Online-Shop lockt mit Lebensmitteln aus der Region
„Marktschwärmer“ im Kreuzviertel
Gemüseprodukte aus der Region, Fleisch aus artgerechter Haltung. Das wünschen sich immer mehr Menschen, wie Julia Welkoborsky im Kreuzviertel festgestellt hat. Sie bietet seit Dezember eine Lösung.

Stolz präsentieren Julia Welkoborsky und einige Anbieter die Waren für die Marktschwärmer im Kreuzviertel. Damit sind sie die ersten im Ruhrgebiet und wollen, dass sich das Konzept auch in weiteren Städten durchsetzt. © Stephan Schütze
Der Schutz von Nutztieren liegt Julia Welkoborsky schon lange am Herzen. Sie schreibt Artikel für das Magazin des Vereins Provieh mit Sitz in Kiel. „Daher beschäftige ich mich schon lange mit der Frage, was wir essen und wie wir essen. Und was wir besser machen können.“ Und die Lösung lag für sie sofort auf der Hand: „Einfach besser einkaufen.“
Hier fangen aber gleich die Probleme an: „Bei uns im Kreuzviertel gibt es nicht mal einen Metzger“, meint sie. Und an Gemüse aus der Region sei schwer ranzukommen. Also habe sie sich ausführlich erkundigt und ist im Dortmunder Umfeld auf Anbieter gestoßen, die ihren Ansprüchen genügt haben. Dort hat sie ihre Einkäufe zusammengestellt. Was auf Dauer recht zeitaufwändig war.
Entscheidende Idee kommt aus Frankreich
„Dann hat mich meine Mutter auf eine Idee aufmerksam gemacht, die 2011 in Frankreich entstanden ist: die Marktschwärmer. „Deren Konzept sieht vor, ausschließlich regionale Lebensmittel zu vertreiben und so Erzeuger und Verbraucher wieder näher zusammenzubringen. Schnell ist ein Netzwerk gewachsen, und bald gelangte es auch über die Grenze nach Deutschland.
Das Konzept sieht vor, dass sich die Kunden online ihre Waren bestellen und später an Verteilerpunkten abholen können. Die Entfernung zwischen Erzeuger und Abholstelle beträgt dabei unter 30 Kilometer. In Berlin und Köln gibt es bereits mehrere Marktschwärmer, „im Ruhrgebiet war es aber noch nicht bekannt“, berichtet Julia Welkoborsky. Also lag es an ihr, dieses umwelt- und ernährungsbewusste Konzept nach Dortmund zu holen.
Tipps von Slow-Food
„Zunächst habe ich Kontakt zu Slow-Food Dortmund aufgenommen“, fährt sie fort. Die internationale, 1986 in Italien gegründete Organisation hat sich im Zuge der immer weiter um sich greifenden Fast-Food-Metalität der hochwertigen Ernährung verschrieben. „Und die Dortmunder haben mir viele Hinweise gegeben.“
Darunter zum Beispiel ein Fleischer aus Kamen. Oder ein Milchprodukteanbieter aus Waltrop. Aber auch für frisches Gemüse gibt es in der direkten Umgebung ein gesundes und großzügiges Angebot. „In Westfalen werden eben doch nicht nur Kartoffeln angebaut“, scherzt Julia Welkoborsky.
Um sich selbst von der Qualität der Anbieter zu überzeugen, besucht sie alle vor Ort. „Außergewöhnlich ist dabei wirklich die artgerechte Tierhaltung“, zeigt sie sich heute noch beeindruckt. „Außerdem schaue ich, dass das Angebot auch vielfältig ist.“
Online-Bestelldienst
Am 7. Dezember hatte Julia Welkoborsky erstmals in den Weinhandel „6+1“ an der Kreuzstraße 8 eingeladen. Trotz des Begriffs „Marktschwärmer“ handelt es sich nicht um einen Markt, sondern genau genommen um einen Online-Dienst. Die Produkte werden im Internet bestellt und donnerstags abgeholt.
Interessierte und umwelt- sowie ernährungsbewusste Dortmunder sind aber eingeladen, sich vor Ort zu informieren. „Man muss sich als Kunde zunächst anmelden, dann bestellen und im Voraus bezahlen“, so die „Gastgeberin“ Welkoborsky.
„Lebensmittel online zu bestellen, fällt allerdings vielen am Anfang schwer“, weiß sie aus eigener Erfahrung. „Das wirkt für viele wie eine Barriere.“ Sie macht aber auch gleichzeitig auf einen elementaren Vorteil aufmerksam: „Es werden ausschließlich die Waren geliefert, die bestellt worden sind.“ Auf diese Weise bleiben Überschüsse aus, die anderswo nicht selten am Ende des Tages im Müll landen.
Einladung zur Verkostung
Um bei potenziellen Kunden die Scheu vor der Online-Bestellung abzubauen, lädt Julia Welkoborsky für den 22. Februar (Donnerstags) ebenfalls von 16.30 bis 18.30 Uhr an die Kreuzstraße 8 ein. Dann sind auch einige Anbieter vor Ort, um die Gäste von der Qualität der Waren zu überzeugen.
„Simons Garten“ aus Castrop-Rauxel zum Beispiel, der sein Chili-Öl und sein Chili-Brot zur Verkostung mitbringt. Und Enrico Sablotny, Küchenchef des Trend-Restaurant Acht in Köln, wird anwesend sein und zeigen, was man alles zaubern kann. Vor allem, wenn man die richtigen Zutaten hat.