So schnell entstehen Papphocker, Zelte und Bühnen für den Kirchentag

© Stephan Schütze

So schnell entstehen Papphocker, Zelte und Bühnen für den Kirchentag

rnEvangelischer Kirchentag

Der Endspurt läuft: In den Tagen vor dem Kirchentag sind schon viele ehrenamtliche Helfer im Einsatz. Es entstehen Veranstaltungszelte, Bühnen - und ein ganzes Meer aus Papphockern.

Dortmund

, 16.06.2019, 15:46 Uhr / Lesedauer: 3 min

Mit ein wenig Übung ist es ganz einfach: Erst die Pappe auseinanderfalten, dann die geschlitzten Stücke nach innen legen, die anderen Seiten einstecken, knicken und innen zum Boden drücken. Dann noch zwei gekreuzte Pappstücke als Verstärkung in die Mitte stopfen - fertig ist das Sitzmöbel für den Kirchentag.

25.000 Papphocker

25.000 Papphocker warten auf die Besucher der Veranstaltungen in Hallen und Zelten vor allem auf dem Westfalenhallen-Gelände. 4000 sind es allein in der Halle 3, in der knapp 50 fleißige Helfer im Wochenend-Einsatz die Papphocker zusammenbauen und aufstellen. Am Donnerstag gehen hier dann die großen Podiumsveranstaltungen im Zentrum Stadt und Umwelt über die Bühne.

Im Aufbau-Einsatz ist der harte Kern der mehreren Tausend Ehrenamtlichen, die für den Kirchentag arbeiten. „Was für eine Hilfe“ und „“Du bist ein Gewinn“, steht auf ihren T-Shirts. Viele von ihnen reisen schon Tage vor dem Großereignis an, um bei den Vorbereitungen zu helfen.

Dutzende Ehrenamtliche sind im Einsatz, um vor allem in den Westfalenhallen Papphocker als Sitzmöbel für Kirchentags-Veranstaltungen aufzubauen. Da packt auch Kirchentagsgeschäftsführer Carsten Kranz (2.v.l.) gern mit an.

Dutzende Ehrenamtliche sind im Einsatz, um vor allem in den Westfalenhallen Papphocker als Sitzmöbel für Kirchentags-Veranstaltungen aufzubauen. Da packt auch Kirchentagsgeschäftsführer Carsten Kranz (2.v.l.) gern mit an. © Stephan Schütze

So wir Rainer Leonhart. Der 49-Jährige ist Diplom-Psychologe an der Uni Freiburg. Jetzt hat er Urlaub. Für den Kirchentag. Und das hat schon Tradition. „1987 habe ich als Teilnehmer meinen ersten Kirchentag erlebt“, berichtet er. „Seit 1993 in München bin ich als Helfer dabei.“

Vor allem beim „Hockern“, wie es in der Kirchentags-Sprache heißt. Der 49-Jährige ist inzwischen als „Papphocker-Rainer“ bekannt, koordiniert den Einsatz der Ehrenamtlichen.

Rainer Leonhart ist als Kirchentagshelfer seit 1993 beim „Hockern“ dabei. In Dortmund koordiniert er den Einsatz der Ehrenamtlichen.

Rainer Leonhart ist als Kirchentagshelfer seit 1993 beim „Hockern“ dabei. In Dortmund koordiniert er den Einsatz der Ehrenamtlichen. © Stephan Schütze

Und er kann gut vergleichen. 25.000 Papphocker, das ist ein eher kleines Programm, erzählt Leonhart. „Beim Kirchentag in Berlin vor zwei Jahren hatten wir mehr als 30.000 Papphocker.“ Dortmund habe den Vorteil, dass viele Veranstaltungsorte, wie die große Westfalenhalle, das Konzerthaus oder das Opernhaus schon bestuhlt seien.

Symbol des Kirchentages

Jetzt werden vor allem die Hallen der Messe Dortmund bestückt. „Es hat etwas Faszinierendes“, schwärmt Rainer Leonhart beim Blick über das wachsende Meer an Papphockern in der Halle 3. „Wenn man kommt, ist es eine Messehalle, wenn man geht, ist es eine Kirchentagshalle.“ Die Papphocker seien inzwischen ein Symbol des Kirchentages, sorgten für eine ganz besondere Atmosphäre.

Und der Dortmunder Papphocker-Jahrgang ist gut, stellt Leonhart mit gut 25-jähriger Erfahrung fest. „Sehr stabil“, sagt er Die Qualität sei nach und nach gestiegen.

Stabil gebaut sind die Papphocker für den Kirchentag, wie auch der Blick ins Innere zeigt.

Stabil gebaut sind die Papphocker für den Kirchentag, wie auch der Blick ins Innere zeigt. © Oliver Volmerich

Und die Hocker wachsen sogar mit den Menschen. „2003 waren die Hocker noch zwei Zentimeter niedriger“, erinnert sich Leonhart. 41 Zentimeter hoch sind sie jetzt, 33 Zentimeter breit und tief. Bis zu 180 Kilo Gewicht kann so ein Papphocker tragen.

Und das weit über den Kirchentag hinaus. Ab Samstagabend werden die Papphocker für eine Spende von 1 Euro pro Stück abgegeben, kündigt Leonhart an. Bei größeren Mengen gibt es auch Rabatt. Die Ausgabestelle ist unter der Halle 3, später soll es die Souvenirs aus Pappe auch über den Kirchentags-Shop geben. „Die findet man dann später in ganz Deutschland in vielen Gemeindehäusern“, sagt Leonhart. Wieder auseinandergebaut, lassen sie sich platzsparend lagern. „Damit sind die Papphocker eine richtig nachhaltige Sache“, findet der Experte.

Aufbau gut im Zeitplan

Jetzt läuft aber erst einmal noch der Aufbau in den Hallen. Bei dem dann am Wochenende auch Kirchentags-Geschäftsführer Carsten Kranz gern mit anpackt. „Wir sind gut im Zeitplan“, stellt er am Samstagmittag fest.

In der City läuft auch der Aufbau der großen Bühnen auf Hochtouren - seit Samstagabend auch am Ostentor. Die Wallkreuzung ist dafür gesperrt.

In der City läuft auch der Aufbau der großen Bühnen auf Hochtouren - seit Samstagabend auch am Ostentor. Die Wallkreuzung ist dafür gesperrt. © Oliver Schaper

Und das gilt nicht nur fürs „Hockern“. Draußen vor der Westfalenhalle ist eine kleine Zeltstadt entstanden, in der ebenfalls Veranstaltungen stattfinden. Ebenso wie auf dem Fredenbaum-Platz, das zum „Zentrum Jugend“ wird und mehreren anderen Stellen in der Stadt.

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Auf dem Friedensplatz und Hansaplatz wachsen große Bühnen in die Höhe. Seit Samstagabend auch am Ostentor, mitten auf der sonst vielbefahrenen Wall-Kreuzung. Die mehrtägige Sperrung des Wall-Teilstücks macht den Kirchentag nun allgemein spürbar.

Nur eine Unwägbarkeit gibt es noch: das Wetter. Ab Mitte der Woche sind Regenschauer und Gewitter angekündigt, die zumindest die Freiluft-Veranstaltungen beeinträchtigen könnten. „Wir sind in engem Kontakt mit dem Wetterdienst“, berichtet Carstn Kranz. Und stellt gelassen fest. „Wir können vieles planen. Das Wetter leider nicht.“

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