Politische Diskussion an der Universität nach Protesten abgebrochen

Sicherheitsgründe

Das autonome Schwulenreferat der Technischen Universität hat am Donnerstag eine Diskussion mit Landtagskandidaten und anderen Politikern aus Sicherheitsgründen abgesagt. Teilnehmen sollte auch die AfD. Vor dem Hörsaal warteten Neonazis.

DORTMUND

, 02.02.2017, 23:19 Uhr / Lesedauer: 2 min
19.15 Uhr: Polizisten beziehen im Foyer ihre Positionen, um die Studierenden von etwa 20 Neonazis, darunter mehrfach verurteilte Gewalttäter, zu trennen.

19.15 Uhr: Polizisten beziehen im Foyer ihre Positionen, um die Studierenden von etwa 20 Neonazis, darunter mehrfach verurteilte Gewalttäter, zu trennen.

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Diskussion an Uni aus Sicherheitsgründen abgesagt

Mit lautstarkem Protest und Sitzblockaden in einem Hörsaal verhinderten antifaschistische Initiativen an der TU Dortmund eine politische Diskussion mit der AfD. Neonazis gelangten nicht in den Saal - die Veranstaltung wurde abgesagt.
02.02.2017
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18.49 Uhr: Polizei und Gäste vor dem Zugang zum Foyer.© Foto: Peter Bandermann
18.54 Uhr: Blick ins Foyer vor den Hörsälen.© Foto: Peter Bandermann
18.57 Uhr: Diese Studierende äußerte sich laut und deutlich gegen Nazis - und bekam Ärger mit dem Sicherheitsdienst.© Foto: Peter Bandermann
19.12 Uhr: Die Diskussion hätte längst beginnen sollen. Polizisten überwachen die Situation im Foyer. Studierende und Neonazis stehen voneinander getrennt.© Foto: Peter Bandermann
19.15 Uhr: Polizisten beziehen im Foyer ihre Positionen, um die Studierenden von etwa 20 Neonazis, darunter mehrfach verurteilte Gewalttäter, zu trennen.© Foto: Peter Bandermann
20.04 Uhr: Der Sicherheitsdienste kontrollierte am Eingang zum Hörsaal die Taschen der Besucher.© Foto: Peter Bandermann
20.13 Uhr: Lautstarker Protest in den Sitzreihen richtet sich hier gegen einen Vertreter der AfD.© Foto: Peter Bandermann
20.16 Uhr: Protest gegen die AfD im Hörsaal.© Foto: Peter Bandermann
20.18 Uhr: Protest gegen Nationalismus - in einigen Minuten wird die Absage der Diskussion folgen.© Foto: Peter Bandermann
20.21 Uhr: Protest gegen die AfD im Hörsaal.© Foto: Peter Bandermann
20.52 Uhr: Die Stuhlreihen im Hörsaal 1 sind wieder leer. Die Diskussion wurde aus Sicherheitsgründen abgesagt.© Foto: Peter Bandermann
Schlagworte Dortmund,

Antifaschistische Gruppen protestierten am Donnerstagabend (2.2.2017) lautstark gegen die AfD und besetzten eine im Hörsaal für etwa 20 Neonazis freigehaltene Sitzreihe. Beginnen sollte die Diskussion mit Nadja Lüders (SPD), Sarah Beckhoff (CDU), Ulrich Langhorst (Grüne), Jasper Prigge (Linke), Matthias Helferich (AfD) und Steffen Kaestner (FDP) um 19 Uhr. Anderthalb Stunden später folgte nach Debatten und Sprechchören gegen Rechtspopulisten und -extremisten im Hörsaal die Absage.

Über 200 Besucher hatten sich so aufgeteilt, dass für die 20 im Foyer auf Einlass wartenden schwarz gekleideten Neonazis kein Platz mehr war. Die Gruppe sollte geschlossen sitzen können. Der Hörsaal hat circa 400 Sitzplätze. „Ein für diese Gruppe, die auch ihren Anteil an Stress produziert hätte, frei gehaltener Block wurde besetzt. Es bestand bei den Blockierern keine Intention, die Sitzplätze wieder zu räumen. Wir konnten die Veranstaltung nicht durchführen und sind enttäuscht, weil wir eine gute Diskussion hinbekommen wollte“, sagte Cordt von Egidy vom Schwulenreferat.

Gegen Nazis und die AfD

Die Atmosphäre im Saal richtete sich gegen Neonazis und auch gegen den AfD-Vertreter auf dem Podium. Es war absehbar, dass die Debatte zu Themen wie Studiengebühren oder die Gleichstellung von Lebenspartnern und Ehegatten nicht ohne Störungen möglich sein würde. „Ich finde es schade, denn es ging hier um wichtige Themen. Man muss die Veranstaltung nachholen und besser organisieren“, sagte Ulrich Langhorst von den Grünen. Gegen die Neonazis hätte das Hausrecht durchgesetzt werden müssen. Langhorst: „Damit wäre dieses Problem abgeräumt gewesen.“

Kritik am Ausgang: Keine Argumente

Cordt von Egidy sagte, dass dies auch der Plan gewesen sei. Die Polizei habe aber rechtliche Bedenken geäußert. Eine Wiederholung der Diskussion sei aus finanziellen Gründen nicht ohne Weiteres möglich. In einer Diskussion am Ausgang bedauerte eine Studierende die Absage: „Wir hätten die AfD bei diesen Themen mit Argumenten richtig gut auseinander nehmen können. Aber jetzt können wir unsere Argumente nicht mal mehr vortragen.“

Besucher kritisierten das Auftreten des Sicherheitsdienstes gegenüber Studierenden im Foyer, wo es zu verbalen Auseinandersetzungen gekommen war. Eine 23-jährige Lehramtsstudentin: "Der Sicherheitsdienst war nicht politisch sensibilisiert. Da stehen kriminelle Nazis, gegen die wir uns hier laut äußern. Dann mussten wir uns anhören, dass wir uns provozieren ließen. Das geht in eine vollkommen falsche Richtung."

Nicht mit Nazis reden

"Mit Nazis spricht man nicht" - das war das Hauptargument der Protestierenden im Hörsaal. Allerdings gab es auch Besucher, die die AfD in der Diskussion stellen wollten. Auch sie mussten nach der Absage abziehen, ohne ihre Meinung äußern zu können.

Nach Angaben der Polizei gab es keine Straftaten. Hier ein unkommentiertes Video vom Abend:

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