Mit „Zürcher Modell“ gegen die Crack-Krise? Polizei erklärt, warum das in Dortmund nicht funktioniert

Mit „Zürcher Modell“ gegen die Crack-Krise? Das sagt die Polizei
Lesezeit

Zürich hat es geschafft: In den 80er- und 90er-Jahren hatte die Stadt in der Schweiz eine der größten Drogenszenen. Mittlerweile aber ist das Problem verschwunden, zumindest aus der Öffentlichkeit. Das „Zürcher Modell“ gilt bei Experten seitdem als vorbildlich.

Wie es funktioniert, ganz grob vereinfacht: Draußen gibt es eine Null-Toleranz-Strategie gegen Drogen - gegen Konsum wie gegen das Dealen. Es gibt aber geschützte Räume für die Suchtkranken, die sogenannten „Kontakt- und Anlaufstellen“ (K&A).

Mehr als einfache Konsumräume

Die sind mehr als einfache Drogenkonsumräume. Dort gibt es Aufenthaltsräume, Essen und Getränke, medizinische und sozialarbeiterische Betreuung, niederschwellige Arbeitsangebote und Beratungsmöglichkeiten für Therapien.

Und: Es wird zugelassen, dass die Schwerstabhängigen dort auch mit kleinen Mengen Drogen dealen – auch wenn das illegal ist. Das gilt für die Schweiz wie für Deutschland. Könnte ein solches Prinzip nicht auch in Dortmund funktionieren? Wie sieht das die Polizei?

„Per Gesetz zu Ermittlungen verpflichtet“

Eine Duldung von Mikro-Drogenhandel? Da muss Peter Bandermann, Sprecher der Dortmunder Polizei direkt klarstellen: „Die Polizei unterliegt einem Strafverfolgungszwang. Sie ist per Gesetz verpflichtet, Gefahren für die öffentliche Sicherheit abzuwehren und nach Straftaten Ermittlungen einzuleiten, um Tatverdächtige zu ermitteln und eine Tat aufzuklären.“

Das gelte auch für den illegalen Handel mit Rauschgift, „der vor allem in der Dortmunder Innenstadt ein inzwischen zurückgedrängtes Ausmaß angenommen hat, das zuvor Anwohner, Händler und Besucher der City in ihrem Sicherheitsgefühl stark beeinträchtigte“.

Abstimmung mit der Stadt

Es gehe aber auch um die Süchtigen selbst, so Polizeisprecher Bandermann weiter. Ihnen drohten ja „erheblichen Folgen des Rauschgiftkonsums, der durch den stark gestiegenen Handel mit Kokainprodukten wie Crack verstärkt worden ist.“ Mit dem Elend der Süchtigen würden die Rauschgifthändler hohe Geldbeträge erzielen.

Bei einem Drogenhandel, der ein solches Ausmaß angenommen habe wie der in Dortmund vor einigen Monaten, müsse man konsequent einschreiten, aber auch „gut abgestimmt“. Nicht nur die Ordnungsbehörden untereinander verständigen sich, auch das Gesundheitsamt sitzt mit am Tisch.

„Wirksame Suchtprävention“

„Auch über einen sogenannten Mikrohandel mit Betäubungsmitteln in einem geschlossenen Raum/Ort dürften wir, anders als im Züricher Modell nicht hinwegsehen“, verdeutlicht Bandermann. Zudem habe man das Problem in der City deutlich entschärft. Dazu beigetragen hätten nicht nur die „intensive Kommunikation mit Beteiligten und Betroffenen“ sowie „deutlich verstärkte auch gemeinsame von Polizei und Ordnungsamt durchgeführte Kontrollen“.

Auch die längeren Öffnungszeiten des Drogenkonsumraums und das Umfeldmanagement des Betreibers seien wichtig gewesen. Man wolle das Modell aus Zürich nicht übernehmen, erreiche Erfolge durch eigene lokale Maßnahmen.

„Von entscheidender Bedeutung ist eine wirksame Suchtprävention und -hilfe unter anderem durch akute Unterstützung und langfristige Therapie an den Wohnorten der Suchtkranken, die vielfach über keinen Wohnsitz in Dortmund verfügen.“

Verdrängung in die Hilfsangebote

„Im besten Fall führen die ordnungsbehördlichen und polizeilichen Maßnahmen zu einem Verdrängungseffekt in die Hilfesysteme der Stadt“, urteilt Bandermann. Die gezielte Suchthilfe habe „oberste Priorität“.

Letzten Endes würden Polizei, Stadt und andere Akteure „eine lokale Antwort“ suchen, um einen „passgenauen Lösungsansatz für Dortmund zu erarbeiten und umzusetzen“. Es gehe um die Durchsetzung der rechtlichen Maßnahmen, das aber in Abstimmung mit den Hilfesystemen.

Neues Konzept in der Crack-Krise geplant: Jetziger Drogenkonsumraum soll aufgegeben werden

Neue Drogen-Konsumräume für Dortmund: Gutes Konzept - aber es gibt ein Problem

Crack-Experte zur Drogenszene in Dortmund: „Wenn man es ernst meint, muss man einiges Geld in die Ha