Rapper Dendemann und seine gefeierte Rückkehr nach Dortmund
Warsteiner Music Hall
Achtung, Wortgewitter: Dendemann hat in Dortmund gezeigt, warum Deutschrap eine der populärsten Kulturen unserer Zeit ist. Und, warum Dortmund dabei eine besondere Rolle spielt.

Dendemann bei seinem Auftritt in der Warsteiner Music Hall. © Nina Paul
Hip-Hop ist verbreitet wie nie zuvor in der Geschichte. Nicht alles, was gereimt ist, genießt den besten Ruf – und das häufig zu Recht. Gerade deshalb ist den 3600 Besuchern schnell klar, dass sie in der Warsteiner Music Hall 110 außergewöhnliche Minuten erleben.
Beste Texte auf höchstem Wortverflechtungslevel statt Themenlosigkeit. Beste Rap-Fähigkeiten statt Tuning-Tricks. Reflexion statt plumper Botschaften. Dies sind die Gründe dafür, warum der 44-Jährige Wahl-Hamburger aus dem Sauerland nach acht Jahren mit seinem Album „Da nich für“ eine erfolgreiche Rückkehr feiert.
Dendemann rappt auf dem neuen Album auch über seine Dortmunder Vergangenheit
Die führt ihn nicht zufällig nach Dortmund. „Wo ich wech bin“ ist der Opener des Abends. Darin rappt Dendemann über seinen Weg in die Hip-Hop-Kultur. Dabei dropt er an einer Stelle das Keuning-Haus und erzählt vom „größten Spa der Welt, dem Ruhrgebiet“.
„Ich habe hier Blutsverwandte. Ich fühle mich fast wie ein Clanmitglied“, sagt Dendemann.
Das Publikum jubelt. Dortmund ist ab diesem Moment eingefangen und bereit für das, was der Rapper und seine vier Mitmusiker mit Schlagzeug, Samplern, Synthies, Scratches in den nächsten fast zwei Stunden abliefern werden.
Dendemann liefert die neuen Songs ab - aber er vergisst auch die Klassiker nicht
Die Songs des neuen Albums haben Druck und Brillanz. Der wortspielaffine Teil des Gehirns freut sich über Konstruktionen wie „Algorithmus-Gymnastik“ oder „Zeitumstellung, zu beziehen“. Der musikalische Teil genießt die besonders liebevolle Art wie die Hip-Hop-Maschinen bei Dendemann zu Instrumenten werden.
Natürlich weiß „Dende“ (oder auch „Dendemeier“) um die Verdienste seiner Vergangenheit. „Nichtschwimmer“, „Danke, gut“, „Stumpf ist Trumpf“ - das Rap-Archiv wird in der Hörder Halle lebendig, trägt eine abgegriffene Cap, einen gestreiften Sweater und eine Camouflage-Hose.
Dortmund feiert und denkt nach
Dortmund feiert und denkt dabei auch noch über kluge Texte nach. Erst nach der zweiten Zugabe darf „Dende“ um kurz vor 22 Uhr gehen. Und das wohl auch nur, weil die Besucher der Warsteiner Music Hall mittlerweile wissen, dass „um zehn“ einfach Schluss sein muss.
Eine abschließende Entscheidung über den „Curfew“ in der ehemaligen Phoenixhalle steht übrigens immer noch aus.
Dendemanns Karriere startet in den späten 90ern - durch Jan Böhmermann nimmt sie noch einmal an Fahrt auf
Platz eins in den Album-Charts, eine ausverkaufte Tour, große Medienpräsenz: Dendemann, der eigentlich Daniel Ebel heißt, ist zurück.
Alles beginnt Anfang der 90er-Jahre. Mit dem Duo Arme Ritter geht er erste Schritte. Ende der 90er-Jahre taucht er mit der Formation EinsZwo auf einer größeren Bildfläche auf. 2006 („Die Pfütze des Eisbergs“) und 2010 („Vintage“) veröffentlicht er zwei Soloalben.
Zwischen 2014 und 2016 steht er auf der Fernsehbühne in Jan Böhmermanns Show „Neo Magazin Royale“. Das neue Album ist über mehrere Jahre entstanden, es galt in der Szene lange als „Phantom“ (er nennt sich selbst so im Song „Ich dende also bin ich“).
Beim Konzert in Dortmund zeigt sich: Das „Phantom“ ist real und es hat sehr viel Lust auf gute Rapmusik.