Eberhardt Gerbig hält mit dem Café-Restaurant An den Wasserbecken als Gastronom im Westfalenpark die Stellung.

Eberhardt Gerbig hält mit dem Café-Restaurant An den Wasserbecken als Gastronom im Westfalenpark die Stellung. © Oliver Volmerich

Gastronomie-Krise im Westfalenpark: „Die Familie hält uns aufrecht“

rnViele Leerstände

Mit dem „Spaten Garten“ hat eine weitere Gastronomie-Einrichtung im Westfalenpark geschlossen. Doch wie bewerten diejenigen, die im Park die Stellung halten, die Lage?

Dortmund

, 07.05.2022, 11:40 Uhr / Lesedauer: 2 min

Ein Kännchen Kaffee und Kuchen für die Eltern, Limo und Eis für die Kinder - solche Fotos aus dem Westfalenpark gibt es wohl in fast jedem Familienalbum in Dortmund. Doch die großen Zeiten der Park-Gastronomie scheinen vorbei zu sein, die Auswahl ist dünn geworden.

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Freitagnachmittag im Westfalenpark. Viele Spaziergänger genießen das fast schon sommerliche Wetter auf den Wegen im Park. An der Buschmühle, ein gastronomischer Traditionsort im Park, sind die Rollläden allerdings unten. Das „Schürmanns“, das hier zuletzt die Stellung hielt, ist ebenso wie der Seepavillon und der Club Daddy Blatzheim geschlossen.

Komplett verwaist ist der traditionsreiche Gastronomie-Standort an der Buschmühle im Westfalenpark.

Komplett verwaist ist der traditionsreiche Gastronomie-Standort an der Buschmühle im Westfalenpark. © Oliver Volmerich

Auch der ebenfalls von der Muto Heimatgastronomie betriebene „Spaten Garten“ als Ableger gleich neben dem Eingang Buschmühle wird in dieser Saison nicht öffnen - und das bei bestem Biergarten-Wetter. Das haben die Betreiber angekündigt. Personalmangel, lautet die Begründung.

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Ähnlich trostlos sieht es am Florianturm aus, wo sowohl das Turm-Café in 140 Metern Höhe als auch die Gastronomie auf den Turmterrassen seit Jahren dicht sind. „Zurzeit geschlossen“, steht mehrfach auf der Orientierungskarte zur Park-Gastronomie neben dem Turmeingang. „Aktuell nicht verpachtet“ vermeldet die Übersichtsseite des Parks zu mehreren Gastronomie-Betrieben.

"Zurzeit geschlossen" steht auf der Gastronomie-Karte des Westfalenparks neben mehreren Einträgen.

"Zurzeit geschlossen" steht auf der Gastronomie-Karte des Westfalenparks neben mehreren Einträgen. © Oliver Volmerich

Eberhardt Gerbig hält dagegen die Stellung. Seine Eltern haben schon zur Bundesgartenschau 1991 die Weinterrassen bewirtschaftet. Er selbst betreibt seit 22 Jahren das Café an den Wasserbecken im Herzen des Parks. Von der Außenterrasse mit 200 Plätze hat man einen schönen Blick auf Blumenrabatten, die Wiese mit der Seebühne und die dahinterliegende Hochofenkulisse von Phoenix-West.

Eis, Waffeln, Kaffee und kalte Getränk gehen an diesem Nachmittag gut. Das Café-Restaurant bietet aber auch eine umfangreiche Speisekarte. Gutbürgerliche Küche, sagt Gerbig. Pommes, Kaffee und Eis gibt es über den Außenverkauf auch zum Mitnehmen. Mit dem „To-Go-Geschäft“ ist der Betrieb durch die Corona-Zeit gekommen.

Glück mit treuem Personal

Das Erfolgsgeheimnis des Traditions-Standorts: „Wir sind hier eine Art Familienbetrieb“, sagt Eberhardt Gerbig. „Alle aus der Familie helfen mit. Das ist das, was uns aufrecht hält.“ Dazu komme seit Jahren treues und zuverlässiges Personal. Das, was in anderen Betrieben offensichtlich fehlt und nun nach Angaben der Betreiber auch zur Schließung des „Spaten Gartens“ geführt hat.

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Dass viele Traditionsbetriebe im Park geschlossen sind, findet auch Gerbig bedauerlich. „Es fehlt mindestens eine weitere große Gastronomie im Park“, sagt der 61-Jährige. Denn bei großem Andrang kommt er mit seinem Café-Restaurant an die Kapazitätsgrenzen. „Am Sonntag zum Frühlingsmarkt im Park sind wir komplett ausgebucht“, berichtet der Gastronom.

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Neben dem Café an den Wasserbecken gibt es ansonsten noch das kleine Viva-Café am Eingang Baurat-Marx-Allee, als größere Gastronomie das „Durchblick“ nahe dem Eingang Ruhrallee und das „Zimt und Zucker“.

Das kleine Terrassen-Café mit Kaffeespezialitäten und frischen Waffeln als besonderem Angebot liegt idyllisch an einem kleinen Teich zwischen Sonnensegel und Wasserbecken. 2021 hat Jan Wenning den Standort übernommen.

Jan Wenning betreibt seit 2021 das "Zimt & Zucker" im Westfalenpark - und ist zufrieden.

Jan Wenning betreibt seit 2021 das "Zimt und Zucker" im Westfalenpark - und ist zufrieden. © Oliver Volmerich

Es ist ein Saisongeschäft - und natürlich sehr wetterabhängig, stellt der junge Gastronom fest. Das sieht er auch als mögliche Erklärung, warum die Stadt sich so schwertut, neue Betreiber etwa für Turmterrassen und Buschmühle findet. Wenning selbst bietet an den Turmterrassen einen Kioskverkauf an, allerdings nur an den Wochenenden.

Westfalenpark sucht neue Pächter

Den Einstieg als Gastronom im Westfalenpark hat er trotz der besonderen Rahmenbedingungen nicht bereut. „Ich bin hier glücklich und zufrieden“, stellt Jan Wenning fest. Allerdings kann er die Personalprobleme in der Gastronomie nur bestätigen, „auch wenn es zurzeit funktioniert“. Per Aushang sucht Wenning ebenfalls nach neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

Der Westfalenpark indes ist auf der Suche nach neuen Pächtern für die leerstehenden Gastronomie-Betriebe. Auch der Betrieb des „Spaten Gartens“ wird neu ausgeschrieben, kündigt Westfalenpark-Leiterin Annette Kulozik an. Wer Interesse an der Ausschreibung hat, könnte sich bereits melden, entweder per E-Mail an westfalenpark@dortmund.de oder telefonisch unter (0231) 50 26 100.

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