
Die ersten Beschäftigten in Dortmund dürfen wegen der Impfpflicht bald nicht mehr zur Arbeit gehen (Symbolbild). © dpa
Erste Dortmunder Impf-Verweigerer dürfen bald nicht mehr zur Arbeit gehen
Impfpflicht im Gesundheitswesen
Seit März gilt für Beschäftigte im Gesundheitswesen die Corona-Impfpflicht. Doch immer noch fehlt in Dortmund von Hunderten Betroffenen der Impf-Nachweis. Für die ersten hat das bald Konsequenzen.
Als für die Mitarbeiter von Dortmunds Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen und anderen Einrichtungen des Gesundheitswesens die Corona-Impfpflicht in Kraft trat, meldeten die Einrichtungen dem Gesundheitsamt ab Mitte März rund 1150 Beschäftigte, die noch keinen Impf-Nachweis erbracht hatten.
Doch die Impfpflicht griff nicht sofort: Zuerst wurden alle Impf-Verweigerer vom Amt angeschrieben, fehlende Nachweise eingefordert und überprüft, Anhörungen von Beschäftigten und Arbeitgebern abgehalten. Nach Angaben der Stadt haben auf diesem Wege inzwischen etwas mehr als 40 Prozent der Betroffenen (491 Beschäftigte) einen vollständigen Nachweis erbracht.
Ein Drittel der Ungeimpften arbeitet in Krankenhäusern
Bleiben 673 im Gesundheitswesen tätige Beschäftigte, die immer noch nicht nachweisen können, dass sie durch Impfung oder Infektion gegen das Coronavirus immunisiert wurden. Sie sind über die ganze Stadt verteilt. Laut Gesundheitsamt arbeiten sie in insgesamt 166 unterschiedlichen Einrichtungen.
Rund ein Drittel von ihnen (211) arbeitet in 16 Krankenhäusern, wobei dazu auch Mitarbeiter aus patientenfernen Berufen wie Techniker, Hausmeister oder Pförtner gehören.
In den Pflegeheimen der Stadt arbeiten aktuell noch 82 Menschen ohne vollständigen Impfnachweis, verteilt auf 50 Einrichtungen. Bei den ambulanten Pflegediensten sind es 96 Betroffene, verteilt auf 39 Arbeitgeber. Viel gebündelter sind sie in einigen Rettungsdiensten in Dortmund: Laut Zahlen der Stadt gibt es in drei nicht näher genannten Diensten 67 Impf-Verweigerer.
Keiner der 673 „Vorgänge“ gegen Impf-Verweigerer sei bisher abgeschlossen, schreibt die Stadt auf Anfrage unserer Redaktion, es laufe noch die Prüfung. Doch das soll sich bald ändern: „Der Abschluss einiger Fälle steht kurzfristig an, daher sind erste Betretungsverbote in den nächsten Wochen zu erwarten“, schreibt die Stadt.
Dann können die ersten Impf-Verweigerer nicht mehr an ihrer Arbeitsstätte arbeiten. Bei einigen der großen Akteure des Dortmunder Gesundheitswesens löst diese Nachricht jedoch keine Schrecken aus.
Bei den städtischen Seniorenheimen - mit acht Pflegeeinrichtungen und rund 1000 Mitarbeitern der größte Anbieter seiner Art in Dortmund - sieht man etwaigen Betretungsverboten entspannt entgegen.
Betretungsverbot würde „keine größeren Probleme“ machen
Dort gebe es lediglich neun Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ohne Grundimmunisierung, die viel Kontakt mit Bewohnern haben, sagt Geschäftsführerin Elisabeth Disteldorf auf Anfrage: Bekämen sie ein Betretungsverbot, „würde das uns nicht vor größere Probleme stellen“.
Bei der Caritas, die in Dortmund sieben Altenpflegeeinrichtungen betreibt, sind aktuell 23 der 900 Mitarbeiter nicht geimpft, wobei darunter auch Beschäftigte aus patientenfernen Abteilungen sind.
Der Caritas machen nicht die eventuell bevorstehenden Betretungsverbote Sorgen, sondern eher die wieder steigenden Infektionszahlen in Dortmund, von denen auch geimpfte Mitarbeiter betroffen seien. Diese Ausfälle zu kompensieren, stelle die Caritas vor „enorme Herausforderungen“, so Kirsten Eichenauer, Chefin der stationären Altenhilfe.
Auch beim Klinikum Dortmund sind Impf-Verweigerer derzeit „kein Thema“, so eine Sprecherin. Die Impfquote unter den rund 4600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des größten Krankenhauses der Stadt liege bei 99 Prozent. Noch besser sieht es beim Klinikum Westfalen aus. Unter den rund 2800 Mitarbeitern seiner vier Standorte (zu dem auch die Knappschaftskrankenhäuser in Brackel und Lütgendortmund gehören) seien lediglich acht Ungeimpfte - eine Impfquote von über 99,7 Prozent, so eine Sprecherin.
Solch eine Quote wünscht sich die Chefin der Caritas-Altenpflege Eichenauer auch für die Allgemeinbevölkerung (aktueller Stand in Dortmund: 82 Prozent): „Wir sprechen uns für eine allgemeine Impfpflicht aus! Es darf nicht sein, dass nur einzelne Berufsgruppen die Pandemie bekämpfen.“
1984 geboren, schreibe ich mich seit 2009 durch die verschiedenen Redaktionen von Lensing Media. Seit 2013 bin ich in der Lokalredaktion Dortmund, was meiner Vorliebe zu Schwarzgelb entgegenkommt. Daneben pflege ich meine Schwächen für Stadtgeschichte (einmal Historiker, immer Historiker), schöne Texte und Tresengespräche.
