
© Rebekka Wölky
Wo der DJ den Segen spendet: Im Zentrum Jugend werden Container zur Kirche
Evangelischer Kirchentag
Jugendliche haben beim Kirchentag viele Freiheiten. Mit einer Kirche aus Seecontainern und unterschiedlichen Workshops ist das Programm bunt. Aber auch Spontanes ist erwünscht.
Ein besonderer Ort für junge Kirchentagsteilnehmer entsteht auf dem Fredenbaumplatz und dem umliegenden Gelände an der Eberstraße in der Nordstadt. Für alle ab 13 Jahren wird dort von Donnerstag (20. Juni) bis Samstag (22. Juni) das „Zentrum Jugend“ eingerichtet. Hier soll es ein bisschen Festivalstimmung, ein bisschen Sport und ein bisschen Entspannung geben – eben von allem etwas.
Die aufwendigen Aufbauarbeiten haben bereits am 13. Juni, fast eine Woche vor dem Kirchentag, begonnen. Am Fredenbaumplatz entsteht neben einem Baumhauscamp auch die temporäre „Container.Kiez.Kirche“, eine Idee der Evangelischen Jugend Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EJBO).
Kirche aus Seecontainern
27 Seecontainer werden dafür kreuzförmig und in mehreren Etagen angeordnet. Als Treppen dienen Gerüste, wie LKW-Fahrer sie im Winter nutzen, um die Fahrzeugdächer von Schnee und Eis zu befreien. „Einen dritten Ort“, nennt Landespfarrerin Sarah Oltmanns das Container-Gebilde. Denn der Container-Kiez soll nicht ausschließlich eine Kirche sein.
„Wir geben einen Rahmen aus Containern vor, aber das Leben bringen die Jugendlichen selbst hinein.“ Die können sich in einer Beach-Bar entspannen oder sich an einer Kletterwand sportlich betätigen. Einen Stilleraum für ruhige Minuten abseits des Kirchentagstrubels gibt es ebenfalls. Aber beim Kirchentag soll es natürlich auch um Kirche und Glauben gehen. Darum richten die Organisatoren in der ersten Etage der Container einen interaktiven Gottesdienst ein.

Ein Modell des Architekturbüros in_design zeigt, wie die fertige Container.Kiez.Kirche aussehen soll. Über dem Altar, an dem auch der DJ-Segen stattfindet, hängt eine Diskokugel. Die Container sind zu einem Kreuz aufgestellt. © Rebekka Wölky
Interaktiver Gottesdienst
„Die Besucher laufen durch die in einem U aufgebauten Container der oberen Etage und können sich selbst mit dem Thema Vertrauen in Gott auseinandersetzen. Wir geben auch hier wenig vor“, erklärt Oltmanns. Der Aufbau des interaktiven Gottesdienstes ist liturgisch orientiert. Mit einem Psalm-Container geht es los, passend zum Kirchentags-Motto wird dabei das Thema Vertrauen aufgegriffen.
Es folgt ein Container, in dem Kirchenfenstern aus bunt gestalteten Bibeln nachgebaut werden. „Das, was klassischerweise die Predigt ist, stellen wir durch einen Werk-Raum dar, in dem die Jugendlichen kreativ und handwerklich etwas gestalten“, sagt Oltmanns. Umgesetzt haben die Idee des EJBO das Architekturbüro in_design aus Frankfurt am Main und die Dortmunder Spedition Bloedorn, die die Container zur Verfügung stellt und aufbaut.

Im Hintergrund sieht man einen der Container, in denen der interaktive Gottesdienst stattfindet. © Rebekka Wölky
Worshops, die Mut machen
Die interaktive Kirche zu besuchen, empfiehlt auch Landesjugendpfarrer Udo Bußmann. Jeden Abend gibt es dort zum Tagesabschluss einen DJ-Segen. „Die jungen Leute, die abends auflegen, halten sich den Tag über im Zentrum Jugend auf und setzen ihre Eindrücke dann musikalisch um. Das ist sehr bewegend und berührt“, sagt Sarah Oltmanns.
„Das Baumhaus sollte man sich ebenfalls ansehen“, sagt Bußmann. „Da gibt es Gesprächsrunden, Andachten, Musik und, und, und.“ In den angrenzenden Hochzeitshallen werden weitere Workshops angeboten. „Zum Beispiel zu den Themen Rechtsextremismus und Multikulturalität. Das ist im Dortmunder Norden ja fast schon ein bisschen Pflicht“, sagt er. Viel Wert werde darauf gelegt, sich die Frage zu stellen: „Welche Kraft kann ich aus dem Geborgensein und dem Vertrauen in Gott schöpfen, um in der Welt etwas zu verändern?“
Gespräche mit Politikern
Das Format „Jetzt mal ehrlich: Politik trifft Jugend“ bringt Jugendliche auf dem Fredenbaumplatz jeden Tag mit einem anderen Bundespolitiker ins Gespräch.
Von vergangenen Kirchentagen weiß Bußmann, dass manchmal auch ganz unerwartet neue Angebote zustande kommen. „Ich mache den jungen Leuten Mut, ihr Programm auch spontan zu ändern, neue Gruppen zu bilden und auf die Bedarfe der Besucher einzugehen“, sagt er. Mehr Informationen zum Programm gibt es hier.
1997 in Dortmund geboren. Dort seit 2017 für die Ruhr Nachrichten im Einsatz. Habe die Stadt dabei neu kennen und lieben gelernt. Mag die großen und kleinen Geschichten um mich herum, Bücher, schreiben und fotografieren.
