
Der Diplom-Meteorologe Andreas Friedrich beobachtet seit fast 40 Jahren für den Deutschen Wetterdienst das Wetter. © DWD
Doch keine 40 Grad in Dortmund? Warum die Mega-Hitzewelle ausbleibt
Falsche Prognose
Temperaturen bis zu 45 Grad - das sagte ein US-Wettermodell für Teile von NRW voraus und sorgte damit für Schlagzeilen. Nun kommt die Mega-Hitzewelle doch nicht. Experten finden deutliche Worte.
Burkhard Dreischer kommt direkt zur Sache: „Sehen Sie, ich hatte recht!“, sagt er triumphierend, kaum hat das Telefonat begonnen. Der Dortmunder-Wetter-Experte meint seine am Sonntag geäußerten Zweifel an der Wetterprognose, die am Wochenende für Schlagzeilen sorgte.
Das globale Vorhersagemodell des US-Wetterdienstes hatte am Samstag (9.7.) vorhergesagt, dass es Ende dieser Woche zu einer Rekordhitzewelle kommen werde. Bis zu 45 Grad Celsius prognostizierte das GFS dabei für Teile NRWs.
Zur Wochenmitte war von dieser Hitzekeule nichts mehr übrig: Der Deutsche Wetterdienst rechnete am Mittwochnachmittag (13.7.) für das Wochenende in NRW mit moderaten Temperaturen um die 25 Grad. Für Dortmund sagte der Anbieter „Kachelmannwetter“ am Sonntag lediglich knapp 24 Grad voraus.
„Die Hitze bleibt weiter südlich“, sagt Dreischer. An die 45 Grad hatte er nie geglaubt: „Das kriegen Sie höchstens in Kuwait!“, scherzt er. Zwar habe er in seiner privaten Mini-Wetterstation in Lünen 2020 einmal 42 Grad gemessen, aber auch nur für einen Tag. Solche Temperaturen hielten sich in Dortmund nie lange, „dafür sind wir zu nah an der Nordsee“. Anfang kommender Woche rechnet er aber immerhin mit bis zu 35 Grad.
„Das war nie seriös vorhergesagt!“
Spricht man Andreas Friedrich auf die ausbleibende Mega-Hitzewelle in NRW an, wird der Diplom-Meteorologe deutlich: „Das war nie seriös vorhergesagt!“, sagt der Pressesprecher des Deutschen Wetterdienstes. Er kritisiert einige Kollegen von „privaten Wetterdiensten“, die Aufmerksamkeit erhaschen wollten.
Bei langfristigen Wettermodellen gebe es immer „extreme Ausreißer“, ein ebensolcher sei nun herausgeholt worden, um reißerische Schlagzeilen zu machen. Die Großwetterlage entwickele sich oft sehr dynamisch, entsprechend chaotisch seien die Schwankungen bei diesen Modellen, so Friedrich.
Dennoch: Dass einige Modelle solche extremen Werte überhaupt vorhersagen, halten manche Meteorologen schon für bemerkenswert: „Ich habe noch nie solche Temperaturen für Deutschland in einem Wettermodell gesehen“, twitterte etwa ZDF-Wettermann Özden Terli am Samstag.
Dass sie das tun, hat laut Friedrich mit der generellen Klimaerwärmung zu tun: Die Ausgangstemperaturen, auf denen diese Modelle fußen, lägen mittlerweile höher als noch vor einigen Jahren.
In nicht allzu ferner Zukunft könnten aber Hitzewellen wie die jetzt nicht eingetretene Dortmund durchaus ereilen, meint Friedrich: „Ein typischer NRW-Sommer in 20 Jahren wird über längere Zeit 40 Grad und mehr bieten, Tropennächte über 20 Grad werden an der Tagesordnung sein.“ Auch werde es lange Dürre-Perioden geben: „Der Rhein könnte dann ein Rinnsal werden.“
1984 geboren, schreibe ich mich seit 2009 durch die verschiedenen Redaktionen von Lensing Media. Seit 2013 bin ich in der Lokalredaktion Dortmund, was meiner Vorliebe zu Schwarzgelb entgegenkommt. Daneben pflege ich meine Schwächen für Stadtgeschichte (einmal Historiker, immer Historiker), schöne Texte und Tresengespräche.
