Günter Mohr (l.) und Heinrich Jordan kämpfen mit harten Bandagen um die künftige Vorstandsspitze des Stadtverbands der Dortmunder Gartenvereine.

© Thomas Burgsmüller (Montage)

Mobbing-Vorwürfe, Intrigen, Hausverbote: Kleingärtner-Krieg in Dortmund

rnStreit um Chefposten

Wenn die Mitglieder der Dortmunder Gartenvereine am Freitag einen neuen Vorstand wählen, könnte es bei den Kandidaten ans Eingemachte gehen. Es stehen schwere Vorwürfe im Raum.

Dortmund

, 26.11.2021, 04:40 Uhr / Lesedauer: 3 min

Das erste Mal sind Heinrich Jordan vom Kleingartenverein „Gut Glück“ in Eving und Günter Mohr vom Verein „Glück-Auf“ in Dorstfeld 2017 gegeneinander angetreten. Damals ging Jordan als Sieger und neuer Vorsitzender des Stadtverbands Dortmunder Gartenvereine mit seinen fast 13.000 Mitgliedern nach Hause. Seit Mitte 2020 ist er das nicht mehr. Dafür aber sein Kontrahent Günter Mohr.

In der Zeit dazwischen, so sagt Heinrich Jordan, sei er gemobbt worden und mit bösartigen Unterstellungen konfrontiert gewesen, sodass er schließlich das Handtuch geworfen habe.

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Einer der Auslöser für den Streit war im Sommer 2020 die Größe von Swimmingpools in den Kleingärten. „Ich habe mich früher in diese Streitthemen nicht eingeklinkt“, sagt Jordan, „aber mein Nachfolger wollte nur Kinderplanschbecken.“ Dabei seien nach dem Bundeskleingartengesetz Swimmingpools bis drei Kubikmeter erlaubt.

Abmahnungen und Hausverbote

Mohr bestreitet Jordans Darstellung, aber dieses Problem ist inzwischen gelöst. In Dortmunder Kleingärten erlaubt sind Pools bis 2,50 Meter Durchmesser, 2,4 Kubikmeter Wasser und 50 Zentimeter Füllhöhe. Mohr: „In diesem Jahr hat es so gut wie keine Verstöße gegeben.“

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Aufsässige Gartenvereine bekämen vom Stadtverband sofort eine Abmahnung, berichtet ein Insider. Gegenüber Bezirksvertretern der Vereine seien sogar Hausverbote für die Geschäftsstelle ausgesprochen worden, vieles laufe nur noch über Anwälte. Es gibt zwei Lager, die sich gegenseitig Intrigen vorwerfen.

Auch Jordan hat wegen der „Unterstellungen“ gegen seine Person einen Anwalt eingeschaltet. Noch läuft seine Unterlassungsklage gegen einen Kleingarten-Vereinsvorsitzenden, der, so Jordan, zur „Seilschaft“ des heutigen Vorstands gehöre und einen „Stellvertreterkrieg“ gegen ihn für den Stadtverband führe.

Unterlassungsklage vor Gericht

Die Geschichte könnte am Dienstag (30.11.) beendet sein, wenn die Unterlassungsklage vor Gericht verhandelt wird. Doch bereits am Freitag (26.11.) ist Mitgliederversammlung und Vorstandswahl. Und Heinrich Jordan tritt wieder für den Vorsitz des Verbands mit 119 Vereinen an.

Verschiedene Gartenvereine und Bezirke hätten ihn vorgeschlagen, sagt Jordan: „Ich tue es für die Leute, die sagen, wir möchten dich da oben haben.“

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Sein Kontrahent Günter Mohr versucht im Gespräch mit dieser Redaktion, den Ball flach zu halten: „Das ist ein ganz normaler Vorgang. Wir haben am Freitag Mitgliederversammlung, zurzeit gibt es zwei Kandidaten, bis Freitag könnten es theoretisch noch mehr werden. Und das Gremium wird abstimmen.“ Der Stadtverband habe mit der Unterlassungsklage von Jordan nichts zu tun.

„Keiner will den Jordan haben“

Mohr sagt aber auch, nach seinem Eindruck sei die Tendenz bei den Bezirksversammlungen, auf denen sich Jordan als Kandidat vorgestellt habe, eindeutig gewesen: „Keiner will den Jordan haben.“ Manche seien sogar geradezu „empört“ gewesen, dass Jordan wieder kandidiere.

Heinrich Jordan wundert das nicht. Seit er kandidiere, gehe das Mobbing weiter, sagt er. Man unterstelle ihm unter anderem, einen teuren Schreibtisch auf Kosten des Stadtverbands angeschafft und Fahrtkosten falsch abgerechnet zu haben.

Doch die Büromöbel seien für die Geschäftsstelle gewesen und der höhenverstellbare Schreibtisch für eine Büromitarbeiterin. Er selbst habe bis zum Schluss an einem alten Schreibtisch gesessen. Und das Fahrtenbuch, mit dem er beweisen könne, dass er die Kilometer korrekt abgerechnet habe, sei beim Stadtverband nicht mehr aufzufinden.

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Nach Informationen unserer Redaktion könnte auch dem heutigen Vorstand um Günter Mohr auf der Mitgliederversammlung Ungemach drohen. Dem Vernehmen nach wollen die Revisoren den Vorstand nicht entlasten, weil dieser für den Anbau eines Wintergartens an die Verbands-Geschäftsstelle in Körne gegen die eigene Satzung verstoßen habe.

51.000 Euro ohne Okay der Mitgliederversammlung investiert

Es geht dabei um rund 51.000 Euro, für die sich der Vorstand nicht das Okay der Mitgliederversammlung eingeholt, sondern Kontenverschiebungen vorgenommen hat.

Das Geld stamme von einem Konto, auf dem sich Preisgelder angehäuft hätten, die wegen des coronabedingten Ausfalls von Wettbewerben frei geworden seien, erklärt Mohr. Dazu sei der Vorstand berechtigt gewesen. Zudem habe man mit dem Wintergarten weitere Sanierungskosten halbieren können.

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Mohr: „Wir haben einen Wirtschaftsprüfer und einen Steuerberater beauftragt, das zu prüfen.“ Die prüfen allerdings nicht unbedingt einen Satzungsverstoß. Er sehe das „ganz gelassen“, sagt Mohr: „Es gibt eine Gruppe um Herrn Jordan, die das betreibt. Ich habe nicht den Eindruck, dass die Delegierten uns nicht entlasten werden.“

Hauptamtlicher Geschäftsführer muss her

Weil die Stadt die Kleingartenvereine direkt und über die Bezirksvertretungen mit nicht unerheblichen Summen bezuschusst, kann ihr der Zwist nicht gefallen. Die Stadt pocht jetzt auf den Generalpachtvertrag, nachdem der Stadtverband einen hauptamtlichen Geschäftsführer einstellen muss, den es schon lange nicht mehr gibt. Die Ausschreibung läuft.

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Für die Delegierten dürfte es am Freitag eine spannende Mitgliederversammlung werden. Heinrich Jordan sagt: „Entweder ich werde gewählt oder ich werde nicht gewählt. Ich habe nichts zu verlieren.“ Und sein Gegenkandidat Mohr: „Wenn die glauben, sie müssten Jordan wählen, dann gehe ich nach Hause.“

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