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Corona in Schulen: „Eltern geben Jobs auf, um ihre Kinder zu unterrichten“
Elternvertreter
Ist es verantwortbar, Schülerinnen und Schüler der Gefahr einer Corona-Ansteckung auszusetzen? Elternvertreter aus Dortmund sagen: Schule muss pandemiesicher werden - und berichten von dramatischen Fällen.
Die Zahl der Coronavirus-Infektionen unter Schülerinnen und Schülern steigt. Schon jetzt liegen die Inzidenzen bei den Sechs - bis Zehnjährigen und den Elf- bis 15-Jährigen über der 500er-Marke. Gesundheitsamt-Chef Dr. Frank Renken erwartet in den nächsten Wochen sogar Inzidenzen von bis zu 3000. Wie sinnvoll ist es da, Kinder in die Schulen zu schicken?
Es dürfe „keine Option ausgelassen werden, um Schulen sicherer zu gestalten“, betont die Landeselternsprecherin Anke Staar auf Anfrage dieser Redaktion. Der Präsenzunterricht sei ein wichtiger Faktor für die sozialen Kontakte. Das Ziel sei es, erneute Ausfälle zu vermeiden. „Schule muss pandemiesicherer gemacht werden“, sagt Staar.
Großer Unmut unter Eltern
Währenddessen sitzen Schülerinnen und Schüler in vollen Klassen und lüften bei Temperaturen knapp über null. Und der Faktor, der Sicherheit bringen sollte, sorgt nach den Weihnachtsferien für Chaos: „Die Pooltests laufen nicht wie erhofft, da Ergebnisse zum Teil zu spät ankommen und die Schüler infiziert nebeneinandersitzen“, sagt Anke Staar. Die Labore würden nicht hinterherkommen und die Politik zu wenig machen.
Bei den Eltern würden „große Unmutswellen“ ausbrechen, berichtet die Landeselternsprecherin. „Sie haben Angst, dass sich die Kinder infizieren, besonders die mit Vorerkrankung“, sagt Staar. Nicht alle Kinder könnten geimpft werden. „Diese Eltern geben zum Teil Jobs auf, um das Kind zu Hause zu unterrichten.“ Dabei gebe es nicht einmal Unterstützung für die Beschaffung von FFP2-Masken.
„Übergangslösung unvermeidbar“
Der Stadtelternvorsitzende für Dortmund Sebastian Otten äußert sich zu der schwierigen Lage und stellt klar: „Eine Übergangslösung ist unvermeidbar.“ Er persönlich fände eine Aufteilung der Klassen sinnvoll. Die sozialen Kontakte wären weiterhin in Freizeitbereichen möglich. Auch Otten beklagt sich über fehlende Schnelltests und zu lange Wartezeiten auf PCR-Ergebnisse.
Die Schulpflegschaftsvorsitzende Gabriele Tok vom Immanuel-Kant-Gymnasium berichtet, dass die Meinungen der Eltern zurzeit zweigeteilt seien. Die einen beklagten sich über den Zustand in Schulen und wünschten sich Alternativen. Es sei ein zu hohes Infektionsrisiko in den Klassen.
Andere Eltern würden sich klar dazu bekennen, dass der Präsenzunterricht wichtig sei und es bereits „Schäden im Sozialverhalten und der Entwicklung einzelner Schüler gibt, die nicht wegzudiskutieren sind“. Sie und ihre Kinder seien „einfach froh über die Normalität“.
„Kein Miteinander mehr gehabt.“
Gabriele Tok sagt, sie persönlich finde Unterricht besser in der Schule. Nach dem letzten Jahr „waren alle froh, wieder zur Schule gehen zu dürfen“. Und durch die Schutzmaßnahmen mit Maske tragen, Lüften, Hände waschen und desinfizieren sei das vertretbar. Die Schüler hätten 2021 „kein Miteinander mehr gehabt“. Das habe das Sozialverhalten verändert.
Tok fände einen hybriden Unterricht angemessen. Angst habe sie nicht speziell durch die Schule. „Die Angst schwingt auch beim Einkaufen mit“, sagt die Schulpflegschaftsvorsitzende. Die Alternative sei, nicht mehr vor die Tür zu gehen. Ihre Tochter sei froh, dass sie in der Schule sei - und nicht im Homeschooling.