Wie die Höhenretter und Bergungsspezialisten der Feuerwehr Schwergewichte retten

Wie die Höhenretter und Bergungsspezialisten der Feuerwehr Schwergewichte retten

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Dass schwer übergewichtige Patienten mit XXL-Tragen und Schwerlast-Rettungswagen transportiert werden, kommt häufiger vor. Jetzt seilte die Feuerwehr einen Mann mit Kran und Spezialkorb ab.

Bövinghausen

, 09.08.2018, 16:15 Uhr / Lesedauer: 2 min

Der Rettungsdienst wird zu einem Einsatz in Bövinghausen gerufen. Schnell steht fest: Der Patient, ein 49 Jahre alter Mann, muss im Krankenhaus behandelt werden. Bis dahin ein ganz normaler Einsatz. Doch dann wird es kompliziert, denn der Patient ist stark übergewichtig. Und er wohnt im Dachgeschoss eines Mehrfamilienhauses in der Zechensiedlung, mit engen Fluren und schmalen Treppen.

In dem Fall von Mittwochabend forderte der Notarzt die Unterstützung der Feuerwehr an. Die Höhenretter fanden gemeinsam mit Bergungs-Experten eine ganz spezielle Lösung. Der unter akuten Kreislaufbeschwerden leidende Patient wird mit Feuerwehrkran und Personentransportkorb aus der Wohnung geholt.

Rettung war nur durch das Fenster möglich

„Es war klar, dass wir ihn nicht durch das Treppenhaus tragen konnten“, sagt Feuerwehr-Sprecher Andreas Pisarski. Die einzige Möglichkeit war der Transport durch das Fenster im Dachgeschoss.

Die Drehleiter konnte die Feuerwehr dafür nicht nutzen. Das Fenster war zu weit von der Straße entfernt, so dass der Drehleiterkorb Übergewicht bekommen hätte. Der große Teleskopmast der Feuerwehr, der auch extremes Gewicht bis zu einer Höhe von 54 Metern stemmen kann, fiel ebenfalls aus; er wird derzeit repariert.

Die Einsatzkräfte holten den schweren Patienten schließlich mit dem Kran und einem speziellen Personentransportkorb aus seiner Wohnung. Dafür betteten die Höhenretter von der Feuerwache 4 in Hörde den 49-Jährigen zunächst in eine Schleifkorbtrage um, ein stabiles Rettungsgerät aus dem Bergbau, in dem der Patient sicher liegt.

Bergungs-Spezialisten kümmerten sich um den Mann

Die Spezialeinheit Bergung der Feuerwache 1 (Mitte) brachte vor dem Haus in der Uranusstraße den Feuerwehrkran in Stellung und beförderte damit den Transportkorb vor das Dachfenster. Dort übergaben die Retter den Patienten in seiner Trage durch das Fenster.

Am Boden übernahm dann der Rettungsdienst. Nach einer weiteren Versorgung im feuerwehreigenen Schwerlast-Rettungswagen (SRTW) wurde der 49-Jährige in die Städtischen Kliniken gebracht. Um 21 Uhr war der Einsatz beendet. 23 Einsatzkräfte der Feuerwehr und des Rettungsdienstes waren für die Aktion vor Ort.

Fenster für 300-Kilo-Frau zersägt

Normalerweise laufen Rettungen und Transporte von außergewöhnlich massigen Patienten weniger spektakulär. Rettungsdienste und Krankenhäuser sind mittlerweile auf diese Klientel eingestellt. So kann der Spezial-RTW bis zu 380 Kilogramm schwere Menschen mit einer Hydraulik-Hebebühne einladen und transportieren.

Wie viele Kilos der Patient aus Bövinghausen auf die Waage brachte, möchte die Feuerwehr nicht mitteilen. Dokumentiert ist aber ein Fall, bei dem die Einsatzkräfte für die Rettung einer 300 Kilo schweren Frau per Kran ein Fenster mit der Kettensäge vergrößern mussten.

Knapp 200 Einsätze hat die Feuerwehr mit ihrem Schwerlastrettungswagen in diesem Jahr bereits gefahren. „Dazu gehören aber auch planbare Einsätze, beispielsweise Fahrten zur Dialyse“, erklärt Feuerwehrsprecher Pisarski. Nur 14 Fahrten erfolgten aufgrund von Notfällen. Im vergangenen Jahr waren es insgesamt 180 Einsätze, davon 21 in akuten Fällen.

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