Die Balance zwischen Wohnraum und Grünflächen spielt gerade im Stadtbezirk Huckarde eine große Rolle. Im Bereich Jungferntal-Rahm gelingt das gut.

© (A) Oskar Neubauer

SPD und Grüne wollen flächendeckende Tempo-30-Zonen in Huckarde

rnKommunalwahl 2020

Bei der Kommunalwahl 2020 entscheidet sich auch die Zusammensetzung der Bezirksvertretungen für die nächsten fünf Jahre. Wir haben uns die Wahlprogramme für Huckarde angeschaut.

Huckarde

, 29.08.2020, 05:00 Uhr / Lesedauer: 4 min

Die Kommunalwahl 2020 steht kurz bevor. Neben der großen Frage, wer Dortmunds neues Stadtoberhaupt wird und wer in den Stadtrat einzieht, wird es auch darum gehen, wer die Dortmunder in ihren Stadtbezirken vertritt.

In Huckarde heißt der Bezirksbürgermeister seit mehr als 20 Jahren Harald Hudy. Hudy kandidiert für die SPD wieder auf Listenplatz 1. Derzeit ist seine Partei mit 9 von 19 Sitzen in der Bezirksvertretung die stärkste Kraft. Gefolgt von der fünfköpfigen CDU-Fraktion, die mit Peter Spineux auch den stellvertretenden Bezirksbürgermeister stellt. Die Linke und die Grünen sind aktuell mit jeweils zwei Sitzen vertreten, die Partei „Die Rechte“ mit einem Sitz.

Das sind die Fragen an die Wahlprogramme

Am 13. September stellen sich jedoch nicht nur die derzeit in der Bezirksvertretung (BV) Huckarde vertretenen Parteien zur Wahl. Auch die FDP, die Piraten-Partei, das Bündnis für Vielfalt und Toleranz sowie „Die Partei“ haben Kandidaten aufgestellt.

Mit den Kreuzchen auf ihren Wahlzetteln bestimmen die Dortmunder bei der Kommunalwahl, welche Partei in den kommenden fünf Jahren mit wie vielen Sitzen in der Bezirksvertretung vertreten sein wird.

Um die Entscheidung zu erleichtern, haben wir in den Programmen der zur Wahl stehenden Parteien nach Antworten auf folgende Fragen gesucht:

  • Was tun die Parteien, um für Huckarde als Stadtbezirk mit den wenigsten noch offenen Baugrundstücken die Balance zwischen Wohnbebauung und der Erhaltung von Grünflächen zu finden?
  • Welche Verkehrsprobleme im Stadtbezirk möchten die Parteien in den nächsten Jahren angehen?
  • Welchen Stellenwert haben Bildung und Familie in den Wahlprogrammen?

Berücksichtigt werden hierbei ausschließlich Parteien, die der Redaktion ihre Programme für den Stadtbezirk Huckarde zur Verfügung gestellt haben: CDU, SPD, Grüne, Linke und die Piraten-Partei.

Sozialer Wohnungsbau ist ein zentrales Thema

Die SPD möchte sich demnach für mehr Wohnungen für Senioren, alternative Wohnprojekte, eine Erhöhung der Quote im öffentlichen Wohnungsbau auf 30 Prozent und bezahlbaren Wohnraum im Allgemeinen einsetzen.

Konkret möchten die Sozialdemokraten den Bau eines oder mehrerer Mehr-Generationen-Häuser in Deusen unterstützen. Ein Projekt, das schon länger in der Diskussion ist. Nachdem es lange abgewiegelt wurde, wächst derzeit wegen des Einsatzes der Bezirksvertretung und insbesondere der CDU-Fraktion die Hoffnung auf eine Umsetzung.

Darüber hinaus möchte sich die SPD für eine Wohnbebauung am Wischlinger Weg stark machen. Derzeit dient die dortige „Kühwiese“ als Ausweich-Parkplatz für den Revierpark Wischlingen. Die Bezirksvertreter stellen sich eine Wohnbebauung samt Kita vor.

Hier soll in Deusen ein Mehr-Generationen-Haus gebaut oder altersgerechter Wohnraum geschaffen werden.

Hier soll in Deusen ein Mehr-Generationen-Haus gebaut oder altersgerechter Wohnraum geschaffen werden. © Carolin West

Indes möchte auch die CDU den bedarfsgerechten Wohnungsbau unter Berücksichtigung der verschiedenen Generationen und finanziellen Möglichkeiten voranbringen. Konkret geht es auch hier um das Mehr-Generationen-Wohnprojekt in Deusen, aber auch am TÜV Nord-Gelände in Kirchlinde.

Bezahlbaren Wohnraum möchten auch die Grünen schaffen. Dabei soll der Bau in die Höhe gehen, um nicht in der Breite zu viele Flächen zu versiegeln. Solar- und Photovoltaik-Anlagen sollen laut Wahlprogramm Pflicht bei Neubau und Sanierungen sein, aber auch bei Balkonen, Carports und Garagen gefördert werden. Ein konkretes Wohnprojekt nennt die Grünen-Fraktion nicht.

Die Linke möchte in Huckarde eine Bebauung der „Kühwiese“ am Wischlinger Weg vorantreiben. Es soll dabei um sozialen Wohnungsbau gehen.

Die Piraten-Partei geht in ihrem Wahlprogramm nicht auf den Wohnungsbau im Stadtbezirk ein.

Grünflächen sollen erhalten und erweitert werden

Die Parteien möchten also überwiegend die wenigen noch vorhandenen oder potenzielle Baugrundstücke vor allem für sozialen und generationengerechten Wohnraum nutzen. Parallel dazu haben in Sachen Grünflächen erhalten und ausbauen die Grünen die Nase vorn.

