Vom 19. bis 23. Juni ist Dortmund Schauplatz des Deutschen Evangelischen Kirchentages, der gut 100.000 Besucher in die Stadt bringt. Was man dazu alles wissen muss.
Was ist der Evangelische Kirchentag?
Der Evangelische Kirchentag ist ein großes christliches Treffen, das alle zwei Jahre in einer anderen Stadt stattfindet. Dieses Mal in Dortmund. Veranstalter ist nicht die evangelische Amtskirche, sondern ein selbstständiger Verein – in dem natürlich viele offizielle Kirchenvertreter, aber auch Politiker und Vertreter vieler gesellschaftlicher Gruppen eine Rolle spielen.
An der Spitze steht ein Präsidium, das beim Dortmunder Kirchentag von dem Journalisten Hans Leyendecker angeführt wird.

Hans Leyendecker ist der Präsident des Evangelischen Kirchentages in Dortmund. © Stephan Schütze
Was passiert bei einem Kirchentag?
Die Kirchentage haben eine feste Struktur aus Gottesdiensten, Diskussionsveranstaltungen und Kultur. Am ersten Tag, am Mittwoch (19.6.), findet nach Eröffnungsgottesdiensten auf dem Friedensplatz, auf dem Hansaplatz und am Ostentor ein „Abend der Begegnung“ statt, bei dem sich die gastgebende westfälische Landeskirche mit allen Kirchenkreisen präsentiert. Hier werden über den ganzen Abend verteilt bis zu 200.000 Besucher in der City erwartet.
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Die „Arbeitstage“ des Kirchentages von Donnerstag bis Samstag beginnen mit Gebeten am Morgen und Bibelarbeiten, danach folgen Diskussionsforen – oft auch zu politischen Themen – Gottesdienste, Vorträge und Kulturveranstaltungen bis hin zu „Gebeten zur Nacht“. Traditionell finden am Freitagabend sogenannte Feierabendmahle in den beteiligten Gemeinden der Stadt statt.
Schlusspunkt ist ein großer Abschlussgottesdienst am Sonntag (23.6.) , zu dem bis zu 100.000 Menschen zusammenkommen. Er findet parallel im Signal Iduna Park (mit Platz für 70.000 Teilnehmer) und an der Seebühne im Westfalenpark (mit Platz für mehr als 30.000 Teilnehmer) statt.
Wer organisiert den Kirchentag?
Inhaltlich vorbereitet wird der Kirchentag im ständigen Kirchentagsbüro in Fulda und einer auf Zeit eingerichtete Geschäftsstelle in Dortmund. Sie wurde im Herbst 2017 eröffnet. Dort arbeiteten in den letzten Wochen vor dem Kirchentag mehr als 100 Menschen. Außerdem sind beim Kirchentag und teilweise auch schon in den Tagen vorher mehrere Tausend freiwillige Helfer in Aktion.
Aber auch die gastgebende Landeskirche spielt eine wichtige Rolle. Ihre Gremien und das Präsidium des Kirchentages haben das Kirchentagsprogramm mit mehr als 2000 Veranstaltungen zusammengestellt.
Wer kommt zum Kirchentag?
Gerechnet wird mit bis zu 100.000 Besuchern. Viele davon nehmen an allen fünf Veranstaltungstagen teil. Sie kommen aus Gemeinden und Organisationen in ganz Deutschland. Aber auch viele Privatleute nehmen am Kirchentag teil.
Wo kommen die Menschen alle unter?
Die Unterbringung von bis zu 100.000 Dauerteilnehmern ist eine der größten Herausforderungen für die Organisatoren. Etwa 40.000 Menschen werden in Gemeinschaftsquartieren untergebracht – in der Regel freigeräumte Klassenräume in Schulen (was bedeutet, dass Dortmunder Kinder während des Kirchentages keinen Schulunterricht haben werden).
Die Gemeinschaftsquartiere werden von örtlichen Gemeinden betreut, die sich u.a. auch um die Versorgung der Gäste mit Frühstück kümmern. Die Verpflegung soll „ökofair“ sein. Das heißt, es sollten Bio-Produkte aus fairem Handel sein.
Im Bereich der Westfalenhallen gibt es ein „gläsernes Restaurant“, in dem von freiwilligen Helfern bis zu 10.000 Mahlzeiten zubereitet werden.
