
© Carolin West
Vergessene Grundschule soll zur Vorzeige-Grundschule werden – mit unterirdischer Turnhalle?
Neubau
Seit Jahren fühlt sich eine Dortmunder Grundschule abgehängt. Jetzt ist klar: Bis 2025 soll alles anders werden. Vom knapp 120 Jahre alten Ursprungs-Gebäude bleibt dann nichts mehr übrig.
Ein knapp 120 Jahre altes Hauptgebäude ohne Internet, ein Nebengebäude ohne Toiletten und keine richtige Turnhalle: Das Bild einer zeitgemäßen Grundschule sieht anders aus.
Und das, obwohl die Widey-Grundschule in Kirchlinde seit Jahren für eine Sanierung kämpft – und für eine eigene Turnhalle. Denn die gab es auf dem Gelände der Grundschule an der Egilmarstraße noch nie.
Jetzt soll an der Schule alles anders werden. Die Stadt Dortmund startet ein Mammutprojekt: Bis 2025 sollen das Haupt- und Nebengebäude abgerissen werden und dafür ein flächenmäßig größeres Schulgebäude entstehen.
„An der Anzahl der Geschosse wird sich voraussichtlich nichts ändern, damit die Grundschule weiterhin an die umliegende Bebauung angepasst ist“, sagt Rainer Peper aus dem Fachbereich Liegenschaften der Stadt. Es könnte allerdings eine ungewöhnliche Lösung für die bislang fehlende Turnhalle geben.
Umkleiden und Toiletten fehlen an der Widey-Grundschule
„Eigentlich machen wir nur mit den ersten Klassen alle Sportstunden hier“, erklärt die kommissarische Schulleiterin Katrin Multmeier mit Blick auf den knapp 120 Quadratmeter großen Gymnastikraum im Schulgebäude. Der sei vor allem für die älteren Schüler kaum zumutbar.
Toiletten gibt es im ersten Stock der Widey-Grundschule, wo sich der Gymnastikraum befindet, ebenso wenig wie Umkleideräume. „Die Schüler ziehen sich im Raum um“, erklärt Katrin Multmeier. „Das Schamgefühl wächst mit dem Alter – deshalb müssen wir mit den Dritt- und Viertklässlern ausweichen.“
Lauf- und Fangspiele, die in den höheren Klassen immer wichtiger werden, seien aus Platzgründen im Gymnastikraum einfach nicht möglich. Zum Vergleich: Turnhallen sind in der Regel circa 400 Quadratmeter groß.

Dass Schulgebäude aus dem Jahr 1903 soll abgerissen werden. © (A) Stephan Schütze
Schwimmunterricht, Eislaufen und Sport in der Turnhalle der Hangeney-Grundschule sind die Alternativen für die älteren Schüler der Widey-Grundschule. Die Zweitklässler turnen teils in der Halle der Jungferntal-Grundschule, teils im eigenen Gymnastikraum.
„Wenn wir mit den Kindern Bus fahren oder laufen müssen, geht natürlich einiges an Sport-Zeit verloren“, sagt die kommissarische Schulleiterin. Trotz Doppelstunden komme so oft nur eine Schulstunde Sport zustande.
Widey-Grundschule soll nicht mehr nur geflickt werden
Mit dem Neubau der Schule soll das der Vergangenheit angehören. „Wir möchten an diesem Standort eine ganzheitliche Lösung schaffen und nicht mehr nur einzelne Dinge flicken“, sagt Rainer Peper.
Während der Abriss und Neubau der Grundschule aufwendig sei, stelle der Bau einer richtigen Turnhalle die Verantwortlichen bei der Stadt jedoch vor eine große Herausforderung. „Durch die umliegende Bebauung ist der Platz hier einfach sehr begrenzt.“
Wird es eine unterirdische Turnhalle geben?
Eine Turnhalle auf dem Schulgelände komme nicht in Frage. „Eine Option wäre eine unterirdische Turnhalle“, sagt Rainer Peper. Das sei heutzutage nicht mehr unüblich, allerdings sehr kostenintensiv.
Zudem müsse zunächst festgestellt werden, ob sich der Boden unter dem Schulgelände überhaupt für ein solches Vorhaben eigne. Derzeit prüfe die Stadt die Machbarkeit. Auch weitere Optionen für einen Turnhallen-Bau werden geprüft.
Ab 2021 sollen die Planungsphase und die Genehmigungsverfahren für das Schulgebäude und die Turnhalle folgen. Die reine Bauzeit schätzt Martin Schaefer von der städtischen Immobilienwirtschaft auf circa eineinhalb Jahre.
2025 soll alles fertig sein. Ein Datum, das sich die Huckarder Bezirksvertreter rot im Kalender anstreichen werden. Iris Enke-Entrich (SPD) betont, dass die Bezirksvertretung seit Jahren darauf warte, dass sich an der Widey-Grundschule endlich etwas tut.
Wo sollen die Widey-Schüler während des Umbaus hin?
„Wir sind da seit Jahren hinterher und machen und tun – passiert ist bisher nichts“, ärgert sich die stellvertretende Bezirksbürgermeisterin. „Es wird Zeit, dass sich jetzt wirklich etwas bewegt.“
Die Vertreter der Stadtverwaltung betonen, es handele sich nicht um leere Versprechungen. „So weit wie jetzt waren wir noch nie. Der Abriss und Neubau der Grundschule ist fest in den Doppelhaushalt eingeplant“, sagt Rainer Peper.

Die ehemalige Alfred-Adler-Schule könnte während der Bauphase als vorübergehender Standort dienen. © Archiv
Bei dem Zeitrahmen bis 2025 soll es keine großen Verzögerungen geben. Unklar sei allerdings, wo die Grundschüler während der Bau- und Abriss-Phase untergebracht werden.
Iris Enke-Entrich bringt die leerstehende Alfred-Adler-Schule ins Gespräch. „Das wäre eine Möglichkeit“, bestätigt Rainer Peper. „Wir werden alle Optionen prüfen.“ Schließlich sollen die Schüler weiterhin in einem guten Umfeld lernen.
„Modernste Konzepte“ sollen in der Widey-Grundschule umgesetzt werden
Und das sollen sie vor allem auch in der neu errichteten Schule. „Hier werden modernste pädagogische Konzepte umgesetzt“, erklärt Rainer Peper. So sollen Klassenräume von kleinen Fach- und Rückzugsräumen sowie einem Zimmer zur Unterrichtsvorbereitung für die Lehrer umgeben sein.
Zudem Schüler individuelle Lernplätze an Fluren erhalten. „Wir stimmen uns da ganz eng mit der Schule ab“, sagt Rainer Peper.
Ein Projekt, das trotz des bevorstehenden Abrisses noch umgesetzt werden soll, ist die Digitalisierung der Schule. „Außerdem werden natürlich alle nötigen Reparaturen und Erleichterungen für den Schulalltag weiter umgesetzt“, verspricht Rainer Peper.
Redakteurin, davor Studium der angewandten Sprachwissenschaften in Dortmund und Bochum. Sportbegeistert und vor allem tänzerisch unterwegs.
