
Demnächst sollen wegen der Impfpflicht im Gesundheitswesen die ersten Betretungsverbote gegen Impf-Verweigerer unter Klinik-Beschäftigten ausgesprochen werden. Unser Autor Thomas Thiel sieht das Problem aber woanders. © dpa/Pietsch
Die Impfverweigerer in Kliniken sind nicht das Problem
Meinung
Bald sollen die ersten Impf-Verweigerer im Dortmunder Gesundheitswesen nicht mehr zur Arbeit gehen dürfen. Das ist zwar richtig - aber eigentlich bräuchten wir etwas anderes, findet unser Autor.
Die ersten Betretungsverbote gegen Dortmunder Impf-Verweigerer stehen bevor - dreieinhalb Monate nach dem Inkrafttreten der Impfpflicht im Gesundheitswesen. Dazu war mein erster Gedanke: „Was, die dürfen immer noch ganz normal in Kliniken und Altenheimen arbeiten? Skandal!“
Doch dieser Gedanke ist falsch. Wir leben - zum Glück! - in einem Rechtsstaat, da müssen so weitreichende Entscheidungen wie ein De-facto-Berufsverbot ganz genau geprüft werden. Das braucht Zeit.
Außerdem ist das nicht das eigentliche Problem: Klar, die kranken und ältesten Menschen unserer Gesellschaft müssen besonders geschützt werden. Aber in den meisten Dortmunder Kliniken und Pflegeheimen wird die Impfquote bei 99 Prozent und mehr liegen. Und die paar Beschäftigten, die nicht geimpft werden, müssen sich täglich testen, teilweise mit PCR-Tests. Und alle tragen die ganze Zeit Masken.
Nein, das Problem sind wir anderen, der Rest der Gesellschaft. Dortmunds Impfquote liegt bei 82 Prozent, bundesweit sind es sogar nur 76 Prozent. Das ist zu wenig.
Zwar schützt eine Impfung gefühlt kaum noch gegen eine Infektion durch das mutierte Virus - doch verringert sie das Risiko eines schweren Verlaufs immer noch sehr gut.
Also: Wer sich impfen lässt, verringert den Druck auf die Kliniken. Und wer sich regelmäßig testen lässt, kann im Falle einer Infektion die Zahl der von ihm oder ihr angesteckten Personen reduzieren.
Lassen Sie uns beides tun. Nur dann lösen wir dieses Problem.
1984 geboren, schreibe ich mich seit 2009 durch die verschiedenen Redaktionen von Lensing Media. Seit 2013 bin ich in der Lokalredaktion Dortmund, was meiner Vorliebe zu Schwarzgelb entgegenkommt. Daneben pflege ich meine Schwächen für Stadtgeschichte (einmal Historiker, immer Historiker), schöne Texte und Tresengespräche.
