere private Organisationen und Unternehmen eine Belohnung für Zeugenhinweise aus.
Doch alle Zeugenaussagen und auch die Untersuchungen des Tiergeheges führten ins Leere. Polizei-Pressesprecher Gunnar Wortmann: "Derzeit haben wir keinen Hinweis darauf, dass jemand sich Zugang zum Gehege verschafft und Holly auf den Kopf geschlagen hat." Die Spurensicherer der Polizei fanden am Gehege keinerlei Einbruchsspuren. Das Fazit der Polizei: "Wir konnten den Verdacht auf ein Fremdverschulden nicht erhärten." Das Loch im 200 Meter entfernten Zaun könnte schon seit Wochen oder Monaten da gewesen sein.
Wie es mit den Ermittlungen weitergeht, entscheidet jetzt routinemäßig die Staatsanwaltschaft. Sie wird die Untersuchungsergebnisse der Polizei prüfen und festlegen, ob die Nachforschungen eingestellt werden - oder ob der Fall neu aufgerollt wird.
Wenige Monate zuvor hatte es einen tatsächlichen Einbruch in den Tierpark gegeben: Im August hatten Unbekannte mehrere seltene Affen aus ihrem Gehege gestohlen , wohl um sie auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen. Die Stadt Dortmund hatte daraufhin einen Wachdienst engagiert, der den Zoo rund um die Uhr bewacht. Den Sicherheitsleuten war in Hollys Todesnacht kein Einbruch aufgefallen.
Aktualisierung 14.24 Uhr: Zoo bleibt bei Fremdverschulden-Theorie
Für Zoodirektor Dr. Frank Brandstätter kommt es nicht überraschend, dass die Polizei keine Hinweise auf eine Gewalttat durch einen Dritten finden konnte: "Schließlich wurden alle Spuren beseitigt." Weil der Zoo vor der Obduktion von Holly zunächst von einem tragischen Unglück ausgegangen war, hatten die Pfleger bereits den Stall gereinigt, als die Spurensicherer der Polizei tätig wurden.
Man habe auch das gesamte Gehege, darunter die Klappe zum Stall, als möglichen Auslöser des Unglücks in Augenschein genommen, sagte der Zoodirektor. Erst der Ausschluss einer technischen Ursache sei der Grund gewesen, die Polizei einzuschalten. Brandstätter glaubt weiterhin an ein Fremdverschulden: "Es gibt keine andere Erklärung." Alles andere, so der Zoodirektor, wäre "eine geheimnisvolle Sache."