Dortmunder Physik-Professor: Deutschland wird Europameister

Metin Tolan

Deutschland wird Europameister. Das sagt der Physik-Professor Metin Tolan von der TU Dortmund. Er hat das Turnier nämlich schon durchgerechnet. Sein Modell hat aber auch Schwächen. Ein Interview.

DORTMUND

09.06.2016, 13:55 Uhr / Lesedauer: 2 min
Der Physik-Professor Metin Tolan beschäftigt sich seit 2006 mit den physikalischen Eigenschaften des Fußballs (aus diesem Jahr stammt auch das Bild). Der Professor für Experimentelle Physik betrachtet die "schönste Nebensache der Welt" gern von einem wissenschaftlichen Standpunkt und hat zur EM die Siegchancen der deutschen Mannschaft berechnet.

Der Physik-Professor Metin Tolan beschäftigt sich seit 2006 mit den physikalischen Eigenschaften des Fußballs (aus diesem Jahr stammt auch das Bild). Der Professor für Experimentelle Physik betrachtet die "schönste Nebensache der Welt" gern von einem wissenschaftlichen Standpunkt und hat zur EM die Siegchancen der deutschen Mannschaft berechnet.

Den vierten Weltmeister-Stern hat sich Deutschland vor zwei Jahren in Brasilien geholt - und nun wird es sicher auch mit der Europameisterschaft klappen - zumindest wenn es nach den Berechnungen des Dortmunder Physik-Professors Metin Tolan geht. „Mit der höchsten Wahrscheinlichkeit wird das deutsche Nationalteam den Titel holen“, sagt Tolan im Interview der Deutschen Presse-Agentur. Er hat mit einem komplizierten Berechnungsmodell die gesamte EM schon am Computer durchgespielt. 

Wer wird Europameister? 

Tolan: Europameister wird die deutsche Nationalmannschaft. Das habe ich ausgerechnet. Oder sagen wir mal so, das muss ich vielleicht korrekter ausdrücken: Mit der höchsten Wahrscheinlichkeit wird das deutsche Nationalteam den Titel holen. 

Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit dafür? 

Die Wahrscheinlichkeit, den Titel zu holen, liegt für die deutsche Nationalmannschaft bei 14,27 Prozent. Wenn sie genauso viele Tore schießen, wie sie bisher bei EMs geschossen haben und alle anderen Mannschaften das auch tun.

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Jetzt kann man sagen, „Boah, das ist aber wenig. Da bleibt ja noch über 85 Prozent Luft.“ Aber man muss bedenken, wenn 24 Mannschaften spielen und alle gleichstark wären, dann wäre die Wahrscheinlichkeit, den Titel zu holen, ein Vierundzwanzigstel und das sind 4,2 Prozent. (...). Die deutsche Mannschaft hat eine leicht höhere Wahrscheinlichkeit als die Franzosen, die bei 13,88 liegen. Und von daher hat die deutsche Mannschaft schon von allen Mannschaften die höchste Wahrscheinlichkeit. 

Wie wurde der Gewinner berechnet? 

Das ist im Rahmen einer Simulation passiert. Fußballmannschaften schießen Tore nach einer sogenannten Poisson-Verteilung. Das ist eine spezielle Wahrscheinlichkeits-Verteilung. Und wenn man die kennt, kann man ein ganzes Turnier durchsimulieren und das habe ich gemacht - mit allen Gruppenspielen, Achtelfinals, Viertelfinals und so weiter.

Sie haben auch bei den Weltmeisterschaften 2014 und 2010 Deutschland den Titel zugerechnet. Kommt bei Ihnen einfach immer Deutschland raus?

Bei der WM war die Wahrscheinlichkeit zum Beispiel bei 24,2 Prozent, dass Deutschland als Titelträger rauskommt. Auch da war ja die Aussage, Deutschland hat die höchste Wahrscheinlichkeit, wenn sie so spielen, wie sie bisher gespielt haben.

Bei der WM 2010 war das ähnlich. Wenn alle so gespielt hätten wie im Vorfeld, dann wäre Deutschland mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit Titelträger geworden. Es bleibt also immer noch eine Menge Luft für uns Fans zum Daumendrücken. Ein Fußballspiel einfach nur am Schreibtisch ausrechnen, das wird's nie geben. 

Metin Tolan hat den Lehrstuhl für Experimentelle Physik an der Technischen Universität Dortmund inne und leitet außerdem das Institut für Beschleunigerphysik und Synchrotronstrahlung. Seit 2006 hat er für jedes größere Fußballturnier die Wahrscheinlichkeiten und Siegchancen der einzelnen Mannschaften ausgerechnet. 

Interview: Amelie Richter, dpa

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