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Noah (12) positiv getestet – doch wie ohne Auto zum PCR-Test?
Bus oder Bahn nutzen?
Wer positiv auf das Coronavirus getestet ist, muss in Quarantäne und einen PCR-Test machen. Doch wie ohne eigenes Auto zur Teststelle kommen? Mit der Bahn? Das Problem hatte ein Dortmunder Schüler.
Just zum Schulanfang am Montag (10.1.) wurde Noah (12, Name geändert), Schüler an einer weiterführenden Schule in Dortmund, positiv auf Corona getestet. Im Gegensatz zum Rest seiner Familie war der Junge noch nicht geimpft.
Weil sein Kinderarzt keinen PCR-Test macht, der nach einem Positiv-Test verpflichtend ist, verwies der Mediziner Noahs Mutter und ihren Sohn zum städtischen Testzentrum an der Bornstraße. Das liegt zehn Kilometer entfernt von Noahs Schule.
Doch wie sollte die alleinerziehende Frau ohne Auto mit ihrem infizierten Kind dorthin kommen? In die Stadtbahn steigen und andere Fahrgäste gefährden? Das wollte sie nicht. Sie wusste sich nicht anders zu helfen, als ein Taxi zu nehmen, allerdings ohne den Taxifahrer von der Ansteckung ihres Sohnes mit Covid-19 wissen zu lassen.
Eine Gefahr für andere
Ein Problem, das angesichts der rasant steigenden Zahl von Neuinfektionen in diesen Tagen auch andere positiv getestete Schulkinder haben könnten, deren Eltern nicht motorisiert sind, kein Fahrrad und auch sonst keine Möglichkeit haben, sich von jemandem fahren zu lassen, wenn die nächste Teststelle weiter entfernt ist.
Wer sich mit Covid-19 angesteckt hat, ist unterwegs zur Teststelle eine Gefahr für andere. Doch was tun, wenn man auf Bus oder Bahn angewiesen ist? „Bei uns gilt die 3G-Regel“, sagt dazu Frank Fligge, Sprecher von DSW21, „wenn ein positiv Getesteter einsteigt, dann schließt diese Regel denjenigen aus.“
Doch das Problem sei, dass der Fahrer vermutlich gar nichts von einer Infektion erfahre, wenn der Fahrgast selbst es ihm nicht mitteile. Wäre der Fahrgast so ehrlich, müsste der Fahrer aufgrund der Gefährdung anderer die Beförderung ablehnen, so Fligge.
Fahrgäste reden nicht über positives Testergebnis
Auch Dieter Zillmann, Vorsitzender der Dortmunder Taxi-Genossenschaft, erklärt, dass Fahrer die Beförderung bei ansteckenden Krankheiten verweigern können. „Doch Fahrgäste sagen uns das nicht“, meint Zillmann. So seien bereits zwei seiner Fahrer vom Gesundheitsamt in Quarantäne geschickt worden, nachdem sie unwissentlich infizierte Fahrgäste befördert hatten.
Auch Wladislaw Tepliakov, Chef der Dortmunder Taxi-App Cabdo, vermutet, „dass die Betroffenen es einfach nicht sagen. Die Verlockung ist groß, sich ein Taxi zu nehmen, um bequem und auf schnellstem Weg zur Teststelle zu kommen.“
Betroffene, die ein positives Ergebnis eines Corona-Selbsttests erhalten haben, seien dazu verpflichtet, sich in einem Testzentrum oder beim Hausarzt unverzüglich einem PCR-Test zu unterziehen und bis zum Erhalt eines negativen Ergebnisses des Kontrolltests bestmöglich abzusondern und eine Quarantäne einzuhalten, sagt dazu auf Anfrage das Gesundheitsamt.
Kassenärztlichen Bereitschaftsdienst anrufen
Wer keinen Hausarzt habe, könne sich an die Telefonnummer des Kassenärztlichen Bereitschaftsdienstes unter 116 117 wenden. „Hier kann besprochen werden, in welcher Weise ein Kontrolltest durchgeführt wird“, berichtet Stadtsprecherin Anke Widow auf Anfrage.
Sie sagt auch: „In Dortmund ist im näheren Umfeld jeder Teststelle eine Möglichkeit gegeben, umgehend einen PCR-Kontrolltest durchzuführen.“ Es werde daher empfohlen, sich nach Testdurchführung zunächst in der Nähe der Teststelle aufzuhalten, sodass im „Positivfall“ ein Ansprechpartner
für die Kontrolltestung vorhanden sei.
Das Gesundheitsamt habe alle Teststellen-Betreiber verpflichtet, dafür Sorge zu tragen, dass unmittelbar nach Ergebnismitteilung an die Getesteten umgehend noch vor Ort – ohne, dass weitere Wege zurückgelegt werden müssen – ein weiterer Abstrich für eine PCR-Testung durchgeführt wird. Die Teststellen informierten bei einem positiven Testergebnis auch, wie vorzugehen sei.
Quarantäne darf kurzfristig unterbrochen werden
Beim Test in der Schule hilft dieser Rat allerdings nicht viel weiter. „Die Quarantäne darf zur Durchführung des PCR-Tests kurzzeitig unterbrochen werden, sofern dies erforderlich ist“, sagt Anke Widow.
Für eine unmittelbare Hin- und Rückfahrt dürften betroffene Personen „in allen Fällen durchaus öffentliche Verkehrsmittel für den Weg in die Hausarztpraxis oder zur Teststelle nutzen, sofern es keine andere Möglichkeit für sie gibt“, sagt die Stadtsprecherin im Gegensatz zum DSW21-Sprecher, der allerdings auch bei der Frage auf das Gesundheitsamt verwiesen hat.
Dabei sei man verpflichtet, eine FFP2-Maske zu tragen, so Widow. Außerdem müssten Betroffene dazu Zeiten nutzen, in denen der öffentliche Nahverkehr weniger frequentiert sei, sodass Abstände besser eingehalten werden könnten.
Einsatz mobiler Testteams
Es gibt zwar mobile Testteams beim Gesundheitsamt, die zu Betroffenen mit positivem Selbsttest nach Hause kommen, aber die kann man nicht einfach bestellen. „Über den Einsatz entscheiden ausschließlich die Ärzte und Ärztinnen des Gesundheitsamtes nach medizinischer Indikation“, stellt Widow klar.
Noah und seine Mutter hatten im Taxi FFP2-Masken auf – und während der Fahrt die Scheiben heruntergedreht.
Stellvertretende Leiterin der Dortmunder Stadtredaktion - Seit April 1983 Redakteurin in der Dortmunder Stadtredaktion der Ruhr Nachrichten. Dort zuständig unter anderem für Kommunalpolitik. 1981 Magisterabschluss an der Universität Bochum (Anglistik, Amerikanistik, Romanistik).
