Lebensgefährliche Basteleien: Polizei stoppt Bus auf dem Weg ins Ruhrgebiet

Aus Moldau nach Herten und Dortmund

Die Polizei hat in Lüdenscheid einen haarsträubend zusammengebastelten Kleinbus gestoppt. Darin saß eine moldauische Reisegruppe auf ihrem Weg ins Ruhrgebiet – darunter ein vierjähriges Kind.

Herten, Dortmund

, 06.01.2022, 16:00 Uhr / Lesedauer: 2 min
Im Motorraum fing eine PET-Flasche neben der Batterie mit offenen Polen Gase und Treibstoff auf.

Im Motorraum fing eine PET-Flasche neben der Batterie mit offenen Polen Gase und Treibstoff auf. © Polizei Märkischer Kreis

Für eine Reisegruppe aus der Republik Moldau endete eine Reise in einem lebensgefährlichen Kleinbus an Silvester abrupt in Lüdenscheid. Die Polizeibeamten konnten die Weiterfahrt des Gefährts und seiner sieben Insassen beim besten Willen nicht verantworten, heißt es in dem Bericht der Kreispolizei Märkischer Kreis. Ein Teil der Gruppe war laut Polizei auf dem Weg nach Herten, der Rest hatte Dortmund als Ziel.

Sprinter war schon 2000 Kilometer unterwegs

Aufgefallen war der kleine Reisebus der Verkehrswacht in Lüdenscheid. Diese kontrolliert momentan den Umleitungsverkehr von der A 45, weil dort die Talbrücke Rahmede wegen massiver Schäden gesperrt ist. Der Sprinter, der zu diesem Zeitpunkt bereits rund 2000 Kilometer unterwegs gewesen war, wurde von den Beamten direkt einem Sachverständigen übergeben.

Der wiederum entdeckte mehrere Verstöße: Um Tankkosten zu sparen, war provisorisch ein 300-Liter-Treibstofftank am Boden des kleinen Fernbusses eingebracht worden. Der Vorrat hätte laut Polizei für eine Nonstop-Fahrt ins Ruhrgebiet ausgereicht.

Gut für die Reichweite, schlecht für die Verkehrssicherheit: der 300-Liter-Tank unter dem Bodenblech des Sprinters.

Gut für die Reichweite, schlecht für die Verkehrssicherheit: der 300-Liter-Tank unter dem Bodenblech des Sprinters. © Polizei Märkischer Kreis

Damit kein Tropfen Benzin verloren ging, hing eine PET-Flasche im Motorraum an dem vorgeschriebenen Überlauf, direkt neben der wackligen Batterie – mit offen liegenden Polen. Die Flasche fing dabei auch gleich Dämpfe ein.

Ein Funke, so die Polizei, hätte für einen Motor- und Fahrzeugbrand gereicht. Den Kleinbus hätten die Insassen wahrscheinlich nicht so schnell verlassen können – die Schiebetür war so verrostet, dass sie sich beim schnellen Öffnen laut Polizeiangaben unweigerlich verklemmt hätte.

Keine Gurte oder Kindersitze

Die Sitze der sieben Insassen, darunter ein Vierjähriger, standen nur notdürftig verschweißt auf zwei Metallrahmen. Bei einer starken Bremsung wären die Sitze möglicherweise durch den Bus geflogen. Und mit ihnen auch die Insassen, denn Gurte und Kindersitze waren nicht vorhanden oder funktionslos.

Die sieben Insassen saßen auf Sitzen ohne (funktionsfähige) Gurte, die wiederum laienhaft auf ein Metallgerüst geschweißt worden waren.

Die sieben Insassen saßen auf Sitzen ohne (funktionsfähige) Gurte, die wiederum laienhaft auf ein Metallgerüst geschweißt worden waren. © Polizei Märkischer Kreis

In den Einzelsitzen steckten noch die Sprengkapseln für die eingebauten Airbags. Die Anschlüsse baumelten unter den Sitzen. Das hätte laut Polizei jederzeit zum Auslösen führen können.

Im Kofferraum lag als Sicherheitsreserve noch ein gefüllter und ungesicherter 40-Liter-Kanister mit Diesel – laut Polizei ein klarer Verstoß gegen das Gefahrgutgesetz.

1500 Euro Geldbuße prompt beglichen

Die Polizei untersagte die Weiterfahrt und stellte die litauischen Kennzeichen und den Fahrzeugschein sicher. Angehörige holten die Insassen ab, sodass die Gruppe die restliche Wegstrecke nach Herten und Dortmund in Privatautos zurücklegte.

Die Geldbußen für die Verstöße sowie die Kosten für die Untersuchung in Höhe von 1500 Euro wurden prompt beglichen: Ein moldauischer Staatsangehöriger beglich laut Polizei alles am 1. Januar morgens um 7 Uhr in der Wache Lüdenscheid.

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