5000 Gäste sollen in Privatquartieren ein Bett finden, der Rest in Hotels. Die Suche nach Privatquartieren gestaltete sich schwieriger als gedacht. Ursprünglich hatte man auf bis zu 8000 private Gastgeber gehofft. Es zeichnet sich allerdings ab, dass dank der zentralen Lage Dortmunds viele Besucher auch von zuhause aus anreisen.
Was bedeutet der Kirchentag für Dortmund?
Erst einmal, dass sehr viele Besucher in die Stadt kommen. Dazu versucht die Stadt Dortmund natürlich, sich im besten Licht zu zeigen. Während des Kirchentages gibt es spezielle Angebote in Museen und anderen Kultureinrichtungen oder Führungen zum Strukturwandel etwa am Phoenix-See. Auf „Wegen der Nachhaltigkeit“ können die Gäste ökologische, soziale und nachhaltige Projekte kennenlernen.
An einem „Paradiesgarten“ vor der Reinoldikirche werben Stadt und Dortmund-Tourismus für touristische Angebote. Hintergrund ist die Hoffnung, das viele Kirchentags-Gäste Dortmund später noch einmal besuchen.
Nicht zuletzt hat sich die Stadt bemüht, vor allem die City mit Blumenschmuck herauszuputzen. Gelungen ist das nur zum Teil. So konnte die Silberstraße direkt am Hansaplatz nicht wie geplant komplett mit einem neuen Pflaster gestaltet werden. Sie ist jetzt zur Hälfte notdürftig asphaltiert.
Wo genau wird der Kirchentag stattfinden?
Eigentlich überall in der Stadt. Schwerpunkt sind die City mit ihren Plätzen und Kirchen und die Westfalenhallen mit ihren Messehallen. Hier finden vor allem Podiumsveranstaltungen mit prominenten Gästen wie Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundeskanzlerin Angela Merkel oder der „Markt der Möglichkeiten“ statt – eine Art Messe, auf der sich viele verschiedene Organisationen und Initiativen an Ständen vorstellen.
Ein weiterer örtlicher Schwerpunkt ist die Nordstadt. Hier ist das Zentrum „Jugend“ auf dem Fredenbaumplatz an der Eberstraße angesiedelt, das Zentrum „Kinder“ im Dietrich-Keuning-Haus an der Leopoldstraße. Das Depot an der Immermannstraße wird zur „Kulturkirche“.
Ein thematisches Zentrum zu Migration und Integration gibt es in der Arbeitswelt-Ausstellung Dasa in Dorstfeld. Genutzt für Veranstaltungen werden aber unter anderem auch das Opernhaus, das Konzerthaus oder die Warsteiner Music-Hall auf dem Phoenix-West-Gelände.
Ist der Kirchentag für Besucher kostenlos?
Nein. Die Teilnahme am eigentlich Kirchentagsprogramm kostet für Teilnehmer ab 12 Jahren 108 Euro für alle fünf Tage, ermäßgt 68 Euro. Eine Tageskarte kostet 35, ermäßigt 19 Euro. Außerdem gibt es eine Abendkarte, die ab 16 Uhr gültig ist, für 16 Euro. Mit den Tickets können öffentliche Verkehrsmittel im gesamten Verkehrsverbund Rhein Ruhr (VRR) und im Westfalentarif kostenlos genutzt werden.
Karten für den Kirchentag gibt es im Vorverkauf u.a. im Reinoldiforum an der Reinoldikirche und im DSW-Kundencenter an der Petrikirche.
Es gibt aber auch viele kostenlose Veranstaltungen. Komplett eintrittsfrei sind der Eröffnungstag mit den Eröffnungsgottesdiensten und dem Abend der Begegnung am Mittwoch (19.6.) und die Schlussgottesdienste im Stadion und im Westfalenpark am Sonntag (23.6.). Infos dazu gibt es auch im Internet.
Oliver Volmerich, Jahrgang 1966, Ur-Dortmunder, Bergmannssohn, Diplom-Journalist, Buchautor und seit 1994 Redakteur in der Stadtredaktion Dortmund der Ruhr Nachrichten. Hier kümmert er sich vor allem um Kommunalpolitik, Stadtplanung, Stadtgeschichte und vieles andere, was die Stadt bewegt.
