Karl Lauterbach unterstützt todkranken Dortmunder (74)

Initiative für Sterbehilfe

Der Dortmunder Helmut Feldmann (74) hat vor dem Bundesverfassungsgericht das Recht auf Sterbehilfe erkämpft. Damit es für alle umgesetzt wird, hat er Politprominenz zu Mitstreitern gemacht.

Dortmund

von Heinz-Peter Mohr

, 12.03.2021, 14:40 Uhr / Lesedauer: 2 min
Helmut Feldmann, hier mit dem Foto seiner verstorbenen Schwester Anni.

Helmut Feldmann, hier mit dem Foto seiner verstorbenen Schwester. © k_v

Die Medien berichteten bundesweit über Helmut Feldmann, nachdem er 2020 vor dem Bundesverfassungsgericht Recht bekommen hatte: Unter strengen Voraussetzungen haben die Richter die geschäftsmäßige Beihilfe zum Suizid erlaubt.

Der 74-jährige Dortmunder aus Körne, der jetzt bei seiner Tochter in Marl lebt und an der Lungenkrankheit COPD leidet, hat lange dafür gekämpft: Er will nicht qualvoll ersticken, sondern einen würdevollen Tod sterben. Doch seit dem Urteil vor gut einem Jahr hat sich wenig getan.

Über 100 Menschen riefen teils weinend bei Feldmann an

Mehr als 100 Menschen, überwiegend Senioren, riefen bei Helmut Feldmann an, berichteten, dass ihr Arzt Angst habe, schmerzstillende Medikamente zu verschreiben. Die Anrufer seien hilflos gewesen, einige hätten geweint, erzählt Feldmann.

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Weiter bleibt es Ärzten verboten, „Patientinnen oder Patienten auf deren Verlangen zu töten. Sie sollen keine Hilfe zur Selbsttötung leisten.“ So steht es in den Statuten der Ärztekammer Westfalen-Lippe. Deshalb sieht Helmut Feldmann sich gezwungen, für klare Richtlinien zu kämpfen: Unter welchen Bedingungen dürfen Ärzte schmerzstillende Medikamente verschreiben, ohne sich strafbar zu machen?

Ermutigender Brief

Das wollen einige Bundestagsabgeordnete nun klar regeln. Als Mitstreiter hat Helmut Feldmann den SPD-Gesundheitspolitiker Prof. Dr. Karl Lauterbach gewonnen. Er hat dem Dortmunder einen ermutigenden Brief geschrieben und ihm für sein außergewöhnliches Engagement gedankt.

Wörtlich schreibt Lauterbach: „Es gibt eine größer werdende Bereitschaft, das am Lebensende nicht vermeidbare Leid in die Hände der Betroffenen selbst zu geben und dabei Hilfe von Ärzten nicht zu verwehren.“

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Lauterbach fand bei Abgeordneten der FDP und der Linken Verbündete. Ihr interfraktioneller Gesetzentwurf sieht ein „Recht auf Hilfe zur Selbsttötung“ und ein „Recht zur Hilfeleistung“, aber ausdrücklich keine Verpflichtung dazu vor. Für den Willen zum Suizid werden Bedingungen formuliert: Er muss „ohne unzulässige Einflussnahmen oder Druck“ gebildet worden und „von einer gewissen Dauerhaftigkeit und inneren Festigkeit getragen“ sein.

Entscheidung noch in dieser Legislaturperiode

Staatlich organisierte Beratungsstellen sollen eingebunden werden, damit Suizidhilfe nicht für psychisch Kranke infrage kommt. Auch Minderjährige sollen ausgeschlossen sein.

Die Gruppe will nun um Unterstützung bei Abgeordneten werben und strebt eine Debatte und eine Entscheidung noch in dieser Legislaturperiode an. Der Fraktionszwang soll dabei aufgehoben werden, erklärt Patrick Reinders, wissenschaftlicher Mitarbeiter von Karl Lauterbach.

Auch die Grünen-Abgeordnete Renate Künast verfasste mit einer Kollegin einen Gesetzentwurf „zum Schutz des Rechts auf selbstbestimmtes Sterben“: Menschen mit schweren Erkrankungen sollen unter klaren Kriterien Zugang zu bestimmten Betäubungsmitteln bekommen. Der Grünen-Entwurf sieht ebenfalls eine Beratungspflicht vor. Renate Künast diskutiert ihren Entwurf aktuell mit Fachleuten und will ihn danach noch einmal überarbeiten, teilte ihr Büro mit.

Vom SPD-Gesundheitsexperten Prof. Dr. Karl Lauterbach erhielt Feldmann ein sehr persönliches Antwortschreiben.

Vom SPD-Gesundheitsexperten Prof. Dr. Karl Lauterbach erhielt Feldmann ein sehr persönliches Antwortschreiben. © Michael Schuh

Helmut Feldmann hofft nun auf eine Mehrheit für ein Gesetz. Auch ihm sind Anhörungen mit ärztlicher und psychologischer Begleitung wichtig. Menschen mit Demenz und Depressionen sollten von der Suizidhilfe ausgeschlossen sein: „Es geht mir um schwer und unheilbar Kranke, die Schmerzen leiden und denen nicht mehr geholfen werden kann.“

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