
© Matthias vom Büchel (A)
Ehemalige Dortmunder Förderschule könnte bald wiederbelebt werden
Förderschule
Zwischen 2015 und 2017 sind insgesamt vier Dortmunder Förderschulen geschlossen worden. Jetzt steigt der Bedarf wieder – und ein ehemaliger Förderschul-Standort rückt in den Fokus.
Kinder mit Förderbedarf oder Behinderung sollten in Regelschulen mit anderen Kindern gemeinsam lernen. So sollten Förderschulen überflüssig gemacht werden. Das war ein Gedanke der Inklusion, wie sie die damalige rot-grüne NRW-Landesregierung geplant hat.
Nachdem das Inklusions-Programm beschlossen war, gingen die Anmeldezahlen an Förderschulen deutlich zurück – auch für die Alfred-Adler-Schule (AAS) im Jungferntal. Viele Eltern entschieden sich für eine Anmeldung an einer sogenannten Regel-Schule, also an Gymnasien, Realschulen oder Gesamtschulen.
In Dortmund schließen vier Förderschulen
Mit der einzigen Förderschule im Stadtbezirk Huckarde wurden im Sommer 2015 auch die Frenzelschule in Hörde und die Minister-Stein-Schule in Eving geschlossen. Im Sommer 2017 folgte die Langermannschule im Kreuzviertel.
Mittlerweile haben sich die Rahmenbedingungen für die Inklusion jedoch wieder geändert, sodass das Interesse an Förderschulen wieder stieg. Nachdem 2016 und 2017 1662 beziehungsweise 1659 Schüler Dortmunder Förderschulen besucht haben, stieg die Zahl 2018 wieder auf 1744 Schüler. Der Zuwachs kam zu spät für die Förderschule im Jungferntal, deren Schüler noch im Januar 2015 gegen die Schulschließung demonstriert hatten.
„Den Eltern hier wurde die Wahlmöglichkeit genommen, welche Schulform ihre Kinder besuchen sollen – die Regelschulen sind einfach besser erreichbar“, sagt CDU-Bezirksvertreter Thomas Bernstein.

Im Januar 2015 protestierten Schüler gegen die Schließung der Alfred-Adler-Schule. © Archiv
Kinder aus dem Stadtbezirk müssen aktuell weite Wege in Kauf nehmen, um eine Förderschule zu erreichen. Zwischen 25 und 60 Minuten Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln sind nötig, um zu den umliegenden Förderschulen zu gelangen. Huckarde und Hörde sind die einzigen Stadtbezirke ohne eigene Förderschule.
Der Bedarf an Förderschulen steigt
Insgesamt gibt es in Dortmund aktuell zehn Förderschulen, wobei sich die Tremoniaschule und die Schule an der Froschlake dauerhaft auf zwei Standorte verteilen.
Die Max-Wittmann-Schule wurde aufgrund der Sanierung des Schulgebäudes an der Oberevinger Straße vorübergehend auf zwei Standorte in Eving und Wickede aufgeteilt.
Trotzdem reichen die Schulplätze nicht aus. Die verfügbaren Plätze für den Förderschwerpunkt „Geistige Entwicklung“ sind bereits komplett ausgelastet. Spätestens zum Schuljahr 2023/24 sieht die Verwaltung der Stadt Dortmund hier Handlungsbedarf.
„Die Schulstatistik für das Schuljahr 2020/21 ist umgehend nach Eingang auszuwerten“, heißt es in einer Vorlage der Verwaltung. Möglicherweise müssen dann schon früher weitere Schulplätze geschaffen werden.
Hat die Alfred-Adler-Schule noch eine Chance?
Für die Förderschwerpunkte „Lernen“, „Emotionale und soziale Entwicklung“ und „Sprache“ sei nicht anzunehmen, dass die Anzahl der Schulplätze in den kommenden vier Jahren nicht ausreicht.
Doch es zeichnet sich ab, dass Dortmund einen weiteren Förderschul-Standort benötigt. Die Verwaltung regt deshalb die Prüfung des Übergangsstandortes der Max-Wittmann-Schule in Wickede an.

Dieses Graffito zierte die Alfred-Adler-Schule im Jungferntal bis zum Sommer 2015. © Archiv
Doch die Huckarder Lokalpolitiker wünschen sich, dass eine Förderschule in den Stadtbezirk zurückkehrt. „Wir haben es immer sehr bedauert, dass die Alfred-Adler-Schule schließen musste“, sagt Bezirksbürgermeister Harald Hudy.
Sowohl die Jungferntalgrundschule, die sich das Gebäude mit der AAS teilte, als auch die Jugendfreizeitstätte Rahm sowie die Lokalpolitik hätten immer gut mit der AAS zusammengearbeitet.
Jungferntal-Grundschule nutzt die Räume
Derzeit nutze die Grundschule einige Räume der ehemaligen Förderschule. Dennoch biete sich der Standort für eine erneute Nutzung an, sagen Hudy und Bernstein. „Es ist wichtig, den Eltern wieder eine Wahlmöglichkeit zu geben.“
Die Bezirksvertretung Huckarde möchte sich nun dafür einsetzen, eine neue Förderschule in den Stadtbezirk zu holen.
Redakteurin, davor Studium der angewandten Sprachwissenschaften in Dortmund und Bochum. Sportbegeistert und vor allem tänzerisch unterwegs.
