
Kuhbar-Geschäftsführerin Martina Ostermann steht in einem Paradies für Eisliebhaber: 2.500 Schalen aller Sorten stehen in den zwei Kühlhäusern der Eismanufaktur. © Nils Stachowiak
Eishersteller in Dortmund: „Die Lage bei Sahne ist echt kritisch“
Hitzewelle
Heißes Wetter schreit nach einem kalten Eis. Ein super Geschäft für Eishersteller in Dortmund? Die Kuhbar und Hitzefrei geben Einblicke in die Produktion der kalten Erfrischung im Sommer.
Kaum ein Geschäft ist dermaßen wetterabhängig wie Eisdielen, Eiscafés und eben auch das der Eishersteller. Das zeigt sich nicht nur bei einem Blick in die Fußgängerzonen an warmen Tagen. „Natürlich freuen wir uns, wenn die Sonne scheint“, bestätigt auch Shahab Nouri, Gründer von Hitzefrei Eis.
Dass bei Temperaturen über 20 Grad mehr Eiskugeln über die Ladentheke gehen als im regnerischen Februar, verwundert nicht. Da muss schnell Nachschub her. Für den sorgen die Dortmunder Firmen Hitzefrei und Kuhbar selbst. Denn sie produzieren ihr Eis noch handwerklich in eigenen Betrieben, ohne große Industriemaschinen.
Im Sommer wird die Produktion hochgefahren
Nouri gibt an: „Von Mai bis August ist unsere Hochsaison.“ Während in den kalten Monaten ein einziger Eismacher die teils ausgefallenen Hitzefrei-Sorten anrührt, arbeitet das „Eislabor“ in Dorstfeld dank Lieferant und Aushilfen nun sogar im Schichtbetrieb.

Ein Mitarbeiter in der Kuhbar-Eismanufaktur in Schwerte füllt frisch produziertes Erdbeereis in Transportschalen um. Knapp drei Kilogramm Eiscreme passen in die Schalen. © Nils Stachowiak
Auch Martina Ostermann, Geschäftsführerin der Kuhbar, gibt an: „Im Sommer produzieren wir immer am höchsten Limit. Die Kühlhäuser müssen voll sein.“ Das gilt aber nicht nur, wenn der Wetterbericht von 30 oder 40 Grad spricht. Die Produktion wird also bei hohen Temperaturen nicht weiter hochgefahren.
Acht Mitarbeiter sorgen in der Eismanufaktur in Schwerte dafür, dass täglich 900 Schalen Eis in die kalten Regale wandern - außerhalb der Hochsaison sind es nur 400 bis 500. An richtig heißen Tagen gehen davon aber auch bis zu 1.000 Schalen wieder in die Filialen. „Da müssen wir dann gut nachlegen“, weiß Ostermann.
Fruchtsorbets laufen am besten
Besonders gilt das im Sommer bei Fruchtsorten - bei beiden Herstellern. Shahab Nouri weiß, welches Hitzefrei-Eis sich im Sommer am besten verkauft: „Normalerweise haben wir ein 3-zu-1-Verhältnis von Milch- zu Fruchteis. Doch im Sommer verkaufen sich die Sorbets doppelt so viel wie das klassische Milcheis.“

„Eine Kugel Himbeer-Minze im Hörnchen“ - diese Bestellung hört Laura in der Hitzefrei-Eisdiele im Sommer besonders oft. Fruchteis wird bei gutem Wetter zum Bestseller. © Nils Stachowiak
Der Bestseller in diesem Sommer: Himbeer-Minze. Da die Himbeeren von einem Dortmunder Hof kommen, gibt es auch keine Lieferschwierigkeiten. Aber auch die Klassiker Zitrone, Bergamotte, Maracuja oder ein Gin-Tonic-Eis stehen bei Hitze hoch im Kurs.
Lieferprobleme bei Rohstoffen
Praktisch - denn Zutaten für Milcheis sind gerade schwierig zu bekommen, oder erheblich teurer geworden. Der Preis für Magermilchpulver habe sich fast vervierfacht, berichtet Nouri. An Milch kommen die Fabriken der Kuhbar und von Hitzefrei hingegen gut. Beide beziehen sie von Bauernhöfen im benachbarten Waltrop. Die Kuhbar arbeitet mit Milchbauer Michael Bittner zusammen, die Hitzefrei-Milch hat ihren Ursprung auf dem Hof der Brüder Billmann.
Aber ansonsten hat auch Martina Ostermann Probleme, an sogenannte „weiße Ware“ zu kommen. „Echt kritisch“ sei die Lage bei Sahne, Schmand oder Joghurt. „Genug Rohstoffe zu haben“ ist für sie gerade die größte Herausforderung. Trotzdem sieht sich die Geschäftsführerin „gut vorbereitet“.
„Ins Zittern kommen wir nur bei technischen Schwierigkeiten“, schätzt Ostermann die Lage ein. Kühlhäuser und Eismaschinen würden „bei hohen Temperaturen eben gerne mal zusammenbrechen.“ Deswegen wurden die Maschinen vor den heißen Tagen extra nochmal enteist und vorbereitet.
„Happy Hour“ verschiebt sich
Auch Shahab Nouri sieht seine Hitzefrei-Läden gut gewappnet. Er beobachtet: „Wenn es heiß wird, kommen die Leute später.“ Während die „Happy Hour“ normalerweise zwischen 15 und 18 Uhr ist, wird es dann „von 18 bis 20 Uhr am vollsten.“ Bei Temperaturen höher als 33 Grad seien die Menschen in Dortmund sowieso weniger unterwegs.

Gründer Shahab Nouri steht vor der Hitzefrei-Eisdiele im Kreuzviertel. Seine Beobachtung: Wenn es warm ist, kommen die Leute später in seine Läden. © Nils Stachowiak
Trotzdem: Ein Eis bekommt man auch an heißen Tagen. Egal, ob Hitzefrei-Bestseller „Himbeer-Minze“ oder die Kuhbar-Erfindung „Supernuss“. Eisliebhaber müssen sich also keine Sorgen vor der nächsten Hitzewelle machen.