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Radikale Forderung: Ein ganzer Dortmunder Stadtbezirk als 30er-Zone
Tempolimit
Für einen ganzen Stadtbezirk diskutieren Lokalpolitiker eine radikale Verkehrslösung: Tempo 30 auf allen Straßen. Was das bringen soll und was dagegen spricht.
Lärm, Schadstoffe, Stau: Dank Baustellen, Ampelschaltungen oder schlicht Unmengen an Autos stockt oder steht der Verkehr auf vielen Straßen in Dortmund. Ein Ärgernis für Anwohner viel befahrener Straßen und Kreuzungen – aber auch für die Verkehrsteilnehmer.
Nachdem der Kirchlinder Hubertus Feldmann in der Dezember-Sitzung der Huckarder Bezirksvertretung seinen Unmut über die überlastete Kirchlinder Kreuzung geäußert hatte, geriet dieser Verkehrsknotenpunkt wieder in die Diskussion der Lokalpolitiker.
„Die Stickstoffoxidwerte dort sind höher als zulässig“, sagt Grünen-Bezirksvertreterin Lisa Schultze. Eine 30er-Zone rund um die Kreuzung würde den Verkehr fließender gestalten und damit die Luft verbessern, so die Überzeugung der Grünen-Fraktion.
Die Kreuzungsstraßen in Kirchlinde sind Landesstraßen
„Das können wir nicht einfach so entscheiden“, meint hingegen Huckardes stellvertetender Bezirksbürgermeister Peter Spineux (CDU). „Die Kirchlinder- und Frohlinder Straße sowie die Straße Bärenbruch sind meines Wissens Landesstraßen. Darauf haben wir keinen Einfluss.“
Unabhängig davon sorgte der Lösungsvorschlag der Grünen bei einigen Bezirksvertretern für Erheiterung – und für Diskussionsstoff.

Die Kirchlinder Kreuzung ist Anlass für die Verkehrs-Diskussion. © Carolin West
„Derzeit ist es im Bereich der Kirchlinder Kreuzung gerade einmal möglich, circa 7 km/h zu fahren“, erklärt Eckhard Knaebe (SPD). „Wir müssten die Leute also zwingen, gut drei Mal schneller als überhaupt möglich zu fahren.“
Zudem ändere das Tempolimit nichts an dem hohen Verkehrsaufkommen. Die Autos über Nebenstraßen umzuleiten, um die Kreuzung zu entlasten, sei ebenfalls keine Lösung.
Lokalpolitiker diskutieren Tempo 30 für den gesamten Stadtbezirk
Eine radikale Lösung für den gesamten Stadtbezirk Huckarde fordert indes Bezirksbürgermeister Harald Hudy (SPD). Er sei schon lange der Überzeugung, dass Tempo 30 auf allen Straßen und nur in Ausnahmefällen Tempo 50 helfen könnte, den Verkehr fließender zu gestalten.
Zustimmung erhält er von der SPD- und Grünen-Fraktion. „Es gibt ohnehin kaum Stellen, an denen Autofahrer auf 50 km/h kommen“, erklärt der Fraktionsvorsitzende Stefan Keller (SPD). „Tempo 30 überall spart Schilder.“
Claudia Brückel von der CDU lehnt den Vorschlag hingegen rundheraus ab. „Erstens fehlen mir wissenschaftliche Grundlagen, ob Tempo 30 überhaupt etwas hilft“, sagt sie. „Und zweitens könnte überall Tempo 30 für Unfälle sorgen, die sonst nicht passiert wären.“
Schließlich mache langsames Fahren – insbesondere unter Zeitdruck oder im Berufsverkehr – aggressiv, so Brückel.
Die Bezirksvertreter planen nun noch vor der Sommerpause einen runden Tisch, um eine umfassende Verkehrs-Diskussion für Huckarde zu führen. Die Ergebnisse sollen im Nachgang mit den Bürgern besprochen werden.
Redakteurin, davor Studium der angewandten Sprachwissenschaften in Dortmund und Bochum. Sportbegeistert und vor allem tänzerisch unterwegs.
