Feuerwehr musste adipösen Patienten per Kran aus der Wohnung heben - und wieder zurück
Ungewöhnlicher Einsatz
21 Retter waren in Lütgendortmund im Einsatz – gleich zweimal: Ein 54-Jähriger musste per Kran aus seiner Wohnung und wieder zurück gehoben werden. Er ist adipös und hofft auf Besserung.

21 Einsatzkräfte waren an der Holtestraße im Einsatz. © Feuerwehr Dortmund
Dass übergewichtige Patienten mit dem Kranwagen über Fenster oder Balkone aus ihrer Wohnung gehoben und per Schwerlast-Rettungswagen ins Krankenhaus gefahren werden müssen, kommt vor. „Ich habe es im vergangenen Jahr viermal erlebt“, sagt Feuerwehr-Sprecher Andreas Pisarski. Dass ein Patient über denselben Weg wieder zurück gebracht wird, ist allerdings äußerst ungewöhnlich. Genauso lief es aber nun bei einem Dortmunder.
Ehemaliger Kraftfahrer bringt 230 Kilo auf die Waage
Der 54-jährige ehemalige Kraftfahrer leidet an Adipositas, wie er gegenüber Sat.1 erzählt hat. Obwohl er im vergangenen Jahr schon über 100 Kilo abgenommen habe, bringe er immer noch rund 230 Kilo auf die Waage. Gehen falle ihm schwer, Treppen steigen sei ihm nicht möglich.
Als es vor gut zehn Tagen zu einem akuten Notfall kam, war es für die Feuerwehr deshalb nicht anders möglich, als ihn über den Balkon seiner Wohnung an der Holtestraße in Lütgendortmund zu bergen. Schon der ersten Einsatz gestaltete sich überraschend kompliziert.
Viele Einsätze mit Schwerlast-Rettungswagen
„Ein klassischer Rettungswagen mit Trage erreicht seine Grenze bei 180 Kilo“, sagt Feuerwehrsprecher Andreas Pisarski. „Deshalb halten wir Schwerlast-Rettungswagen vor, die auch richtige Betten transportieren können.“ Rund 200 Einsätze hat die Feuerwehr Dortmund damit im vergangenen Jahr gefahren, 14 davon aufgrund von akuten Notfällen.
Doch in diesem speziellen Fall gestaltete es sich schwierig, den Patienten überhaupt bis zum Rettungswagen zu bekommen. Erst stellte sich heraus, dass ein Transport durchs Treppenhaus nicht möglich war. Also bestellten die Einsatzkräfte den Teleskopmast nach - durch die örtlichen Gegebenheiten war es ihnen jedoch nicht möglich, ihn so aufzustellen, dass der Balkon ordentlich angefahren werden konnte. Ein Transport des Patienten über die Balkonbrüstung wäre zu gefährlich gewesen.
An dieser Stelle kamen die Spezialeinheit Bergung und die Höhenretter ins Spiel. Sie montierten einen Personen-Transportkorb an einen Kranwagen, demontierten teilweise die Balkonbrüstung und konnten den Patienten auf diesem Weg sicher aus seiner Wohnung im ersten Obergeschoss bringen.
Für 54-Jährigen steht neue Operation an
21 Einsatzkräfte waren bei dem Einsatz vor Ort. Und am Mittwoch (16. 1.), als der Lütgendortmunder aus dem Krankenhaus nach Hause gebracht wurde, waren erneut 20 Feuerwehrleute im Einsatz. „Jeder Patient wird nach unseren Möglichkeiten bestmöglich versorgt. Dazu sind wir auch rechtlich verpflichtet“, kommentiert Andreas Pisarski den außergewöhnlich aufwändigen Einsatz. Wer dafür zahlt? „Die Kosten werden der Krankenkasse in Rechnung gestellt“, so Pisarski.
Der an Adipositas erkrankte 54-Jährige, der sich nach einer Erdgeschosswohnung umsehen will, möchte indes weiter abnehmen, wie er gegenüber Sat.1 sagte. Nach mehreren bereits erfolgten Operationen stehe bald eine weitere OP an - er wolle sich ein Magenband einsetzen lassen.
Gegenüber unserer Redaktion wollte sich der Mann nicht weiter äußern. Nur so viel: Er gebe die Hoffnung nicht auf, dass es ihm irgendwann wieder besser gehe.