
© Christian Marks
5 Tage, 5 Orte: Dortmunder reist mit Wohnmobil in Flutgebiete
Flutkatastrophe
Christian Marks aus Sölde hat seine Überstunden abgebaut – und damit keinen Urlaub gemacht. Stattdessen ist er kurz nach der Flutkatastrophe mit seinem Wohnmobil ins Rheinland gefahren.
Christian Marks ist „Arbeit gewohnt“, wie er sagt. Als den 48-Jährigen aus Sölde Mitte Juli die Nachrichten von den überschwemmten und zerstörten Flutgebieten erreichen, ist daher sein erster Impuls, vor Ort mit anzupacken.
Aus diesem Gedanken macht er schnell Ernst. „Ich hatte noch einige Überstunden offen und konnte mir fünf Tage frei nehmen“, sagt Christian Marks, der beim ADAC in Dortmund arbeitet. Seine Kollegen von der Flugbereitschaft hätten ihm bereits in den ersten Tagen von der verheerenden Flut berichtet, sagt er.

Die Zerstörung in Dernau ist erschütternd. © Christian Marks
Kurz darauf fängt Christian Marks an, sein Wohnmobil zu beladen – um seine Überstunden im Rheinland zu verbringen. Zwischen dem Tag des Starkregens (14.7.) und dem Tag, an dem Christian Marks mit seinem Wohnmobil abreist, liegt noch nicht einmal eine Woche. Dennoch schafft er es, vorher einige Spenden für seine Aktion zu sammeln.
Schlafsäcke, Schaufeln, eine Motorsäge und 400 Euro
„Ich habe dann einen WhatsApp-Status eingerichtet, in dem ich von meinem Plan berichtet habe“, sagt Christian Marks. Alle seine Kontakte – Freunde, Familie und Bekannte – erhalten den Aufruf, viele beteiligen sich.
Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Schlafsäcke, Zelte, Wasserkanister, Schaufeln und sogar eine Motorsäge packt Christian Marks in sein Wohnmobil. „Eine gute Freundin hat mir ganz viele Tüten mit Hygieneprodukten vorbereitet; mit Zahnbürste, Zahnpasta, Shampoo und Waschlappen beispielsweise“, sagt der 48-Jährige.

Familie und Freunde statten Marks vor der Abfahrt mit Verpflegung und Werkzeug aus, um vor Ort Hilfe zu leisten. © Christian Marks
Von einem Bekannten von der Bundeswehr bekommt er sogar Essenspakete – auch für sich selbst. Auch 400 Euro an Geldspenden kommen so zusammen. „Keine Klamotten“, betont Christian Marks – schon vor seinem Besuch ahnt er, dass Sachspenden dieser Art nur bedingt helfen.
So beladen macht er sich auf ins Katastrophengebiet. Mit dem Wohnwagen ein schwieriges Unterfangen: Viele Wege sind abgesperrt, die meisten der Orte, die er besucht, waren bei seiner Ankunft noch von der Außenwelt abgeschnitten.
Vom 20. Juli bis zum 24. Juli in die Flutgebiete
Am 20. Juli (Dienstag) reist Christian Marks in den Kreis Ahrweiler, zuerst nach Dernau, am zweiten Tag nach Rech. „Ich habe mich unterwegs immer informiert, wo es gerade am schlimmsten ist“, sagt er. Am dritten Tag geht es nach Altenberg, danach nach Kreuzberg.
Ab da verbringt er den Rest seiner Reise mit einer achtköpfigen Gruppe. „Zusammen hatten wir einiges an professionellem Equipment für die Arbeit, Pumpen beispielsweise“, sagt er.