Neben der Verbesserung, Entwicklung und Aufwertung von Grünflächen sowie des Naturschutzes steht im Vordergrund, Wildblumen- und Streuobstwiesen zu schaffen. Außerdem soll es die Pflicht geben, für jeden gefällten Baum drei neue zu pflanzen.

Konkret möchten sich die Grünen für eine naturnahe und ökologische Gestaltung des geplanten Mühlenbachsees zwischen Jungferntal und Westerfilde einsetzen. Hinzu kommen die Schaffung naturnaher Bürgergärten im Zuge der Internationalen Gartenausstellung (IGA) 2027 und kleinere Projekte wie Pflanzen-Tauschbörsen in Kleingartenanlagen.

Die Piraten-Partei hat ebenfalls einige „grüne Projekte“ auf der Karte. Sie fordert, größere Teile des Rahmer Waldes zum Naturschutzgebiet zu erklären und das Projekt Mühlenbachsee unter Bürgerbeteiligung energisch voranzutreiben.

Zudem möchten die Piraten bestehende Kleingartenanlagen erhalten und Gemeinshaftsgärten sowie weitere Gartenprojekte fördern.

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Die CDU und die SPD möchten indes die IGA 2027 als grüne Investition in den Stadtbezirk nutzen, die Huckarde nicht nur zeitweise, sondern dauerhaft attraktiver macht. Darüber hinaus sollen laut Wahlprogramm der CDU die vorhandenen Grünflächen erhalten und gepflegt werden. Die SPD setzt sich zudem auch für eine Aufwertung des Rahmer Waldes ein.

Die Linke möchte Wildblumen- und Streuobstwiesen in den Gustav-Heinemann-Park integrieren.

Zentrale Verkehrsprobleme lösen

Darin, dass die aktuelle Verkehrsbelastung im Stadtbezirk Huckarde reduziert werden muss, sind sich alle Parteien einig. Als zentrale Verkehrsproblematik wird hierbei die Kirchlinder Kreuzung von Kirchlinder Straße, Frohlinder Straße und Bärenbruch identifiziert.

Die Linke fordert ein aktuelles Verkehrs- und Emissionsgutachten, auch für die Huckarder Straße, Hülshof, die Emscherallee und die Buschstraße. Auf Grundlage der Ergebnisse soll die Verkehrssituation verbessert werden. Auch die Grünen möchten die Feinstaub- und Lärmemissionen an der Kreuzung vermindern.

Auch die Piraten-Partei fordert eine Überarbeitung der Verkehrsführung durch Kirchlinde.

Die Kirchlinder Kreuzung ist eines der größten Verkehrsprobleme im Stadtbezirk.

Die Kirchlinder Kreuzung ist eines der größten Verkehrsprobleme im Stadtbezirk. © (A) Holger Bergmann

Die SPD setzt auf den Vollanschluss der OWIIIa an die Westfaliastraße, um die Verkehrsbelastung im Stadtbezirk zu verringern. Darüber hinaus möchten Grüne wie SPD flächendeckende Tempo-30-Zonen im Stadtbezirk durchsetzen, um die Verkehrssicherheit zu erhöhen.

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Die CDU fordert mehr Kreisverkehre, eine bessere Koordinierung von Baustellen und wie auch die SPD die gezielte Lenkung von Schwerlastverkehren aus den Wohngebieten.

Zudem möchten Grüne, SPD, Linke und die Piraten-Partei mehr und bessere Radwege in Huckarde. Die Grünen fordern außerdem E-Bike-Ladestationen und optimierte Ampelschaltungen für Radfahrer und Fußgänger.

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Sanierung und Neubau von Schulen

In Sachen Bildung und Familie unterscheiden sich die Parteien deutlich in der Konkretisierung ihrer Forderungen und Pläne. Während die SPD den Erhalt der ehemaligen Alfred-Adler-Schule für schulische Zwecke und den Neubau der Widey-Grundschule fordert, möchte beispielsweise die Linke allgemein den Sanierungsstau an den Schulen abarbeiten.

Die Widey-Grundschule in Kirchlinde soll in den kommenden fünf Jahren abgerissen und neu gebaut werden. Hinzu kommt die erste eigene Turnhalle der Schule.

Die Widey-Grundschule in Kirchlinde soll in den kommenden fünf Jahren abgerissen und neu gebaut werden. Hinzu kommt die erste eigene Turnhalle der Schule. © Stephan Schütze

Die SPD möchte zudem den Bau des Jugendzentrums im ehemaligen Schalthaus auf der Kokerei Hansa vorantreiben. Darüber hinaus sollen Vereine, Kitas und die Begegnungsstätte Huckarde weiterhin unterstützt und finanziell bezuschusst werden.

Die Linke setzt indes auf den Bau von mehr öffentlichen Kitas und den Ausbau der dortigen Betreuungsangebote sowie der Offenen Ganztagsbetreuung an Schulen. Hinzu kommt die Neugestaltung einiger Spielplätze.

Auch die Grünen setzen sich für die Modernisierung von Spiel- und Sportplätzen ein. Beispielsweise sollen Schulflächen auch nach Schulschluss für Spiel und Sport zur Verfügung stehen. Zudem möchten die Grünen die Jugendfreizeitstätte in Rahm unterstützen und weiterentwickeln.

Die CDU setzt sich allgemein für den Ausbau von Bildungs- und Betreuungsangeboten sowie Sanierungen oder den Neubau von Kitas und Schulen ein. Die Piraten-Partei hat die Punkte Bildung und Familie nicht in ihr Wahlprogramm für den Stadtbezirk aufgenommen.