Chaos an vielen Grundschulen - positive Pooltest-Ergebnisse kamen zu spät

© Oliver Volmerich

Chaos an vielen Grundschulen - positive Pooltest-Ergebnisse kamen zu spät

rnCorona-Pandemie

An vielen Dortmunder Grundschulen müssen ganze Klassen vorübergehend in Quarantäne. Denn zahlreiche Pool-Tests vom Schulstart fielen positiv aus. Problem: Viele Kinder kamen am Dienstag trotzdem.

Dortmund

, 11.01.2022, 09:54 Uhr / Lesedauer: 2 min

Es war ein Chaos mit Ansage, stellte eine Dortmunder Grundschul-Leiterin am Dienstagmorgen fest. Zahlreiche Pooltests, die an Grund- und Förderschulen am Montag (10.1.) gemacht wurden, fielen positiv aus.

Das besondere Problem: Viele Eltern und Schulleitungen bekamen die Mitteilung über einen positiven Pooltest in der Klasse ihrer Kinder erst nach Schulbeginn am Dienstagmorgen - zu einem Zeitpunkt, als die Kinder bereits wieder in ihren Klassen saßen. Das Labor, das die Tests auswertet, war mit der Vielzahl an Proben offensichtlich überlastet.

Einzeltests sind noch nicht ausgewertet

Die Folge war, dass die Kinder, in deren Klassen es positive Pooltests gab, nun kurzfristig allesamt von der Schule abgeholt werden mussten. Es wurden zwar am Montag auch Einzeltests von jeder Schülerin und jedem Schüler gemacht. Diese waren allerdings noch nicht ausgewertet.

Geplant war eigentlich, dass die Einzelproben nach einem positiven Pooltest schnell ausgewertet werden, damit nur die tatsächlich infizierten Kinder zu Hause bleiben müssen. Am Dienstag klappte das schon mal nicht.

Auch berufstätige Eltern mussten Kinder wieder abholen

Die Eltern wurden von der Entwicklung kalt erwischt. Vor allem Berufstätige hatten das Problem, ihre Kinder kurzfristig abholen zu müssen. So wie Jennifer Dempewulf, die als Kindergärtnerin arbeitet. Sie hatte nur zufällig die Nachricht auf ihrem Handy gesehen und musste sich dann beeilen, um ihre Tochter Mia von der Schule abzuholen.

Für Torsten Winter, der seine Tochter Siri am Dienstagmorgen ebenfalls kurzfristig abholen musste, war es ein absehbares Problem. Es sei angesichts der Omikron-Welle jetzt immer zu befürchten, dass Schultestes positiv ausfallen.

Vater: „Man sollte über Distanzunterricht nachdenken“

„So schön Präsenzunterricht ist, aber man sollte angesichts der Lage doch darüber nachdenken, ob nicht Distanzunterricht sinnvoller ist“, sagte er. „Das ist dann auch für berufstätige Eltern planbarer als die Kinder kurzfristig von der Schule abholen zu müssen.“

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Verzögerungen? Grundschul-Sprecherin nicht überascht

Dass es zu Verzögerungen kommt - die Sprecherin der Dortmunder Grundschulen ist nicht überrascht davon. Jutta Portugall, die zugleich die Lieberfeld-Grundschule in Wellinghofen leitet, erinnert am Dienstag im gespräch mit unserer Redaktion daran, dass es ja ein enorm hohes Test-Aufkommen gegeben habe.

In allen Grund- und Förderschulen wurden die Schülerinnen und Schüler aller Klassen getestet – und das zur Sicherheit doppelt. So gab es pro Schüler einen Lollitest, der im Gruppen-Pool landete. Im Falle eines positiven Ergebnisses hatten die Labore dann schon Einzel-Proben aller Schüler, um diese gezielt auszuwerten.

Jutta Portugall ist Schulleiterin an der Lieberfeld-Grundschule und Sprecherin der Grundschulen in Dortmund.

Jutta Portugall ist Schulleiterin an der Lieberfeld-Grundschule und Sprecherin der Grundschulen in Dortmund. © Michael Nickel

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Wie viele Schulen betroffen? Das ist noch unklar

Von ihrem zuständigen Labor habe sie im Vorfeld gehört, so Portugall, dass es zu Verzögerungen kommen könnte. Dass also nicht alle Ergebnisse vor Schulbeginn am Dienstag vorliegen könnten.

Immerhin: An ihrer Schule habe alles reibungslos geklappt, so Portugall. Auch von anderen Grundschulen aus Dortmund war zu hören, dass die Ergebnisse rechtzeitig vor Unterrichtsbeginn am Dienstag da gewesen seien. Wie viele Schulen tatsächlich vom Chaos betroffen waren – dazu lagen der Stadt am Dienstagabend keine Angaben vor.

Die Pool-Testungen an den Schulen würden unter der Regie des Landes NRW organisiert und durchgeführt, erklärte Stadtsprecherin Anke Widow. Einige Schulen hätten dem Gesundheitsamt aber berichtet, dass es zu Verzögerungen gekommen sei.

Gesundheitsamts-Leiter Dr. Frank Renken äußerte sich nach der Sitzung des städtischen Verwaltungsvorstands am Dienstagmittag nicht überrascht von den Problemen. Die Labore seien völlig überlastet. „Das System konnte schon aufgrund der schieren Zahl der Tests so nicht funktionieren“, stellte Renken fest.

Und er machte auch keine Hoffnung auf baldige Besserung. „Wir werden weiter überschwemmt werden mit positiven Pool-Ergebnissen“, prognostizierte Renken.

Verwundert zeigte er sich auch von der Aufforderung von NRW-Bildungsministerin Yvonne Gebauer an die Eltern, vor Schulstart mit den Kindern Selbsttests zu machen. Das sei am Wochenende nur sehr eingeschränkt möglich und bei Schnelltests auch von wenig Aussagewert, meinte der Gesundheitsamts-Chef.