In Altenahr war Christian Marks nur auf der Durchreise, doch auch hier wird das Ausmaß der Katastrophe sichtbar. © Christian Marks
„Die Leute in den Orten waren alle unglaublich freundlich“, berichtet Christian Marks. Mit „Schulterklopfen“ wird er in die Gemeinschaften vor Ort aufgenommen, er bekommt Essen und häufig auch Übernachtungsmöglichkeiten.
„Das ist mir besonders aufgefallen“, sagt er, „die Leute waren untereinander sehr vernetzt und wussten sofort, was wo gebraucht wurde.“
So ist er ständig im Einsatz. Die genauen Arbeitsabläufe kann Christian Marks nicht mehr einordnen. „Wir haben morgens angefangen zu arbeiten, sobald die Sonne aufging, und abends um 18 oder 19 Uhr aufgehört“, berichtet er. Strom und daher auch Licht gab es in den Gebieten kaum.
Währenddessen habe er „Tonnenweise Schlamm“ aus den Häusern vor Ort geschippt, auch die Beseitigung von Sperrmüll war eine Hauptaufgabe in den Tagen nach der Flut. Geschlafen hat er trotz dieser harten Arbeit nur wenig. „Wegen dem Lärm der Maschinen, aber man selbst war auch unruhig“, sagt er.

Fünf Tage lang arbeitet Marks durch. Vor allem der Schlamm und Sperrmüll aus den Ortschaften müssen entfernt werden. © Christian Marks
„Geldspenden sind jetzt das Vernünftigste“
Nachdem er am Samstag (24.7.) an seiner fünften Station – Ahrbrück – aushilft, wird auch Christian Marks zusammen mit den anderen privaten Helfern offiziell gebeten, die Flutgebiete zu verlassen. Die Zufahrtsstraßen zu den Ortschaften waren zu dem Zeitpunkt mit Freiwilligen Helfern verstopft, gleichzeitig wurden zusätzliche Rettungskräfte ins Gebiet gelassen.
„Ich wäre schon noch geblieben“, sagt Christian Marks, „aber nach fünf Tagen war ich auch körperlich extrem ausgelastet. Da lernt man auch seine eigenen Grenzen kennen.“
Auch die professionellen Rettungskräfte arbeiten im fünf-Tage-Turnus, berichtet Christian Marks, „also habe ich mich diesem am Ende angeschlossen“.
In ein paar Wochen, sagt er, möchte er sich wieder auf den Weg in die Orte machen, die er auf seiner Reise besucht hat. Diesmal nicht zum Schlamm schippen, sondern zum Wiederaufbau.
Möglichkeiten zur Spende
- Inzwischen gibt es zahlreiche Möglichkeiten, für Flutopfer zu spenden. Der Verein „Help – Hilfe zur Selbsthilfe e.V.“ sammelt beispielsweise Geld für die Regionen Bonn/Rhein-Sieg, das Ahrtal und den Rhein-Erft-Kreis. Infos auf www.help-ev.de/
- Auch die Hilfskräfte vor Ort brauchen noch Unterstützung. Die Mitarbeiter des ASB können auf diesem Konto unterstützt werden: Bank für Sozialwirtschaft; IBAN: DE22 3702 0500 0001 2424 03; BIC: BFSWDE33XXX; Stichwort: Hochwasser NRW.
- Laut Christian Marks sei es auch möglich, sich an die Bürgerbüros der betroffenen Orte zu wenden. „Auf vielen sozialen Medien ist es auch möglich, mit Betroffenen direkt in Kontakt zu treten“, sagt er.
Mit den Menschen, die er im Rheinland getroffen hat, steht er jetzt im engen Kontakt, auch Freundschaften haben sich so gebildet. Er appelliert: „Was jetzt vor allem hilft, sind Geldspenden. Das ist das Vernünftigste, um die Menschen vor Ort zu unterstützen.“
Eine Bekannte vom DRK habe ihm bereits von einer Sammelstelle am Nürburgring berichtet, in der „viel zu viele Sachspenden“ gelandet wären. „Das ist zwar müßig, aber man sollte darauf achten, dass die Spenden der einzelnen Organisationen auch wirklich bei den Leuten ankommen und gebraucht werden“, sagt er.