Großes Interesse an der lokalen Vergangenheit
Tag des offenen Denkmals
Der Startschuss des „Tags des offenen Denkmals“ fiel auf der Zeche Zollern, Sonntagmittag ging es mit den Villen im Kaiserstraßenviertel weiter. Zu der Veranstaltung kamen wesentlich mehr Besucher als erwartet: Das Interesse an der lokalen Vergangenheit scheint groß zu sein.

Der Startschuss für den „Tag des offenen Denkmals“ fiel auf Zeche Zollern. Foto:Stephan Schütze © B2RUN
Der Armeemarsch Nummer Sieben wird zwar nicht gespielt, und auch auf ein „Hoch auf den Kaiser“ will niemand einstimmen. Aber Kaiserwetter herrscht doch, als Ute Leupold bei ihrem Spaziergang mit launigen Details an die Übergabe des Kaiserbrunnens erinnert. Sonntagmittag im Kaiserstraßenviertel: Zum Tag des offenen Denkmals hat die Stadtführerin zur Führung eingeladen. Über 150 Menschen sind gekommen.
Leupold (55) schaut etwas verdutzt. „Ich hatte mit etwa 50 gerechnet, jetzt muss ich erst mal meinen Stimmverstärker aus dem Auto holen.“ Das Interesse an lokaler Geschichte, es ist wach wie lange nicht. „Der Brunnen war eigentlich gar nicht für Dortmund gedacht“, erzählt sie. „Ein Kölner Bildhauer hatte ihn 1902 für eine Industrieausstellung in Düsseldorf geschaffen.“
Das eigentliche Interesse des Rundgangs gilt den Villen im Quartier. „Während des industriellen Aufschwungs entwickelte sich das Viertel zur bevorzugten Wohnlage von Direktoren und Unternehmern.“ Ein Paradebeispiel ist die Villa des Bankiers Meininghaus an der Goebenstraße 14, 1903 errichtet, heute Konsulat der Republik Italien.
Der Bergbau findet sich in den Villen wieder
Lässig wehen die Trikolore und die Europaflagge an der Fassade des Gebäudes im Wind. „Schauen Sie mal auf die Straße“, sagt die Stadtführerin. „Da lugt das alte Kopfsteinpflaster schon wieder hervor.“ – „Manchmal sorgt die marode Infrastruktur der Stadt halt auch für historisches Flair“, scherzt ein Mittfünfziger.
Wie ein Demozug walzt die Gruppe über die Prinz-Friedrich-Karl-Straße. Ute Leupold zeigt Besonderheiten an den Hausnummern 36, 34, 14 und 3. Mal ist es der gelbliche Ruhrsandstein, dann die Verarbeitung von Muschelkalk. Beim Blick auf das Giebelfeld der Villa Friemann müssen die Spaziergänger ins Gegenlicht blinzeln – doch es ist gut zu erkennen, wie Architekt Ernst Marx eine Grubenlampe und eine Lore mit Figuren der griechischen Mythologie kombiniert hat. „Der Besitzer ist mit der Herstellung von Bergbauutensilien reich geworden, das ließ er in der Gestaltung durchblicken.“
Kurz, knackig, informativ
An Haus Nummer 46 öffnen sich die Türen. Hausherr André Engel (48) bittet die Gäste in kleinen Gruppen ein, zeigt das Entree der im Landhausstil mit Fachwerkelementen komplett sanierten Villa. „Ich fühle mich alten Gebäuden sehr verbunden“, sagt der Unternehmer, der eigentlich moderne Glasfaserkabel vertreibt. Benjamin Hagen (27) ist nach der Führung begeistert. „Jeder kennt ja dieses Viertel, doch die Details waren mir alle neu“, sagt der Dortmunder, der seit einigen Jahren in München lebt. „Kurz, knackig, informativ – so soll es sein.“