
© Aennnchen Transporte
Anna Wilhelms (25) fährt täglich mit ihrem Lkw in die Flutgebiete
Flutkatastrophe
Anna Wilhelms fährt während der Arbeit für ihr Transportunternehmen aus Schwerte regelmäßig ins Rheinland. Aktuell verbindet die Dortmunderin die Fahrt mit der Übergabe von Sachspenden.
Anna Wilhelms fährt täglich mehrere hundert Kilometer mit ihrem Lkw. Die Fracht ist dabei unterschiedlich: Tierfutter, Ernte – vom Feld oder aus dem Lager –, aber auch Steine, Kies, Kalk oder Schrott werden bei ihren Fahrten von A nach B gebracht.
Seit einigen Tagen fährt sie zusätzlich auch mit Hochdruckreinigern von ihrem Betrieb „Aennchen Transporte“ in Schwerte in den Süden NRWs. „Nächste Woche werden es vielleicht Bautrockner oder Trockengebläse sein“, vermutet die 25-Jährige, die auf dem Höchsten in Hörde aufgewachsen ist. Sie gibt die Sachspenden vom Frachtraum ihres Lkw in die Hände der Menschen, die von der Flut am stärksten betroffen sind.
„Ich fahre aktuell sowieso schon täglich ins Rheinland, das ist meine normale Arbeitsroute“, sagt Anna Wilhelms.
Durch ihre Arbeit ist Logistik und Planung ihr zweites Standbein. „Wir schauen im Berufsalltag schon, dass wir keine Leerfahrten unternehmen. Wenn ich beladen ins Rheinland fahre, komme ich auch immer beladen zurück“, sagt die Unternehmerin. „Das ist auch klimatechnisch am sinnvollsten.“

Am Donnerstag (22.7.) bringt Anna Wilhelms 6 Hochdruckreiniger nach Bad Münstereifel. Die Stadt wurde durch die Flut massiv beschädigt. © picture alliance/dpa
Jetzt werden ihre Fahrten mit Spenden verbunden: „Wir stehen in ganz engem Kontakt mit den Menschen vor Ort und können direkt Absprache halten, was gerade wo gebraucht wird“, betont Anna Wilhelms.
Geldspenden werden in das investiert, was akut gebraucht wird
Der Kontakt zu den Menschen in den Überflutungsgebieten wird auch durch Birgit Küpper aufrecht erhalten. Die Sattlerin ist eine gute Bekannte von Anna Wilhelms und lebt in Simmerath im Kreis Aachen. Auch hier hat die Flut mit voller Wucht zugeschlagen, Birgit Küpper ist selbst von der Flut betroffen. Kurzerhand eröffnete Küpper vor zwei Tagen ein Spendenkonto.
In ihren Videoaufrufen erklärt sie: „Die Spenden werden von uns in Ware umgesetzt, von der wir wissen, dass sie aktuell vor Ort gebraucht werden. Das sind aktuell Hochdruckreiniger, aber wenn ich von den Menschen vor Ort kontaktiert werde, die sagen, dass beispielsweise Abzieher und Besen gebraucht werden, dann werden wir auch das liefern.“
Hier werden Spenden angenommen:
- Spenden für die Aktion können per Paypal überwiesen werden: mail@saddleshop-aachen.de.
- Geldspenden, betont Anna Wilhelms, seien bei der Hilfaktion am Sinnvollsten. Wer allerdings einen Hochdruckreiniger, Bautrockner oder ein Trocken- oder Heizgebläse abgeben möchte, kann das ehrenamtliche Team per Mail kontaktieren: anna@frachtente.de.
- Städte, die zwischen Dortmund und dem Rheinland liegen, können für Sachspenden angefahren werden.
Wilhelms und Küpper kennen viele Menschen aus den Hochwassergebieten: Aus Vicht, Zweifall, Stolberg, Simmerath oder Bad Münstereifel beispielsweise. „Viele dieser Dörfer sind aktuell immer noch von der Außenwelt abgeschnitten und in der Medienlandschaft gar nicht mal so präsent“, sagt Anna Wilhelms.

Vicht ist eines der Dörfer, in denen die Bewohner immer noch auf sich allein gestellt sind. Vergangene Woche ist hier der Vichtbach über die Ufer getreten und hat eine Brücke beschädigt. © picture alliance/dpa
„Beispielsweise verband Vicht und Stolberg früher eine Brücke, aber diese existiert jetzt nicht mehr. Die Flut hat sie einfach mitgerissen.“
Viele Gebiete sind immer noch nicht erreichbar
Die Menschen seien in diesen Gebieten daher auf sich allein gestellt. Gerade deswegen ist der direkte Kontakt mit den Menschen vor Ort so wichtig, betont die Dortmunderin. „Je kürzer die Kommunikationswege sind, desto besser“, sagt sie.
Dadurch würden sie und ihr Team auch Sachspenden vermeiden, die vor Ort schlichtweg nicht gebraucht werden. „Solche Spenden sind bestimmt lieb gemeint, aber man muss vor der Spende auch wissen, was gebraucht wird“, sagt die 25-Jährige.
Die Lieferung der Hochdruckreiniger, die sie mit ihren Fahrten verbindet, werden eingesetzt, um den eintrockneten Schlamm vom Hab und Gut der Flutopfer zu entfernen. Innerhalb von zwei Tagen konnte das dreiköpfige Team von Birgit Küpper, Silke Klimt und Anna Wilhelms bisher 17 Hochdruckreiniger organisieren, teilweise konnten sie Mengenrabatte an einzelnen Baumärkten ausmachen.

Der Schlamm, den die Flut gebracht hat, trocknet in den Überflutungsgebieten inzwischen ein und wird steinhart. Hochdruckreiniger sind daher aktuell eine große Hilfe - aber im Rheinland selbst nicht mehr zu bekommen. © Saddleshop-Aachen
„Wir geben auch unser Bestes, die Spendenübergaben zu dokumentieren“, sagt Anna Wilhelms. Um ihren Spendern gegenüber Transparenz zu zeigen – und um sicherzustellen, dass die Hilfe auch ankommt.