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Chaos um Pool-Tests: Kinder wurden fahrlässig in Gefahr gebracht
Meinung
Die Omikron-Welle belastet auch die Dortmunder Schulen. Viele Pooltests fielen zum Schulstart positiv aus. Viele Betroffene erfuhren davon aber erst, als die Kinder schon im Klassenzimmer saßen.
Es war tatsächlich ein Chaos mit Ansage. Statt Sicherheit stifteten die Lollitests an Dortmunder Schulen zum Schulstart nach den Weihnachtsferien eher Chaos und Verwirrung - und sogar die Gefahr von Infektionen.
Der Reihe nach: Seit Monaten sind Lollitests geübte Praxis an den Grundschulen. Teststäbchen von Schülerinnen und Schülern werden dabei in einem Pool gesammelt und ausgewertet. Ist der Pool positiv, werden die betroffenen Kinder einzeln untersucht. Der Vorteil: Die PCR-Tests sind wesentlich sicherer und aussagekräftiger als die üblichen Schnelltests. Der Nachteil: Die Auswertung im Labor braucht Zeit.
Um zumindest ein bisschen Zeit zu gewinnen, werden nun in den Schulen an einem Tag gleich zwei Lollitests pro Kind gemacht. So können Einzeltests im Falle eines positiven Pools sofort nachuntersucht und das mit Corona infizierte Kind schnell ausfindig gemacht werden. Man wolle damit „Kindern unnötige Tage in häuslicher Isolation ersparen“, erklärte NRW-Bildungsministerin Ivonne Gebauer.
Überlastete Labore
Doch gleich zum Auftakt ging das gründlich schief. Denn die Labore waren mit der Vielzahl an Tests offensichtlich so überlastet, dass die Pool-Ergebnisse zum Schulbeginn am Dienstag oft noch nicht vorlagen.
Viele Eltern erfuhren vom positiven Pool-Ergebnis in der Klasse ihrer Kinder erst, als diese schon ein oder zwei Schulstunden miteinander - und damit wahrscheinlich auch mit dem infizierten Kind - verbracht hatten. Nun mussten Eltern innerhalb kurzer Zeit ihre Kinder aus der Schule abholen, was vor allem Berufstätige vor Probleme stellte.
Das Problem kam nicht überraschend, sagen Experten. In der Tat war den Eltern schon im Vorfeld mitgeteilt worden, „dass das erhöhte Testaufkommen bei den Laboren zu Verzögerungen in der Pool- und Einzeltest-Ergebnisübermittlung führen kann“.
Das heißt übersetzt eigentlich: Man hat billigend in Kauf genommen, dass Kinder trotz positiven Tests am Dienstag wieder in die Schule gehen und möglicherweise andere infizieren.
Warum hat man nicht durch einen angepassten Schulbetrieb reagiert? Eine Möglichkeit wäre gewesen, die Grundschule nach den Ferien versetzt beginnen zu lassen - also für zwei von vier Jahrgängen erst am Dienstag, um die Zahl der Proben, die zu verarbeiten sind, zu reduzieren. Oder man hätte den Unterricht am Dienstag später beginnen lassen können, um den Laboren mehr Zeit für die Auswertung der Pooltests zu geben.
Wenn den Verantwortlichen die Schulpflicht so heilig ist, sollten sie mehr Kreativität und Flexibilität zeigen, um einen sicheren Schulbetrieb zu ermöglichen. Mit diesem Chaos zum Schulstart haben sie viele Kinder angesichts einer überschwappenden Omikron-Welle fahrlässig in Gefahr gebracht.
Oliver Volmerich, Jahrgang 1966, Ur-Dortmunder, Bergmannssohn, Diplom-Journalist, Buchautor und seit 1994 Redakteur in der Stadtredaktion Dortmund der Ruhr Nachrichten. Hier kümmert er sich vor allem um Kommunalpolitik, Stadtplanung, Stadtgeschichte und vieles andere, was die Stadt bewegt.
