
© Jörg Bauerfeld (A)
Erst testen, dann essen: Dortmunds Gastronomie reagiert auf 2G-Plus
Verschärfte Corona-Regeln
Die Corona-Regeln für Restaurants, Bars, Cafés und Gaststätten sind ab Donnerstag (13.1.) verschärft. Glücklich kann sich schätzen, wer eine Teststation vor der Tür hat. In Dortmund gibt es das.
Es hatte sich schon in der Vorwoche angekündigt. Mit Blick auf die wachsende Omikron-Welle gelten in Nordrhein-Westfalen und damit auch in Dortmund ab Donnerstag (13.1.) schärfere Corona-Regeln für die Gastronomie: In Restaurants, Bars, Cafés und Gaststätten gilt ab Donnerstag (13.1.) 2G-Plus (vollständig geimpft oder genesen plus Schnelltest) – außer man ist als Gast geboostert. Dann braucht man keinen Test.
Die harte Corona-Regel trifft vor allem die Gastronomen, die keine Teststation in unmittelbarer Nähe haben. Sie können zwar ihre Gäste selbst unter Aufsicht testen, doch die Frage ist, wie viele Gäste vor dem Essen noch einen Corona-Test machen wollen. Schon die Vorlage des Impf-Nachweises ist manchen Gästen lästig.
Günther Overkamp von der gleichnamigen Gastronomie an der Wittbräucker Straße trifft die Verschärfung nicht so hart wie andere. „Unsere Gäste sind zu 99 Prozent geboostert, und wir haben eine Teststation für Bürgertestungen. Das funktioniert gut.“
Andere treffen Verschärfungen härter
Seit Oktober gibt es bei Overkamp die fremdbetriebene und von außen begehbare Teststation. Etwa 100 bis 150 Menschen nutzen sie täglich. Nicht alle sind Gäste von Overkamp.
Der Overkamp-Chef weiß aber aus Gesprächen mit Kollegen, dass die neue 2G-Plus-Regel andere Gastronomen härter trifft. „Bei manchen, die eher getränkelastig sind, ein jüngeres Publikum haben oder in anderen Stadtgebieten liegen, tun sich Riesenprobleme auf.“ Das gelte auch für den ländlichen Raum von Westfalen, wo bislang relativ wenig Gäste geboostert seien.
Doch auch Overkamp leidet unter den Corona-Beschränkungen: „Es gibt zurzeit keine einzige Veranstaltung, weder privat noch geschäftlich.“ Die Menschen seien verunsichert, auch bei Trauerfeiern, an denen man unbegrenzt teilnehmen dürfe. Overkamp: „Bei Beerdigungen kommen nur noch acht Personen, wo sonst 60 bis 70 sitzen könnten.“
Jägerheim hat Teststation wieder angefragt
Auch das Jägerheim in Wellinghofen hatte im vergangenen Jahr von Frühjahr bis Spätsommer eine Teststation vor der Tür. „Wir haben das wieder angefragt“, berichtet Jägerheim-Chefin Miriam Hoffmann auf Anfrage, „doch das ist noch in Bearbeitung beim Gesundheitsamt, das die Teststelle freigeben muss.“
Für die neue Regelung gebe es zu wenig Teststellen, sagt Miriam Hoffmann, und das Gesundheitsamt brauche Zeit, um neue Teststellen zu genehmigen. Bis es beim Jägerheim so weit ist, will die Gastronomin übergangsweise die mit der neuen Corona-Schutzverordnung eingeräumte Möglichkeit nutzen, ihre Gäste im Jägerheim selbst den Test unter Aufsicht machen zu lassen. „Irgendwie muss es ja weitergehen“, sagt sie.
Gäste zu etwa zwei Dritteln geboostert
Auch ihre Gäste seien zu etwa zwei Dritteln geboostert, schätzt sie. Viele seien aber durch die immer wieder neuen Regeln irritiert. Auch sie als Gastronomin müsse sich die Informationen immer selbst beschaffen: „Das ist nicht im Sinne des Erfinders.“
Auch wenn er selbst mit seinem Betrieb durch die Pandemie kommt, glaubt Günther Overkamp, dass viele Gastronomen die immer wieder neuen Corona-Beschränkungen auf Dauer wirtschaftlich nicht überleben werden. „Es werden viele gastronomische Angebote verloren gehen. Klassische, individuelle Gastronomie wird es kaum noch geben“, prophezeit er.
Stellvertretende Leiterin der Dortmunder Stadtredaktion - Seit April 1983 Redakteurin in der Dortmunder Stadtredaktion der Ruhr Nachrichten. Dort zuständig unter anderem für Kommunalpolitik. 1981 Magisterabschluss an der Universität Bochum (Anglistik, Amerikanistik, Romanistik).
